Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
Vom Netzwerk:
unmittelbar Beteiligter die Sache erlebt hat. Komm, sei nicht schüchtern, erzähl es uns!«
    Alan hob das Kinn und schaute Arthur geradewegs in die Augen.
    »Fahr zur Hölle«, sagte er und spuckte Arthur ins Gesicht.
    Umgehend brach ein Tumult aus. Jeder Magier außer Gerald stürzte vor oder stieß wütende Schreie aus. Mae brüllte Alans Namen, und die Magierin, die sie bewachte, setzte ihr wieder das Messer an die Kehle. Black Arthur hob die Faust, in der ein magisches Feuer glühte, aber Nicks Mutter sprang vor und fiel ihm in den Arm.
    »Arthur, nicht! Er ist nur ein dummer Junge. Er ist einsam und verzweifelt und er hat Gefallen an … an dem
Ding gefunden. Er hatte sonst nichts anderes. Tu ihm nicht weh.«
    Arthur ließ die Faust sinken, und Nick öffnete langsam die Hand, die sich ebenfalls unwillkürlich zur Faust geballt hatte. Mit einer knappen Bewegung wischte sich Arthur den Speichel aus dem Gesicht und lächelte wieder. Er machte einen Schritt auf Alan zu, und Nick sah, wie breit Arthurs Schultern waren. Er war noch kräftiger gebaut als Nick; er konnte Alan mühelos in Stücke reißen.
    Er war ein Magier. Er konnte noch viel Schlimmeres tun.
    »Alan«, sagte Nick, und ausgerechnet bei diesem Namen brach seine Stimme und kam als kehliges, unmenschliches Krächzen über seine Lippen. Er schluckte und presste hervor: »Ich will es wissen, Alan. Bitte.«
    Um Alans Mund zuckte es. »Es stimmt«, flüsterte er. »Es tut mir leid.«
    Auch seine Stimme brach, aber das bedeutete nicht, dass er nicht menschlich war. Es bedeutete nur, dass er weinte. Der Himmel draußen war von einem solchen Grau, dass Nick den Sturm schon kommen sah, der sich mit der Nacht vereinigen würde. Kein Licht drang durch die Wolken. Der Schein der Lampen verfing sich in den Tränen, die an Alans Wimpern hingen, und glänzte auf den nassen Streifen auf seinen Wangen.
    Nick streckte den Arm aus, aber der Kreis erlaubte es nicht. Er ließ ihn wieder fallen. Er hätte sowieso nicht gewusst, was er tun sollte.
    Arthur hob lässig die Hand, an deren Ringfinger ein
großer, reich verzierter Silberring steckte, und wischte mit dem Daumen über Alans Wange; so fing er eine Träne auf. Auch das war etwas, das Nick nie gelernt hatte, ein Beweis vielleicht, dass es ihm an Menschlichkeit mangelte: Er hatte es nie verstanden, andere Menschen zu berühren.
    Alan wandte das Gesicht ab.
    »Fass mich nicht an«, sagte er mit erstickter Stimme.
    »Du warst noch klein, als er zu euch kam. Erzähle mir, wie es war«, verlangte Arthur, als ob er ein Recht hätte, es zu erfahren, und als ob er der Retter wäre, der Alan von allem Elend erlösen würde. »Kannst du mir sagen, wie er sprechen gelernt hat?«
    Alan schaute Nick an. »Willst du, dass ich es ihm erzähle?«
    Nick antwortete mit leichtem Kopfnicken und Black Arthur lachte.
    »Natürlich will er das«, sagte er. »Was weiß er schon über Mitgefühl? Er wird dir alles wegnehmen, bis dir nichts mehr geblieben ist. So sind Dämonen. Das ist es, was sie tun.«
    Alan wandte den Blick ab, er schien nicht mehr in der Lage zu sein, Nick in die Augen zu sehen. Er betrachtete stattdessen den Boden.
    »Olivia kam zu uns in der Hoffnung, dass wir irgendetwas für das Baby tun könnten. Natürlich konnten wir das nicht. Und als sie erkannte, dass es nichts gab, was … als sie …« Alan schüttelte den Kopf, weil er sich mit den gefesselten Händen nicht die Tränen wegwischen
konnte. »Dad und ich gingen zum ersten Mal zum Jahrmarkt der Kobolde. Ich fand es unheimlich aufregend. Ich kam lachend nach Hause und … und …«
    »Und was, Alan?«, rief Arthur.
    Alans Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Olivia war im Badezimmer mit … mit dem Baby. Sie versuchte, es zu ertränken. Aber das Baby ertrank nicht. Das Wasser kochte und brodelte und Olivia schrie. Ihre Hände waren verbrannt und mein Vater musste mit ihr um das Baby kämpfen. Sie schrien beide, und als Dad das Baby aus dem Wasser zog, war es völlig unverletzt. Es hat keinen Laut von sich gegeben. Olivia wollte nicht aufhören zu schreien. Dad musste bei ihr bleiben, er musste sie beruhigen. Er musste das Baby von ihr wegschaffen. Also gab … er gab mir das Baby. Er sagte, dass ich jetzt derjenige sei, der auf es aufpassen müsse.«
    »Und was hast du dann getan?«
    »Ich habe alles getan, was ich konnte«, sagte Alan mit kraftloser Stimme.
    Nick war sich immer bewusst gewesen, dass es Alan war, der ihn aufgezogen hatte, weil Daniel Ryves sich

Weitere Kostenlose Bücher