Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zimmerspringbrunnen

Der Zimmerspringbrunnen

Titel: Der Zimmerspringbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Sparschuh
Vom Netzwerk:
Gesundheitsrisiko. Die Aufstellung von Zimmerspringbrunnen würde demnach nicht nur das Betriebsklima allgemein verbessern, sondern könnte als arbeitshygienische Maßnahme auch den Krankenstand senken …
    »Übrigens, wie geht es Ihnen denn?« wollte Strüver wissen, »vorhin waren Sie ja richtig weg!«
    »Kein Problem«, sagte ich. Es tat mir aber gut, daß Strüver fragte.
    Er wollte mich noch nach Hause bringen, aber ich bat ihn, mich vorn, bei der Kaufhalle, abzusetzen. Dort, in einem der Hochhausblöcke, ist meine Zahnarztpraxis. Mir war eingefallen, daß ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr beim Zahnarzt gewesen war. Es war schon zu. Ich schrieb mir die Öffnungszeiten ins Notizbuch. Unter Umständen konnte ein Zahnarztbesuch auch dienstlich ganz interessant sein. Ein Zimmerspringbrunnen im Wartezimmer? Sicherlich einladender und beruhigender als farbige Schautafeln mit der Abbildung kariöser Zähne und akuter Mundfäulnis.
    Ich merkte es mir auf jeden Fall vor.
    Auf dem Heimweg überlegte ich, was ich Julia von meinem ersten Arbeitstag berichten könnte. Das war nicht ganz einfach.
    Je mehr ich jedoch darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, daß ich am Abend unbedingt Studienheft 3 noch einmal durcharbeiten sollte: »Was kann und was soll ein Überraschungsangriff?« und »Zu Wesen und Bedeutung des Begriffes ›Überfallkommando‹«.
    Julia war noch nicht zu Hause. Dafür blaffte Freitag mich an. »Halt die Schnauze!« blaffte ich zurück. Ich ging zum Telefon. Da fiel mir ein, daß ja Donnerstag war, der letzte im Monat. Alles klar, da traf sich Julia immer mit Conny, zum Skatabend. Conny war Julias alte Schulfreundin. Sie hatten sich nach der Wende wiederentdeckt. Nach mehreren Ehen, die sie der Einfachheit halber durchnumeriert hatte, war Conny, nach eigenem Bekunden, schließlich »Radikalfeministin« geworden. Was dasgenau zu bedeuten hatte, wußte ich nicht, ich hatte aber immer ein bißchen Angst vor ihr. Ursprünglich wollten sie sich zum Skatabend abwechselnd bei Conny und bei uns treffen. Aber nachdem Conny einmal bei uns gewesen war, hatte sie behauptet – so sagte es mir Julia, die Conny noch nach unten gebracht hatte –   : Ich hätte sie den ganzen Abend »angestiert«. Das stimmte zwar nicht ganz (ich hatte nur immer wieder fasziniert beobachten müssen, wie die Crème fraîche des Kartoffelsalats, den übrigens ich zubereitet hatte, sich in Connys Mundwinkeln sammelte, wenn sie sprach); auch Julia war sich da nicht ganz sicher. Aber seitdem trafen sie sich immer bei Conny. Das war ganz gut so.
    In der Küche machte ich mir Abendbrot. Um nicht ganz allein essen zu müssen, holte ich mir mein Studienheft, lehnte es an die Blumenvase und da es immer wieder zuklappen wollte, baute ich links und rechts jeweils eine Bierflasche auf.
    Ich war eingenickt und schreckte, als die Wohnungstür aufgeschlossen wurde, hoch – schaffte es aber noch, geistesgegenwärtig auf die Uhr zu sehen: 0.17 Uhr ( MEZ ) kam Julia vom »Skatabend« nach Hause!
    Strüver und ich, wir trafen uns am nächsten Vormittag vor der Computerwerkstatt Kohlmey. Aber beide waren wir viel zu früh da. (Ich hatte diese Nacht kaum geschlafen!) Es war noch gut eine halbe Stunde Zeit. Plötzlich schlug Strüver, um die Zeit nicht sinnlos verstreichen zu lassen, vor: Jetzt solle doch mal ich mein Glück versuchen, hier, irgendwo. Er würde sich dabei völlig im Hintergrund halten.
    Ehe ich überhaupt ein Wort sagen konnte, steuerte er schon eines der Häuser an und drückte auf einen Klingelknopf. Dann trat er zurück, stellte sich hinter mich.
    Schritte hinter der Tür. Die Tür ging auf, eine Frau (Frau »Windisch«, das hatte ich noch mitbekommen). Ich spürte, wie mein treuer Begleiter, »Freund Handschweiß«, Feind Nr.   1 jedes Vertreters, in Erscheinung trat, wischte meine Hand an der Hose ab – und das war schon gleich zu Beginn so linkisch, daß ich, nachdem ich mich kurz vorgestellt hatte, sofort die Flucht antrat, die Flucht nach vorn – ich stürmte geradezu die Wohnung. (Das war zwar im Grunde genommen auch kein so guter Einstieg, aber mir war keine andere Wahl geblieben!) Zustatten kamen mir dabei meine Ortskenntnisse: ich kannte diesen Typ Neubauwohnung noch aus meinem damaligen KWV – Revier. Zielsicher bewegte ich mich auf den Kernbereich der Wohnung zu, trieb Frau Windisch förmlich vor mir her. Und im Wohnzimmer – richtig! – stieß ich auch auf die mir wohlbekannte Problemzone.
    Bei diesem

Weitere Kostenlose Bücher