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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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selbst noch ein Junge war. Du konntest uns also gar nicht bemerken, weil es dich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab.“
    Simon nickte. „Das leuchtet mir ein.“ Sein Kopf fühlte sich allerdings an, als würde er bald platzen. All diese Informationen musste er erst einmal verarbeiten. Er strich mit einer Handsachte über seinen Arm, über den Stoff des Hemdes. Bisher hatte er es nur gegen die Kälte getragen. Doch auf einmal hatte es eine ganz andere Bedeutung für Simon gewonnen.
    Neferti gönnte ihm einige Sekunden, dann sagte sie: „Nun müssen wir nur noch erfahren, was genau der Plan des Schattengreifers ist.“
    Sie und Simon sahen augenblicklich voller Erwartung auf die kleine Krähe. Doch die schüttelte rasch den Kopf. „Oh, bitte keine zu großen Hoffnungen! Ich weiß nicht viel“, antwortete sie, und es klang wie eine Entschuldigung. „Ich werde euch da keine große Hilfe sein.“
    „Sag uns doch einfach nur das, was du mit Sicherheit weißt. Vielleicht hilft uns das ja auch schon weiter.“
    Die Krähe ruckte mit dem Kopf. „Was weiß schon so eine kleine Krähe wie ich? Meint ihr, der Magier plaudert einfach so seine geheimsten Gedanken aus? Meint ihr, er singt mich nachts in den Schlaf mit dem Lied seiner Pläne? Ihr denkt wohl …“
    Simon stützte die Hände auf die Reling. „Kann es sein, dass du gar nichts weißt und es nicht zugeben willst?“
    „Ha!“, gab die Krähe beleidigt zurück. „Von wegen. Ich weiß eine ganze Menge!“
    „Aber?“
    „Aber wohl nicht in der richtigen Reihenfolge … ähem …“ Sie blickte verschämt unter sich.
    Simon lächelte. „Verrate uns doch einfach das, was du weißt“, bat er noch einmal, und die Krähe gab sich sichtbar einen innerlichen Ruck.
    „Von dem großen Plan spricht er immer. Von dem großen Ziel . Von … von …“
    Sie stockte.
    „Ja?“
    „Von … oh weh!“
    Sie klappte den Schnabel zu und riss gleichzeitig die Augen auf. Schaudernd blickte sie über Simon und Neferti hinweg. Auch die beiden Freunde starrten erschrocken nach oben und sahen, wie sie angestürzt kam: Die Krähe mit dem krummen Schnabel schoss von ihrem Mastkorb direkt auf die drei zu.
    Simon und Neferti duckten sich. Die kleine Krähe sprang zur Seite, als die große neben ihr landete.
    „Was geht hier vor?“, krächzte sie mit ihrer knurrigen Stimme. „Gründet ihr einen neuen Club? Vielleicht den Verein der Rätselknacker?“
    „Was willst du?“, erkundigte sich die kleine Krähe entnervt.
    „Ich will Rätsel lösen“, erwiderte die große. „Das macht ihr doch auch gerade. Ich möchte das Rätsel lösen, warum du mir im Kampf einen Zauber ins Gefieder gestoßen und mich vor unseren Artgenossen bloßgestellt hast.“
    „Du weißt, dass ich hinter diesen Jugendlichen stehe“, gab die kleine Krähe zur Antwort.
    „Und du weißt hoffentlich noch, dass ich dem Schattengreifer näherstehe als du. Du solltest Acht geben, wer deine wirklichen Freunde sind.“
    „Genau das mache ich ja gerade“, sagte die kleine Krähe und rutschte auf der Reling näher an Simon und Neferti heran.
    Die große Krähe klapperte verächtlich mit dem Schnabel. „Willst du mir tatsächlich erzählen, dass du diese beiden mir vorziehst?“
    Simon trat einen Schritt vor und stellte sich demonstrativ an die Seite der kleinen Krähe. „Ich denke, sie hat sich entschieden“, sagte er.
    Die große hob blitzschnell ihren Kopf. Die Spitze ihres krummen Schnabels wies direkt auf Simons Gesicht. „Ich mag dich nicht“, stieß sie überheblich hervor. „Ich hab dich von der ersten Sekunde an nicht gemocht, als du mit diesem ängstlichen Gesicht das Schiffsdeck betreten hast. Der macht nur Ärger, dachte ich mir. So wie sein Vater, dachte ich mir. Auch er hatte die Hosen ordentlich voll, als er hier ankam. Und dann hat er ebenfalls nur Ärger gemacht.“
    Simon ballte die Hände zu Fäusten. „Kein falsches Wort über meinen Vater. Hörst du? Sonst …“
    „Sonst was?“ , schnitt ihm die große Krähe das Wort ab. „Willst du mir drohen? Willst du diese kleine Mickerkrähe hier auf mich hetzen, damit sie mir einen zweiten Schnabel hext?“
    Und sie blickte verächtlich auf die kleine Krähe an ihrer Seite.
    „Es reicht jetzt“, erwiderte diese. „Verschwinde, flatter weiter!“
    „Oh, das klingt ja schon wieder wie eine Drohung!“, rief die große verächtlich. „Soll ich mich jetzt fürchten? Soll ich jetzt vor deinen Zauberkräften davonfliegen?“
    Die kleine Krähe gab

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