Der Zirkel Des Daemons
Kleider und sein Haar hingen schwarz verkohlt an seinem Leib.
Mae schrie: »Jamie, komm her!«
Sie setzte dem Magier das Messer auf die Brust, direkt über dem Herzen. Dann zögerte sie. Nick dachte daran, was er ihr letzte Nacht gesagt hatte: Unterhalb der Rippen, das ist die einzige Möglichkeit, um ganz sicher zu töten.
Der Magier versuchte, Maes Gewicht abzuschütteln, aber sie drückte ihn nach unten, biss die Zähne zusammen und stieß ihm das Messer unterhalb der Rippen in den Leib.
Es gab ein kleines, dumpfes Geräusch. Blut quoll hervor
und überzog die Klinge, breitete sich auf dem Hemd des Mannes aus. Jamie wurde leichenblass.
»Mae«, sagte er. »Nein …«
Mae keuchte und in ihre Atemstöße mischte sich ein abgehacktes Schluchzen. »Jamie«, sagte sie mit bebender Stimme. »Komm her.«
Jamie taumelte zu ihr und Mae umfasste mit ihrer Hand die Messerklinge. Dann streckte sie die Hand aus, immer noch halb keuchend, halb schluchzend, und hob sein Hemd noch. Sie hinterließ einen blutigen Handabdruck auf Jamies Hüfte, direkt auf dem Dämonenmal. Einen Moment lang war die Markierung noch deutlich zu sehen, schwarz unter dem schmierigen Rot, dann verschwammen die Konturen, wurden zu einem gräulichen Schatten. Eine Sekunde später verschwand das Mal unter dem Blut des Magiers.
Laura, die Magierin, packte Mae an den Haaren, zerrte sie auf die Füße und weg von dem toten Magier. Sie hob den Arm mit der Hand, die immer noch das Messer hielt, und zielte damit auf Maes Kehle.
»Nein!«, befahl Gerald. Er nahm Jamie sanft an den Schultern und zog ihn einen Schritt zurück. »Tu ihr nichts.«
»Sie hat gerade Rufus umgebracht!«, schrie Laura.
»Sie kann uns noch nützlich sein«, erwiderte Gerald.
Ein paar Sekunden lang sah es so aus, als wollte Laura sich seinem Befehl widersetzen, aber dann gab sie sich damit zufrieden, Mae die Messerklinge fest gegen die ohnehin schon verwundete Kehle zu drücken. Mae blieb
ruhig stehen. Sie hatte die Augen geschlossen und das Gesicht von dem Chaos, das sie umgab, abgewandt.
»Weißt du, warum Gerald sie verschont?«, fragte Arthur. Seine Stimme war rau von dem Rauch, den er eingeatmet hatte. Vielleicht lag auch noch etwas anderes darin, etwas so Merkwürdiges und Menschliches wie Trauer.
Nick schaute ihn an, was bedeutete, dass er auch seine Mutter anschauen musste. Sie lag jetzt auf dem Boden, wie weggeworfener Abfall, und Arthur näherte sich Nick mit wütend glitzernden Augen. Noch während er vorwärtsging, wuchs sein verbranntes Haar nach, es wand sich und zuckte wie unzählige schwarze und silberne Schlangen. Sein Hemd schloss sich wieder um ihn, und die verkohlten Fetzen fügten sich aneinander wie Liebende.
»Vielleicht hat er einen Narren an Mae gefressen«, gab Nick gleichmütig zurück.
»Mach dich nicht lächerlich.«
Nick hob die Augenbrauen. »Dann vielleicht an Jamie?«
»Er glaubt, dass wir die beiden möglicherweise als Trumpf einsetzen können«, knurrte Arthur. »Er denkt, dass du es lieber sehen würdest, wenn sie am Leben blieben. Ich dagegen denke, dass Gerald noch sehr jung und ziemlich naiv ist. Und dass du so oder so tun wirst, was ich dir sage, ohne Wenn und Aber. Ich habe meine Frau geopfert, ich habe meinen Sohn geopfert, und ich werde bekommen, wofür ich bezahlt habe. Weißt du, wie viele
Dämonen alles dafür tun würden, um mit dir tauschen zu können?«
Ein merkwürdiges Geräusch bahnte sich den Weg durch Arthurs Worte. Es fing leise an und erhob sich dann über das Zischen des Dämonenfeuers hinweg. Es war der sengende Klang von Anzus Gelächter.
»Oh ja, alles!«, rief Anzu. »Wer würde nicht gerne in einem jämmerlichen kleinen Menschengeist gefangen sitzen wollen, ohne sich daran zu erinnern, wer man wirklich ist? Wie viele Dämonen haben sich denn freiwillig gemeldet, um sich in ein plärrendes Balg einsperren zu lassen, Arthur? Nur Hnikarr - und er war schon immer stumpfsinnig und dumm. Selbst er hätte beinahe einen Rückzieher gemacht. Liannan hat ihm von Anfang an davon abgeraten.«
»Liannan«, wiederholte Nick.
Er dachte an ihren kalten Kuss und an ihre zitternden Lippen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn früher gekannt hatte, vor langer, langer Zeit.
»Du erinnerst dich nicht mehr an sie, nicht wahr?«, sagte Anzu zu Nick. Er hatte die Lippen gekräuselt und seine Schwingen bildeten einen fast höhnisch anmutenden Bogen über seinem Kopf. »Du erinnerst dich natürlich auch nicht mehr an mich. Wir
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