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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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die Simon und sein Vater allein und vertraut rudernd oder segelnd auf dem Meer verbracht hatten. Es war der Blick des Vaters. Und sein fragender Gesichtsausdruck. Etwas ging in seinem Vater vor.
    Der Vater atmete hörbar ein: „Es ist wichtig“, begann er langsam. „Denk bitte gut nach, bevor du antwortest, ja? Sag mir: Siehst du nachts in diesen Träumen …“
    Die Tür wurde aufgerissen, und Simons Mutter kam herein. „Oh, störe ich?“
    Sofort fiel alle Spannung von Simons Vater ab, und mit einer schauspielerischen Glanzleistung, die nichts von der innigen Stimmung der letzten Sekunden verriet, gab er zur Antwort: „Nein, überhaupt nicht. Wir reden nur ein bisschen.“
    „Dann ist es ja gut. Ich könnte mal eure Hilfe gebrauchen.“
    „Klar!“
    Simon und sein Vater erhoben sich zeitgleich. Sein Vater nickte ihm kurz zu, um ihm zu bedeuten, dass das Gespräch auch später fortgesetzt werden könnte.
    Doch Simon war enttäuscht. Vielleicht hätte es gutgetan,
    sich jemandem anzuvertrauen; Endlich einmal über all das zu sprechen, was ihn in den letzten Monaten beschäftigt hatte.
    Aber er musste wohl warten.
     
    Dunkelheit. Ein kurzes Flackern. Ein Schatten an der Wand. Und dann wieder: Dunkelheit.
    Dazu diese kalte, feuchte Luft.
    Simon konnte das Meer rauschen hören. Wie aus der Ferne und doch sehr nahe.
    Wo war er? Und wie war er hierhergekommen?
    Wieder flammte Licht auf. Wieder sah er den Schatten an der Wand, doch dieses Mal wurde Simon klar, dass es sein eigener Schatten war, auf den er blickte.
    Er wandte sich um. Hinter ihm lag eine Fackel auf dem Boden. Die Flamme war kurz davor zu erlöschen. Simon bückte sich und hob die Fackel vorsichtig in die Höhe. Er pustete sanft gegen die winzige Flamme, und als hätte er sie damit geweckt, bäumte sie sich knisternd auf und erhellte den ganzen Raum.
    Simon befand sich in einer Höhle. Sie war nicht viel höher als sein eigenes Zimmer, dafür aber führte sie tief in einen Felsen hinein.
    Langsam drehte er sich mit der Fackel in der Hand im Kreis und sah sich um. Vor dem Höhleneingang, nur durch einen sehr schmalen Sandstreifen getrennt, konnte Simon das Meer erkennen. Das Rauschen der Wellen wurde in der Höhle verstärkt. Dadurch wirkte es gleichzeitig so nah und doch so fern.
    Auf einer der Wände konnte Simon Zeichnungen entdecken. Höhlenmalereien, wie er sie aus Büchern kannte: Jagdszenen und auch Tierzeichnungen. Simon ging näher darauf zu. Echte Höhlenmalereien. Und kein bisschen verblasst. Im Gegenteil. Es schien beinahe so, als wären sie gerade erst gemalt worden. Langgliedrige Menschen konnte er erkennen, mehrere Raubtiere, gegen die sich die Menschen wehrten, und sogar ein Mammut.
    Simon riss sich von diesem beeindruckenden Anblick los und inspizierte weiter die Höhle. Das Ende konnte er nicht ausmachen. Wie ein langer, schmaler Schlauch zog sich die Höhle durch das Gestein.
    Schließlich wandte sich Simon den Höhlenmalereien an der Wand gegenüber zu und stutzte. Kohlestriche erkannte er dort. Kohlestriche, wie er sie nur zu gut kannte. Wieder trat er näherheran. Diese Linien, dicht beieinander. Kein Zweifel, dies war eines der Bilder aus seinen Träumen. Diese Kohlestriche waren ihm vertraut. Er hatte sie wieder und wieder gesehen. Nachts.
    Langsam streckte er eine Hand danach aus und berührte mit den Fingerspitzen eine der schwarzen Linien. Er fuhr darüber und war überrascht, dass er die Kohle verstreichen konnte. Diese Striche mussten frisch sein. Simon drehte seine Hand und blickte auf seine rußgeschwärzten Fingerkuppen. Wie konnte das sein?
    Er hielt die Hand näher vor seine Augen, um den Ruß auf seinen Händen besser betrachten zu können, und zog auch die Fackel immer näher zu sich heran. Plötzlich schrie er auf und ließ die Fackel fallen. Er hatte sich mit der Flamme seinen Zeigefinger verbrannt.
    „Mist!“
    Schnell hob er die Fackel auf und betrachtete seine Hand. Der Zeigefinger schmerzte und war bereits rot angelaufen. Doch Simon schenkte dem keine Beachtung. Genauso, wie er die aufkommende Angst in sich ignorierte. Er musste herausbekommen, was das alles zu bedeuten hatte.
    Noch einmal trat er mit der Fackel an die Wand heran und betrachtete eingehend die Kohlestriche. Es waren nicht viele. Simon zählte nach: zehn Linien.
    Er ging noch näher heran und streckte schon wieder seine Hand danach aus, als Bewegung in die Linien kam. Simon dachte zunächst, er wäre einer optischen Täuschung erlegen,

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