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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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beibringt.«
      »Der Professore sagt mir, daß ich über das, was er mir beibringt, mit niemandem reden darf.«

    Papà mußte nach Rom fahren, wo es eine Versammlung gab, denn Benito Mussolini wollte die Politischen Sekretäre aus ganz Italien sehen. Er würde mindestens vier Tage wegbleiben. Am zweiten Tag lud Mamà Signora Clementina zum Essen ein, die vormittags auf einen Besuch vorbeigekommen war.
      »Leistest du mir in diesen Tagen, wo mein Mann nicht da ist, ein bißchen Gesellschaft?«
      Mamà hatte noch keine neue Haushaltshilfe gefunden, daher bereitete sie das Essen gemeinsam mit der Freundin vor. Michilino deckte den Tisch.
    Nach dem Essen blieben Mamà und Clementina zu einem Schwatz am Tisch sitzen. Michilino spielte auf dem Boden mit einem Panzer, den ihm Papà geschenkt hatte. Auf diese Weise merkte er, daß die Witwe Sucato sich wie neulich im Wohnzimmer hingesetzt hatte, den Rock und den Unterrock so weit nach oben geschoben, daß man ihren Schlüpfer sehen konnte, der diesmal rosa war. Und wie er so spielte, fuhr der Panzer plötzlich zwischen die Füße der Witwe Sucato. Michilino kroch unter den Tisch, um ihn wieder zu holen, und stützte sich einen Augenblick lang auf das Knie von Signora Clementina, die, als sie die Hand des Jungen spürte, sofort die Beine verschloß. Auf Michilino machte dieses verschwitzte Fleisch einen merkwürdigen Eindruck. Er versuchte, seine Hand zu befreien, aber es ging nicht, denn je mehr er zog, desto fester drückte Signora Clementina zu. Und das Tolle war, daß sie mit Mamà weiterredete, ruhig und ausgeglichen, als ob unter dem Tisch nicht stattfinden würde, was stattfand. Am Ende setzte Michilino die freie Hand ein, und es gelang ihm, die Knie zu öffnen. Doch wußte er nicht, ob es wegen seiner Kraft war oder weil die Witwe Sucato keine Lust mehr auf das Spiel hatte.

    Am nächsten Morgen, es war der neunte November, sagte das Radio, das Mamà von morgens bis abends laufen ließ, daß unsere Soldaten Makallé eingenommen hätten. Mamà, die ein Lied sang, das ging Vanno le carovane nel Tigrai, Es ziehen die Karawanen in den Tigrai, steckte die Nadel mit der italienischen Flagge an die Stelle der Landkarte, wo Makallé geschrieben stand, wie sie es Papà bei der Eroberung von Axum tun gesehen hatte. Dann öffnete sie das große Fenster und hängte die italienische Flagge hinaus. Sie schloß Michilino in die Arme: »Stell dir vor, wie glücklich Papà in Rom ist, wo er die Eroberung von Makallé gemeinsam mit Benito Mussolini feiert!«
      Und dann fing sie an zu singen E per Benito e Mussolini / eja eja alalà.
      Um halb eins kam Clementina Sucato mit Cannoli und einer Flasche Marsala, um Makallé zu feiern. Nach dem Essen verschlang jede der beiden drei Cannoli mit einer halben Flasche, und sie wurden völlig ausgelassen. Michilino, der zwei Cannoli verdrückt hatte, begann, mit dem Panzer zu spielen. Mamà und Clementina redeten sehr angeregt und leise miteinander, ihre Köpfe steckten zusammen, ihre Augen glänzten und hin und wieder lachten sie. Es war deutlich, daß sie sich vertrauliche Dinge erzählten.
    Mamà stand auf, nahm von der Anrichte ein Päckchen
    Serraglio, bot der Freundin eine Zigarette an und eine steckte sie zwischen ihre Lippen. Sie gossen sich ein weiteres Gläschen Marsala ein. Die Witwe Sucato saß so ausgestreckt auf dem Stuhl, daß sie jeden Augenblick unter den Tisch zu rutschen drohte. Als der Panzer zwischen ihre Füße fuhr, war das erste, was Michilino sah, als er unter den Tisch kroch, daß der Schlüpfer der Witwe Sucato schwarz war. Er verkroch sich unter dem Tisch, nahm den Panzer, und ihm kam der Gedanke auszuprobieren, ob Signora Clementina auch diesmal Lust hatte zu spielen. Er streckte die rechte Hand aus und legte sie ihr aufs Knie. Sie machte aber keine Anstalten wie tags zuvor. Statt die Beine zusammenzupressen, stellte sie sie diesmal auseinander. Und Michilino erkannte den Fehler, den er gemacht hatte: Er hatte nämlich für einen Schlüpfer gehalten, was in Wirklichkeit ein Buschwerk schwarzer gekräuselter Härchen war. Er blickte hin. War das merkwürdig! Die Witwe war ja so behaart wie Professore Gorgerino! Heilige Jungfrau Maria, die Witwe Sucato war sogar noch viel behaarter! Waren denn alle Frauen so? Vielleicht auch Mamà? Vielleicht auch die Cousine? Er erinnerte sich nicht. In der Mitte der Härchen war so etwas wie eine rosafarbene offene Wunde. Wie hat sie ausgerechnet an dieser Stelle eine

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