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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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sich auf seinen Freund.
    Moon, dachte Simon und versuchte gleichzeitig, sich den Indianer vorzustellen. Es kann sein, dass du mich verstehst. Ich denke, dies hier wird dir einen Schreck einjagen, aber es ist wichtig, dass du tust, was ich dir sage. Such dir ein Versteck. Entfernedich von dem Platz zwischen den Tipis.
    Wie aus weiter Ferne drang Nefertis Stimme an Simons Ohr: „Schaut mal, irgendetwas geht in Moon vor. Er sieht sich nach allen Seiten um.“
    „Ja“, war Salomon zu hören. „ Und … er entfernt sich von seinem Platz. Er geht rückwärts.“
    Simon hörte nicht mehr hin. Er konzentrierte sich nur noch
mehr auf Moon. Hör auf mich , wiederholte er in Gedanken. Und
vertrau mir. Ich möchte dich schützen. Such dir ein Versteck. Beeil dich. Die Zeit drängt. Ich kann dir nicht sagen, woher ich …
    Mit einem Mal wurde es Simon wieder schwarz vor Augen, dann spürte er, wie das Gefühl in seinem Kopf nachließ. Er war zurück in seinem Körper und öffnete die Augen.
    Neferti saß ihm gegenüber. „Was war gerade mit dir? Deine Augen haben so geflackert und …“
    Caspar schnitt ihr das Wort ab. „Schnell! Die Krähe verlässt Moon.“
    Alle wandten ihren Blick in das Lakota-Lager. Die kleine Krähe stob in Windeseile in die Höhe. Moon sah sich um. Die Jugendlichen auf dem Hügel konnten beobachten, wie er nach der Hand einer Frau und nach der eines Mädchens griff und wie er auch seinem Vater noch ein Zeichen geben konnte. Ganz langsam und unauffällig zogen die vier sich zurück. Die Umstehenden waren von dem Geschehen in der Ebene so abgelenkt, dass sie nicht wahrnahmen, wie Moon mit den drei anderen in einem Tipi verschwand.
    Plötzlich ertönte ein lautes Geschrei vor einem der anderen Tipis. Zwei Männer rangen miteinander: ein Soldat und ein Indianer. Der Soldat versuchte, dem Lakota das Gewehr zu entreißen. Beide zogen und zerrten daran, bis eine Hand abrutschte.
    In diesem Moment fiel der Schuss.

Ein Ruck erschütterte die
Hallen. Ein wahres Beben ließ für Sekundenbruchteile die gesamte
Festung erzittern.
Die Wucht brachte sogar den Magier aus dem
Gleichgewicht. Wie eine riesige unsichtbare Welle brach es über ihn
herein und durch ihn hindurch, dass er beinahe das Gefühl hatte, es
könnte ihn zerreißen. Für einen kurzen Moment war sein Bewusstsein
ausgeschaltet. Er sah nur noch schwarz, war unfähig, sich zu bewegen,
und konnte nicht einmal einatmen.
Dann war alles vorbei.
Das Zittern
in den Hallen legte sich, und die Lähmung des Magiers ließ wieder
nach.
Etwas musste geschehen sein. Etwas hatte das Zeitgefüge
verschoben.
Und er wusste nicht, was es gewesen sein könnte.
Die Zeit
war gestürzt worden, die Vergangenheit verzerrt.
Doch wie?
Er konnte
sich nicht vorstellen, was dies gewesen sein konnte.
Vor allem: Er
wusste niemanden außer sich selbst, der zu solch einem Zauber fähig
war.
Doch eines war ihm sehr wohl bewusst: Sein Kampf hatte in dieser
Sekunde eine ganz neue Dimension erreicht.
Etwas hatte sich gegen ihn
gestellt, von dem er noch nicht ahnen konnte, was es war.
Er musste es
in Erfahrung bringen.

Simon und seine Freunde hielten die Luft an. Da war es, das entsetzliche Geräusch. Der Schuss, vor dem sie sich gefürchtet hatten.
    Schon konnte er sehen, wie die ersten Soldaten ihre Gewehre auf die Indianer richteten. Schon erkannte er Finger an Abzügen und Gewehrläufe in Position.
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Simon die kleine Krähe, wie sie pfeilschnell in die Luft stob. Er wandte den Blick ihr zu, gerade in dem Moment, in dem sie einen durchdringenden Schrei ausstieß – und in diesem Moment erstarrte die ganze Szenerie in der Ebene.
    Simon wandte wieder den Blick zum Wounded Knee . Die Menschen standen dort wie eingefroren in ihren Bewegungen. Simon konnte nicht einmal abschätzen, ob sie noch atmeten. Ihm war, als blicke er auf ein riesiges Bild. Ein Gemälde mit lebensgroßen Figuren in einer lebensechten Kulisse.
    Doch er und seine Freunde waren offenbar nicht davon betroffen. Im Gegensatz zu den Menschen vor und zwischen den Tipis konnten sie sich weiterhin bewegen.
    Caspar war der Erste, der etwas von sich gab: „Was ist geschehen?“, brachte er verwirrt hervor. „Was geht dort unten vor sich?“
    Simon setzte zu einer Antwort an, als er schon unterbrochen wurde. Die kleine Krähe kam auf sie zugestürzt und landete unmittelbar vor Simon. Sie rang nach Atem.
    „Schnell! Rettet euren Freund!“, stieß sie hervor.
    Simon brachte vor Erstaunen

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