Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
schwarz gefärbter Haut (die Lehrerin Colapresto hatte sie persönlich bemalt, wobei sie angerußte Flaschenkorken verwandte) und in ihren Kostümen. Sie gingen hinaus und machten Phantastisches, das heißt eine Art von Ballett mit Sprüngen und Stimmenlärm, das sich der Stellvertretende Manipelführer Rizzopinna ausgedacht hatte.
      Sie hinterließen einen tiefen Eindruck, sie wirkten wie echte Wilde. Vor Beginn hielt Scarpin vor den Balillas eine Rede, sagte, er schätze die Hingabe bei den Kämpfen Mann gegen Mann, daß sie aber insgesamt darauf bedacht sein sollten, sich einander nicht übermäßig weh zu tun, weil er allein, Scarpin, sonst Scherereien bekäme.
      Während sie den Kampf Mann gegen Mann übten, standen sich Michilino und Alfio gegenüber, doch diesmal taten sie sich nichts, sie sahen sich böse an und sprangen dann zur Seite.
      Als der Samstag schließlich gekommen war, hatten alle ihre Häuser verlassen und waren am Sportplatz versammelt. Die Balillas und die Kleinen Italienerinnen, die für die Geräusche sorgten, waren schon auf dem Spielfeld. Zuerst kamen die achtzehn Kämpfer-Balillas mit Helm und Gewehr. Ein Beifallsturm brach los. Danach kamen die Bissinier, die ihren Platz in dem kleinen Fort einnahmen, das nicht von Holzwänden geschlossen war, damit jeder die Möglichkeit haben sollte zu sehen, was sich drinnen abspielte. Als das Publikum die Bissinier so bemalt und verkleidet sah, wurde es einen Augenblick lang still, dann brachen Stimmen los, die riefen »Tod den Abessiniern!«, Rülpser, Pruster und Gelächter. Scarpin, auf drei Podesten (eins war noch hinzugekommen), hob einen Arm, pfiff und befahl.
    »Annäherungsmanöver!«
      Die achtzehn Balillas fingen an, auf den Bäuchen zu robben. Der bissinische Ras stand auf einer Art erhöhtem Türmchen und blickte umher, mit der Hand an der Stirn. Da pfiff Scarpin und rief: »Artillerie!«
      »Bumm! Burummbummbumm! Bumm!« schossen die Balillas mit den tieferen Stimmen.
    Der Ras stieg hinunter, die Bissinier verließen das Fort, sie
    stellten sich in eine Reihe auf, mit ihren Bögen und Wurfspießen bereit zur Verteidigung.
      »Maschinengewehre!« pfiff und lärmte Scarpin, während die Balillas weiter über die Erde robbten.
      »Ratatatatà! Ratatatatà! Burummbummbumm! Tatatà! Bumm! Bumm!«
    Das Feuer war heftig geworden.
      »Gewehreinheiten! Gewehreinheiten!« schrie Scarpin mit drei mächtigen Trillerpfiffen.
      Die robbenden Balillas standen auf, stellten ein Knie auf die Erde, zielten mit dem Gewehr und taten so, als würden sie schießen. Die Bissinier, die weiter vor dem Fort standen, machten Stimmenlärm und schwangen ihre Waffen in der Luft.
    »Uaah! Uaah! Uaah!«
      »Päng! Päng! Päng! Ratatatatà! Burummbummbumm! Päng! Bumm! Tatatà!«
    Ein langanhaltender Pfiff von Scarpin: »Angriff!«
      Die Balillas standen auf, richteten die Bajonette hoch und vollzogen den Angriff, während die Blaskapelle der Gemeinde den Marsch der Bersaglieri blies. Die Bissinier fingen an so zu tun, als würden sie ihre Wurfspieße und Pfeile losschicken. Scarpin gab der Artillerie Zeichen, nicht mehr zu schießen.
    »Päng! Päng! Päng! Ratatatatà! Päng!«
      »Sguiiisch! Sguiiisch! Frrrsss! Frrrsss!« antworteten die Pfeile und Wurfspieße.
      Scarpin hob einen Arm, pfiff einen zitternden Triller. Alle angreifenden Balillas setzten ihre Knie auf die Erde, aufrecht stehen blieb nur Gnazino Spanò, der ausgewählte Ballila, der Balduzzo Cucurullo darstellte. Die Blaskapelle begann gedämpft Tu che a Dio spiegasti l'ali, Du, der vor Gott die Flügel ausgebreitet.
    »Sguiiisch!«
      Ins Herz getroffen, glitt Gnazino Spanò das Gewehr aus der Hand.
      »Ich sterbe! Ich schenke mein Leben Seiner Majestät König Vittorio Emanuele dem Dritten von Savoyen!«
      Er hatte noch nicht ausgesprochen, da wurde er noch einmal getroffen. Gnazino führte die Hand ans Herz.
    »Frrrsss!«
      »Ich sterbe! Ich schenke mein Leben Seiner Exzellenz Benito Mussolini.«
    »Sguiiisch! Frrrsss!«
    »Ich sterbe! Ich schenke mein Leben dem Vaterlande!«
      Und schließlich fiel er der Länge nach auf die Erde. Alle Balillas standen auf, sie verweilten regungslos in der Präsentiert – das-Gewehr-Stellung.
      »Kamerad Cucurullu Ubaldo!« rief Scarpin durch ein Megaphon.
    »Hier!« antworteten alle Menschen, die sich erhoben hatten.
    »Mann gegen Mann!« befahl Scarpin pfeifend.
      Die Schießerei war beendet, und jetzt

Weitere Kostenlose Bücher