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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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werde es dir erklären. Mein Vorschlag war, dass jedes Schiff einen Hund an Bord haben sollte, der mit einem Messer geschnitten wurde, das man in London aufbewahrt. Jeden Tag, genau zur Mittagszeit, sollte dann ein wenig von dem Pulver auf das Messer gestreut werden, die Hunde auf den Schiffen draußen heulen auf und setzen so die Kapitäne auf See über die genaue Zeit in Kenntnis.«
    »Hmm«, meinte Fischmehl verwundert. »Hat es funktioniert?«
    »Oh, sämtliche Versuchsdurchläufe haben gut funktioniert«, sagte Wasily düster, »doch als es darum ging, es der Behörde vorzuführen, gerieten wir an ein Schiff mit einem schwer flohbefallenen Hund, der dauernd anfing zu heulen, und die resultierenden Längenmessungen führten uns geradewegs nach Island.«
    »Wow. Das ist schade.«
    »Ja«, stimmte Wasily zu. »Danach beschloss ich, die Wissenschaft den Wissenschaftlern zu überlassen, und wurde eine Zeit lang zum Schurken.«
    »Hmm«, grübelte Fischmehl, »ich hätte nicht gedacht, dass es in deinem Wesen liegt, ein Schurke zu sein.«
    »Hah!«, rief der Kopf. »Meine Idee ist das nicht gewesen - aber wenn einem Schiff, das unter deinem Namen fährt, der Neffe der königlichen Familie im Nordatlantik abhanden kommt, handelt man sich für gewöhnlich einen gewissen Ruf ein.«
    »Verstehe«, sagte Fischmehl.
    »Aber sag mal«, fuhr Wasily fort, »was nützt dir die Kenntnis der Erdkoordinaten bei der Bestimmung von Objekten am Himmel?«
    »Die Himmelsmessungen hängen immer von deinem Standort auf der Erde ab, und von der Ortszeit, denn die Himmelskugel und die Erde sind in Bezug auf einander ständig in Bewegung.«
    »Na schön. Wie wird das gemacht?«
    »Mit einem System, das Höhe und Azimut verwendet…«
    »Und was ist das?«, fragte Wasily und wurde vor Verlegenheit rot. »Schon gut, schon gut – ich halte die Klappe.«
    »Zunächst einmal«, begann Fischmehl und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, »bestimmst du die Position eines Sterns im Verhältnis zur Erdoberfläche, indem du den Ort des Sterns im Verhältnis zum Horizont hinsichtlich seiner Höhe angibst – das ist die Elevation –, und Azimut – das ist die Richtung. Die Höhe eines Sterns ist der Winkel zwischen dem Stern und dem Horizont, und sein Azimut ist der Winkel zwischen einem Punkt nördlich von deiner Position und dem Stern, und dieser wird in östlicher Richtung entlang des Horizonts gemessen. Um also einen Stern zu finden, dessen Höhe und Azimut dreißig beziehungsweise einhundertfünfunddreißig Grad betragen, musst du dreißig Grad oberhalb des Horizonts in südöstliche Richtung blicken. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt und an jedem beliebigen Ort auf der Erdoberfläche, kann ein beliebiger Stern nur eine Höhe und ein Azimut besitzen, und deshalb ist das Horizontalsystem der astronomischen Koordinaten sehr nützlich für die Navigatoren. Ein Navigator, der die Ortszeit kennt, kann seine Position auf der Erde bestimmen, indem er Höhe und Azimut eines Sterns misst…«
    »Dessen senkrechte Position über der Erdoberfläche mit Hilfe eines Sextanten ermittelt werden kann«, fügte Wasily triumphierend hinzu.
    »Genau. Das ist alles einfacher, als man denkt«, sagte Fischmehl. »Wenn du dir das Netz aus Breiten- und Längengraden auf eine durchsichtige Kugel übertragen vorstellst, die von einer größeren Kugel umgeben ist – die Himmelskugel, die in Wirklichkeit der Himmel ist –, dann kannst du verstehen, wie das äquatoriale Koordinatensystem gebildet wird. Auf diese Weise orten Astronomen übrigens auch Objekte am Himmel.«
    »Das wirst du mir erklären müssen«, sagte Wasily. »Wie verlängert man Linien von der Erde in den Himmel?«
    »Stell dir Folgendes vor«, sagte Fischmehl. »Wenn du im Inneren der durchsichtigen Kugel ein Blitzlicht anbringst und auslöst, strahlt das Licht der Glühbirne in die Himmelskugel hinaus und wirft die Schatten von Länge und Breite darauf. Dort wo diese Schatten hinfallen, bildet sich ein neues ›äquatoriales‹ Koordinatensystem, das ›Rektaszension‹ und ›Deklination‹ genannt wird. Die Breitengrade entsprechen jetzt der Deklination.«
    »Wie das?«
    »Nun, statt nördlich oder südlich des Äquators, werden sie nördlich oder südlich des Himmelsäquators gemessen - entweder als positive oder negative Winkel«, erklärte Fischmehl.
    »Ich glaube, ich verstehe«, sagte Wasily, der aussah, als wäre er davon selbst nicht recht überzeugt. »Was ist der Himmelsäquator?«
    »Der

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