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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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für euren Freund tun.
    Keinesfalls werde ich euch zu dieser Menge führen. Lieber …“
    Simon blickte ihn flehentlich an: „Wir können nicht einfach wieder gehen. Wir müssen zu Salomon.“
    „Wahnsinn! Das ist Wahnsinn!“ Adam dachte fieberhaft nach. „Wir müssen …“
    Caspar trat vor. „Sagt uns doch einfach, wo Salomon wohnt.
    Dann werden wir alleine …“
    „Nein!“ Adam blickte ihn scharf an. „Das kommt nicht infrage. Durch die Pest bin ich vielleicht zum Handlanger des Todes geworden, aber keinesfalls werde ich zum Mörder. Euch allein ziehen zu lassen, das würde euren sicheren Tod bedeuten. Ihr habt die Meute gesehen, wie sie … Sie ist nicht mehr zu stoppen!“ Er dachte kurz nach und sagte: „Da ihr mir keine Wahl lasst, mache ich euch folgenden Vorschlag: Ich führe euch zum jüdischen Viertel. Ich bringe euch auf einem anderen Weg dorthin, als der Mob ihn gehen wird. Versprecht mir, dass ihr flüchten werdet, sobald ihr Salomon gefunden habt.“
    Simon sah ihn dankbar an. „Das ist mehr, als wir erwarten dürfen“, sagte er. „Ihr bringt Euch selbst in Gefahr dadurch und …“
    Adam gebot ihm zu schweigen: „Wir dürfen in dieser Stadt des Elends nicht alle Menschlichkeit vergessen. Auch wenn es scheint, als habe ER uns vergessen, bin ich mir sicher, dass Gott noch immer ein Auge auf uns alle hat. Nun kommt!“
    Sie liefen quer über den Marktplatz in eine Gasse hinein, die gegenüber der Straße lag, in die vorhin die aufgebrachte Menge mit ihren Fackeln gezogen war. „Wir nehmen einen Umweg“, erklärte der Arzt. „Beeilt euch.“ Und so bogen sie immer wieder in Seitengassen und schmale Wege ab.
    Die Rufe der Menschen drangen erst aus weiter Entfernung zu ihnen, doch dann wurden die Stimmen wieder lauter, und den Freunden war klar: Sie näherten sich dem Viertel. Dem jüdischen Viertel, in dem sich Salomon gewiss gerade vor der aufgebrachten Meute versteckte.
     
    „Vorsicht jetzt!“, zischte Adam urplötzlich. „Wir müssen bereits ganz in ihrer Nähe sein.“
    Doch die Warnung war unnötig. Die Rufe der Meute, das Klirren von Glas und die Hilfeschreie derer, die sich die Meute bereits vorgenommen hatte, waren deutlich genug zu hören. Es konnten höchstens noch ein oder zwei Straßen zwischen ihnen und dem Pöbel sein.
    „Von hier ist es nicht mehr weit bis zu eurem Freund“, erklärte Adam. „Wenn ihr dieser Straße noch ein Stück weiter folgt, dann kommt ihr …“ Er verstummte. Erschrocken blickte er über die Jugendlichen hinweg. Die Freunde wandten sich schlagartig um und erkannten drei Männer und eine Frau, die mit dicken Stöcken in der Hand hinter ihnen aufgetaucht waren. „Wer seid ihr denn?“
    „Sie gehören zu mir!“, rief Adam ihnen schnell zu. „Sie sind …“
    Die Frau trat auf die Jugendlichen zu. „Die habe ich hier noch nie gesehen.“
    „Und wie die aussehen!“, brüllte einer der Männer. „Diese Nacht bringt wahrlich merkwürdige Gestalten hervor. Unsere Jagd auf das Gesindel lässt die Halunken aus ihren Löchern kriechen.“ Der Mann drohte mit seinem Stock. „Gehört ihr etwa auch zu den Juden, die uns Christen ausrotten wollen?“
    „Aber ich sagte doch, sie gehören zu mir“, wiederholte Adam hastig.
    Der Mann schlug mit dem Stock wütend gegen eine Hauswand. „Die Stadt geht unter, und unser Arzt rennt mit einer Horde merkwürdiger Gestalten durch die Gassen. Ein erstaunlicher Zufall, findet ihr nicht?“
    „Sie sind Freunde“, brachte Adam hastig hervor. „Sie …“
    „Freunde sehen anders aus“, stellte die Frau fest. Vor allem Nin-Sis schmale Augen hatten ihre Aufmerksamkeit erregt.
    „Wie lange haltet ihr euch schon in unserer Stadt versteckt?“, erkundigte sich einer der Männer, während die beiden anderen ebenfalls nach vorne kamen. „Eine fremde Krankheit in der Stadt, und eine Handvoll fremder Leute in der Straße. He, Doktor, kann es sein, dass ihr mit den Juden gemeinsame Sache macht? Sind das vielleicht unsere Brunnenvergifter? Im Auftrag der Juden?“
    Die drei rückten weiter vor. Der Arzt hob beschwichtigend die Hände.
    „Ihr Leute, denkt doch einmal nach. Warum sollte überhaupt jemand die Brunnen vergiften?“
    „Ich habe gehört, dass eine Judenfrau in Frankreich genau das gestanden hat. Sie hat zugegeben, im Auftrag ihres Mannes Gift in den Dorfbrunnen geschüttet zu haben.“
    Adam schüttelte den Kopf. „Dann hast du vielleicht auch gehört, dass ihr Geständnis erzwungen war. Erst nach

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