Der Zeitenherrscher
krumme Schnabel und
schließlich
der gesamte Kopf. Sie wirkte angeschlagen.
Und
verängstigt.
Der Magier drang in ihr Gehirn ein. Er suchte sich seinen
Weg in ihre Erinnerungen. Diese sollten ihm zeigen, was geschehen war,
nachdem sie ihn im Schlaf gerufen hatte.
Und dann endlich sah er alles
vor sich: die Jugendlichen, die Krähenscharen und auch die Attacke der
Vögel. Und schließlich entdeckte er die kleine Krähe auf dem Ast eines
abgestorbenen Baumes.
Er hörte sie.
Er sah sie.
Er konnte ihren Kampf
mit der weitaus größeren Krähe beobachten.
Schließlich schlug der
Magier die Augen auf und hieb mit den Fäusten gegen die feuchte
Wand.
Er musste verhindern, dass ihm die Kontrolle entglitt.
Er konnte nicht zulassen, dass seine Pläne durchkreuzt
wurden.
Schnell erhob er sich, die Schmerzen in seinem Körper
missachtend, und machte sich auf den Weg.
„ Wounded Knee kann nur noch wenige Schritte entfernt sein“, flüsterte Simon, und der Gesichtsausdruck der anderen änderte sich schlagartig. Alles an ihnen verriet ihre Anspannung. Die Zeitenkrieger machten sich bereit.
Salomon legte den Rucksack mit dem Proviant hinter einen Strauch. Es befand sich eh kaum noch etwas darin. Die drei Feldflaschen hatten sie bis auf eine geleert. Und von dem Brot, das Salomon hastig eingepackt hatte, lag nur noch ein Stück dicke Kruste in dem Sack. Auch die Decke, die er sich über die Schultern geworfen hatte, legte er dazu. Er wollte, was auch immer geschah, schnell reagieren können. Und da war es besser, sich von dem Ballast zu trennen. Die Aufregung wegen dem, was jetzt kommen konnte, ließ ihn ohnehin alle Kälte vergessen.
Die anderen taten es ihm gleich.
In leicht gebückter Haltung setzten sie ihren Weg fort. Simon ging erneut voran. Seine drei Freunde dicht hinter ihm, wobei sie nun alle vier versuchten, die Ebene rechts und links von ihnen im Blick zu behalten. Noch einmal wollten sie sich nicht überraschen lassen.
Die Geräusche wurden lauter. Schon waren die gedämpften Schritte von Pferdehufen zu vernehmen. Und Stimmen drangen zu ihnen. Aufgeregte Stimmen.
Simon drehte sich zu seinen Freunden um und wies auf die Spitze eines Hügels vor ihnen. „Ich vermute, dort hinten steht gerade Moon.“
Die anderen nickten. Doch dann ging plötzlich etwas Merkwürdiges mit ihnen vor. Neferti, Nin-Si und Salomon sahen Simon über die Schulter, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
„Simon!“, stieß Salomon mit einer Stimme hervor, die Simon das Blut in den Adern gefrieren ließ. Vorsichtig drehte sich Simon um. Langsam. Auf alles gefasst. Und er schrie vor Schreck auf, als er die beiden Soldaten hinter sich sah, die mit gezückten Gewehren auf die Freunde zielten. In der typischen blauen Uniform standen sie da, wie Simon sie aus den Schulbüchern kannte, mit runden goldenen Knöpfen, einem breiten Gürtel und der blauen Mütze auf dem Kopf.
Einer von ihnen hielt Simon die Waffe an den Kopf, der andere zielte auf Salomon, Neferti und Nin-Si.
„Wo wollt ihr denn hin?“ Der Soldat drückte Simon den Lauf seines Gewehres fest gegen die Schläfe.
Es war nicht das erste Mal, dass Simon bedroht wurde. Doch noch immer empfand er angesichts solcher Waffen Angst und Abscheu.
Simon suchte fieberhaft nach einer Antwort. Nach einer Lüge, die er dem Soldaten auftischen konnte. Doch Salomon kam ihm zuvor: „Wir sind auf der Suche nach einem Pferd, das uns verlorengegangen ist“, brachte er blitzschnell hervor, und Simon hätte ihm am liebsten bewundernd auf die Schulter geklopft.
Aber die Lüge zeigte nicht die gewünschte Wirkung.
„Klar“, gab der Soldat in spöttischem Ton zurück. „Auf der Suche nach einem Pferd. Das glaube ich euch aufs Wort. Und dieses Pferd hat sich ausgerechnet hier verlaufen?“
„Warum nicht?“, warf Nin-Si ein. „Was soll denn daran seltsam sein? Was geschieht denn hier, wenn ein Pferd …?“
Der Soldat spuckte braunen Kautabak in den Schnee. „Das wüsstest du wohl gerne was wir hier veranstalten, was? Bestimmt möchtest du … Hey!“ Er zog die Waffe von Simons Schläfe zurück und machte einen großen Schritt auf Nin-Si zu.„Was bist du denn überhaupt für eine?“, fragte er, den Blick fest auf Nin-Sis tiefdunkle Augen gerichtet. „So was wie dich habe ich ja noch nie …“ Seine Augen wanderten zu Neferti. „Und du?
Wo kommst du denn her?“ Schlagartig riss er sein Gewehr wieder in die Höhe. „Verflucht! Was seid ihr denn für eine Bande?
Wo kommt ihr her?
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