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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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reagierten sie nicht mit Hass auf die Fremden. Entsetzt wichen sie vor ihnen zurück, ihre Blicke fassungslos auf die drei gerichtet.
    „Was ist das?“, schrie eine Frau aus der Menge heraus. Sie wies mit der Hand auf die Freunde.
    Simon und seine Freunde blickten sich verwundert an. Bis Simon auffiel, dass die Frau nicht auf die Freunde zeigte, sondern auf etwas, das sich hinter ihnen befinden musste. Vorsichtig wandte sich Simon um. Und augenblicklich verstand er.
    Auf einer hohen Hauswand warfen die Fackeln der Menschen einen hohen Schatten an die Wand: Simons Schatten. Doch von Neferti und Nin-Si gab es keinen Schatten an dem Haus, obwohl sie dicht bei Simon standen.
    „Was ist das nur?“, kreischte die Frau erneut. Und eine Stimme aus der Menge brüllte als Antwort: „Das ist Hexerei! Diese beiden sind Hexen! Und er ist ihr Meister!“
    „Auf sie!“, schrie die Frau. „Raus mit ihnen aus unserer Stadt, bevor sie uns noch Schlimmeres als die Pest in unsere Mauern bringen!“
    Augenblicklich war der erste Schreck der Menge verschwunden. Kreischend stürzten sie auf Simon und die beiden Mädchen zu.
     
    Caspar und Moon rannten um ihr Leben. Sie schlugen Haken wie flüchtende Kaninchen, bogen immer wieder in neue Straßen ein und rannten aus ihnen heraus. Bloß fort von dem Stimmengewirr der aufgebrachten Menschenmassen …
    … bis Moon im Laufen seinem Freund auf einmal einen kräftigen Stoß gab, der Caspar in eine offene Scheune stolpern ließ. Schnell sprang Moon ebenfalls in das Gebäude. Die beiden krochen in eine der hinteren Ecken.
    „Still!“, warnte Moon seinen Freund. „Noch können wir nicht sicher sein, dass wir sie abgehängt haben.“
    Und wie auf ein Zeichen waren bereits die Stimmen ihrer Verfolger zu hören: „Verfluchtes Pack!“, schimpfte einer der Männer. „Wo können sie sein?“
    „Die haben mir richtig Angst eingejagt“, gab die Frau zu. „So etwas Unheimliches habe ich noch nie gesehen. Hast du die Augen des einen Mädchens bemerkt?“
    „Oder der andere Junge, der mit den langen schwarzen Haaren. Ganz wohl war mir auch nicht dabei!“
    Moon und Caspar hielten den Atem an. Zitternd lauschten sie den Worten ihrer Verfolger.
    „Ach, die sind weg!“, klagte schließlich die Frau. „Die finden wir hier nicht mehr. Wir sollten lieber wieder zu den anderen zurückgehen.“
    „Ja, ich möchte doch dabei sein, wenn es den Juden an den Kragen geht.“
    „Ob wir das wirklich so handhaben werden wie die Franzosen?“, fragte die Frau, und aus ihrer Stimme war bereits Vorfreude herauszuhören. „Ob wir wirklich ein paar von denen verbrennen?“
    „Es gibt schon einen Scheiterhaufen“, antwortete der Mann.
    „Dann wird’s heute Nacht ein Feuerchen geben“, überlegte sie. „Und ich weiß auch schon, wen ich gern brennen sehen möchte: den Jacob.“
    „Den Geldverleiher?“
    Die Frau kicherte. „Pest hin oder her. Wenn der Jacob heute Nacht brennt, dann bin ich meine Schulden bei ihm los. Ich hatte mir bei ihm eine Stange Geld geliehen.“
    Der Mann wirkte überrascht. „Das ist gut! Das ist sogar sehr gut. Ich wüsste auch schon jemanden, den ich ins Feuer schicken würde.“
    „So?“
    „Ja, ich schulde David und Rachel Geld.“
    „David, der Kräuterhändler? Den kenne ich auch.“
    Caspar und Moon spitzten die Ohren. Dort wurde über Salomons Familie gesprochen.
    Vor der Scheune wurde man sich einig. „Wir helfen uns gegenseitig“, schlug die Frau vor. „Wir sorgen dafür, dass Jacob und David auf den Scheiterhaufen kommen.“
    „Und ihre Familien gleich mit!“, gab der Mann zufrieden von sich. „Das müsste zu machen sein.“
    „Dann komm! Die Zeit drängt!“
    Moon und Caspar konnten in ihrem Versteck hören, wie sich die Schritte die beiden entfernten.
    „Hast du das gehört?“, keuchte Caspar entgeistert. „Salomons Familie …“
    „Das ist die Notlage, in welcher der Magier erscheinen wird“, gab Moon zurück. „Wir müssen Salomon vor dem Schattengreifer bewahren. Und vor dem Scheiterhaufen!“
    „Diese Halunken!“, schimpfte Caspar. „Wie kann man nur so niederträchtig sein? Sie töten diese unschuldigen Menschen, nur um ihre Schulden los zu sein!“
    „Komm!“ Moon half seinem Freund auf die Beine. Vorsichtig schlichen sie aus der Scheune heraus und folgten in sicherer Entfernung dem Mann und der Frau die Straße hinunter.
     
    Simon hechtete durch die engen Gassen der Stadt. Gefolgt von Neferti und Nin-Si. Der Abstand zu ihren

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