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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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war das größte Glück in meinem Leben“, flüsterte sie Simon zu.
    Er sah sich zu ihr um. „Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.“
    „Behalte mich in guter Erinnerung“, gab sie ihm nur knapp zur Antwort, dann trat sie einen Schritt vor und rief der Menge zu: „Ihr braucht diese Menschen nicht zu töten! Ich allein bin für das verantwortlich, was hier geschehen ist!“
    „Nein!“ Simon sprang mit einem Satz an ihre Seite. „Neferti, was tust du?“
    „Rette Salomon und seine Familie!“, gab sie ihm nur flüsternd zurück. Dann trat sie wieder näher an die erstaunten Menschen heran. „Ich gestehe, dass ich mit meiner Hexenkraft diese Menschen dazu gebracht habe, das zu tun, was ihr ihnen vorwerft. Ihr müsst nur mich bestrafen, dann wird das Unheil von euch genommen. Von euch und von diesen Leuten hier an meiner Seite.“
    Noch immer starrten die Menschen sie fassungslos an.
    „Ihr glaubt mir nicht?“, rief Neferti. „Ich zeige es euch.“ Sie ging vor, zu dem Mann, der mit der brennenden Fackel am Scheiterhaufen stand. Der Mann wich ängstlich vor ihr zurück.Neferti griff nach der Fackel und ging damit die wenigen Schritte zur Stadtmauer. Auch hier wichen die Menschen zurück. Die Aussicht, einer wahren Hexe gegenüberzustehen, nahm ihnen allen Mut.
    Neferti stellte sich an die Mauer und hielt sich die Fackel vor das Gesicht. Ein Aufschrei ging durch die Menge. Es war gespenstisch mit anzusehen, wie die Flammen ihr Licht auf der Mauer tanzen ließen, ohne dass Neferti einen Schatten warf. Selbst diejenigen aus dem Mob, die Simon und die Mädchen bereits durch die Stadt getrieben hatten, zuckten bei diesem unheimlichen Anblick erneut zurück.
    „Den Schatten habe ich mir weggehext, um nicht entdeckt zu werden, wenn ich um eure Häuser schleiche“, log Neferti. „Und die Pest habe ich euch geschickt, weil ich eure Stadt für mich haben möchte. Was glaubt ihr, was ich mit jedem Einzelnen von euch machen kann?!“ Und damit trat sie mit der Fackel in der Hand auf die Menge zu. Die Menschen drängten zurück. Neferti hob eine Hand und verengte ihre Augen zu Schlitzen, um die Wirkung noch mehr zu steigern. Und tatsächlich: Die Menschen entfernten sich von ihr. Weiter und weiter von dem Scheiterhaufen und der Stadt weg. Simon und die anderen am Scheiterhaufen waren auf einmal vergessen. Die Menge hatte ihre Aufmerksamkeit allein auf die Ägypterin gerichtet.
    Doch plötzlich ertönte ein Ruf aus der Menge: „Sie hat gestanden!“, schrie eine Stimme auf.
    „Sie ist eine Hexe!“, war eine andere Stimme zu hören.
    „Ins Feuer mit ihr, bevor sie uns verhexen kann!“
    Blitzartig schlug die Stimmung zwischen den Menschen von Angst in Raserei um. Neferti begann zu rennen. Mit der Fackel in der Hand und mit einem lauten Schrei erschreckte sie diewenigen Menschen, die ihr noch im Weg standen, so sehr, dass diese zur Seite sprangen.
    „Nein!“, kreischte eine Stimme wieder. „Haltet sie fest! Ergreift sie!“ Doch Neferti war es bereits gelungen, auf das freie Feld zu flüchten.
    Die Menge stürmte ihr kopflos hinterher und ließ Simon mit den anderen beim Scheiterhaufen zurück. Einzig die Stadtwache und ein Mann mit einem Messer bauten sich vor ihnen auf.
    „Hiergeblieben!“, brüllte der Wachmann. „Ihr werdet uns nicht davonlaufen!“
    Er senkte die Spitze seiner Lanze und hielt sie Simon entgegen. Der andere Mann richtete sein Messer auf die Gruppe: „Ruhig halten. Wir wollen euch doch hübsch brennen sehen!“
    Er grinste breit. Doch dann verging ihm plötzlich sein Lachen, als er die Spitze von Caspars Messer am Rücken spürte.
    Gleichzeitig kam Moon aus dem Hinterhalt gesprungen und entriss der überraschten Wache die Lanze. Alles ging so rasend schnell, dass die beiden Männer keine Chance hatten zu reagieren.
    „Schnell!“, rief Caspar seinen Freunden zu. „Lauft! Rennt um euer Leben!“
    „Danke!“ Salomon blickte erstaunt um sich. „Ich kenne euch nicht, aber …“
    „Nicht reden! Laufen!“, mahnte Caspar hektisch. „Nimm deine Familie und flieh. Lauft! Das ist eure einzige Chance!“
    „Danke!“ Salomon nahm seinen Vater und seine Mutter an der Hand, und gemeinsam mit Jacob und seiner Frau rannten sie die Stadtmauer entlang.
    „Und nun zu dir“, brummte Caspar dem Mann mit dem Messer zu. „Lauf du besser auch!“
    Der Mann nickte nur, dann rannte er in wilder Eile davon, den Menschenmassen hinterher.
    Einzig die Wache stand jetzt noch am Scheiterhaufen, von

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