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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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Maske zu gelangen und uns zu täuschen?“
    „Auch du schätzt mich wohl falsch ein“, unterbrach sie der Schattengreifer. „Glaubst du, mir ist an seinem Tod gelegen? Er schläft. Und morgen wird er sich an nichts erinnern. Nicht an mich und auch nicht an euch.“
    Nun wandte er sich wieder an Simon. „Und du! Du enttäuschst mich. Was tust du hier? Nach allem, was ich dirgezeigt habe! Nach allem, was ich dir berichtet habe, wagst du es, weiter meine Pläne zu durchkreuzen? Habe ich dir mit meiner Vision von einer Welt voller Frieden nicht Hoffnung gemacht?“ An dem Zittern in seiner Stimme hörte Simon heraus, dass der Schattengreifer sich nur mühsam beherrschte.
    „Ihr wollt den Menschen doch nur Euren Willen aufzwingen“, entgegnete Simon. Auch seine Stimme zitterte, allerdings vor Angst.
    „Ruhe!“ Der Magier schien kurz davor, Simon anzufallen. „Ich habe dieses Geschwätz nun schon zu oft gehört. Ich dachte, ich hätte in dir einen Verbündeten gefunden. Ich dachte, mit dir an meiner Seite könnte ich eine neue Welt entstehen lassen. Doch ich habe mich geirrt. Und ich bin bereit, meinen Fehler wiedergutzumachen.“
    Die dunklen Augen verengten sich zu Schlitzen. Der Schattengreifer hob die Arme in die Höhe, den Blick fest auf Simon gerichtet.
    Der Junge machte einen weiteren Schritt zurück. Doch dann stockte er. Auf dem Schädel des Schattengreifers spiegelte sich rötliches Licht. Der Widerschein von zahllosen Fackeln tanzte auf der weißen Stirn des Magiers. Und gleichzeitig waren aufgebrachte Rufe und Laute zu hören. Stimmen der Wut.
    Die Meute, vor der Simon, Neferti und Nin-Si geflüchtet waren, hatte sie gefunden. Anscheinend waren sie die vergangenen Minuten durch die Straßen gezogen, um die drei zu suchen.
    Und nun tauchten sie auf dem Marktplatz auf.
    „Dort sind sie!“, schrie eine Frau schrill.
    Der Schattengreifer zog sich schnell die Pestmaske über. „Ich habe sie gefunden!“, rief er aus der Maske heraus. „Ich habe sieaufhalten können! Überlasst sie mir! Ich werde sie aus der Stadt vertreiben!“
    Doch er hatte die Menschen falsch eingeschätzt. „Sie gehören uns!“, schrien einige aufgebracht.
    „Sie sollen büßen für das, was sie dieser Stadt angetan haben!“, kreischten andere.
    Und ein Mann zeigte auf die beiden Mädchen und brüllte: „Das sind Fremde. Sie machen gemeinsame Sache mit den Juden! Sie sollen brennen!“
    Seine Worte ernteten wilden Jubel.
    Der Schattengreifer zog sich zurück. „Dann überlasse ich sie euch. Tut mit ihnen, was immer ihr für richtig haltet.“
    Simon konnte es nicht fassen. Der Schattengreifer überließ sie ihrem Schicksal? Er hätte diese Menschen leicht mit einer einzigen Bewegung seiner Hand verjagen können. Doch stattdessen lieferte er ihn und die beiden Mädchen dem Mob aus.
    „Ich habe abgeschlossen mit euch“, raunte er Simon noch zu. „Von nun an gehört ihr nicht mehr zu mir und meinem Schiff.
    Ihr seid nicht mehr Teil meines Plans. Ich werde mir neue Zeitenkrieger suchen müssen.“
    Und damit wandte er sich um und ging davon. Er ließ sich nicht einmal Zeit zuzusehen, wie Simon, Neferti und Nin-Si gepackt und über den Marktplatz gezerrt wurden.
     
    Caspar und Moon folgten der Menge durch die Nacht. Sie hielten einigen Abstand zu den Menschen, die gerade die fünf Juden durch die Straßen trieben. Keinesfalls durften sie auffallen. Doch so konnten sie auch nur selten einen Blick auf Salomon werfen. Einzig einen Blick auf dessen verängstigtes Gesicht hatte Caspar bisher erhaschen können.
    „Sie treiben sie vor die Stadt“, sagte Moon und zeigte auf das riesige Stadttor, von dem sie in der Ferne den gewaltigen Torbogen aus Stein erkennen konnten. „Caspar, was sollen wir nur tun?“
    Caspar sah ihn hilflos an. „Wenn nur die Krähe da wäre.“
    Sie folgten weiter der grölenden Menge.
    „Ins Feuer mit den Pest-Bringern!“, wurde immer wieder gerufen, und Caspar hatte den sicheren Eindruck, dass vor allem die Frau am lautesten rief, die sie vor der Scheune belauscht hatten.
     
    „Sie bringen uns vor das Stadttor!“, rief Neferti ihren Freunden über das Geschrei der randalierenden Menschen hinweg zu.
    Schon konnten sie sehen, wie das Tor langsam geöffnet wurde. Simon erschrak. Die sich öffnenden Türflügel gaben den Blick frei auf lange Holzpfähle, die gegeneinander aufgeschichtet waren: der Scheiterhaufen!
     
    Das Geschrei wurde lauter. Das Licht der Fackeln nahm zu.
    „Es werden immer mehr

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