Der Zirkel Des Daemons
war verschwunden, als der Magier, der ihn beschworen hatte, starb.
In seinem eigenen Kreis war kein Feuer mehr, seine Brust hob und senkte sich, die Augen waren offen. Aber sie waren tot.
Es waren blaue Augen, wie die Augen seiner toten Eltern. Sie alle waren tot, die ganze magische, blauäugige Familie. Das Kind hatte niemals eine Chance gehabt zu leben.
Nick beäugte den entleerten Körper leidenschaftslos. Er kannte ihn, erinnerte sich an das Gefühl der Muskeln und Sehnen. Er kannte jeden Leberfleck, jede Falte auf diesem Gesicht. Aber genauso wusste er, dass er nicht dort hineingehörte und dass er den Körper nicht wirklich brauchte.
Noch einmal dachte er an die Zeit auf dem Wasser und an das Gefühl, dass sein Körper nicht sein eigener war. Jetzt da er versuchte, sich hineinzuzwängen, war es noch hundertmal schlimmer. Der Körper fühlte sich schwer an, wie die Erde, aus der Menschen angeblich bestanden, und es kam ihm so vor, als ob es die ungeeignetste Hülle war, in die man sich nur begeben konnte. Es war, als ob jemand versuchen würde, einen Pappkarton mit Wasser anzufüllen.
Einen Augenblick lang dachte er, der Leib würde auseinanderbrechen, aber dann schien er ihn doch aufzunehmen. Nick spürte, wie seine Energie wieder gleichmäßig durch den Körper strömte. Jetzt war es nur noch eine Sache der Konzentration, bis er die Glieder wieder bewegen konnte. Doch während er sich auf Armen abstützte, die sich wie Gummi anfühlten, erschien es ihm wie eine recht unbeholfene Art, sich zu bewegen.
Nick blinzelte und die Welt vor seinen Augen wurde klar.
Jamie stand am Fenster und sagte: »Der Sturm ist vorbei.« Seine Stimme klang verwundert und geistesabwesend zugleich. Er drehte sich um, als er hörte, wie Nick aufstand.
Wenigstens hatte er jetzt keine Probleme mehr, sich aus dem Kreis der Gefangenschaft zu entfernen.
»Nick ist aufgewacht«, sagte Mae zu Jamie, während Nick mit jedem Schritt sicherer wurde. Er lief quer durch den Raum zu seinem Bruder. Sein Körper funktionierte wieder ganz passabel, und als er Alan erreichte, war er in der Lage, niederzuknien.
Alan lag auf der Seite. Er atmete noch. Nick redete sich ein, dass Black Arthur ihn lediglich zu Boden geworfen hatte. Alan hatte kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Es war nichts passiert. Es durfte nichts passiert sein.
Nick streckte die Hand aus und wischte die Blutspur weg, die sich über Black Arthurs Mundwinkel zog. Dann beugte er sich vor, drückte die blutigen Finger auf Alans Bein und schaute zu, wie das Dämonenmal verschwand.
Nick berührte seinen Bruder kein zweites Mal. Er blieb nur an seiner Seite und wartete, dass er aufwachen würde.
Nach einer Weile schaute er zu Mae. Sie hatte sich nicht gerührt, als Jamie ihr vom Abklingen des Sturms erzählte und von Nicks Erwachen. Sie stand über dem Leichnam des Mannes, den sie getötet hatte. Jetzt wusste Nick es wieder: Sie hatte ihn getötet und Jamie von der Markierung erlöst. Er neigte den Kopf, um ihren Blick einzufangen, und als es ihm gelungen war, lächelte er.
»Gut gemacht«, sagte er.
Mae wurde blass. Nick erkannte, dass er wieder einmal das Falsche gesagt hatte, und er dachte gerade, dass Alan wahrscheinlich die richtigen Worte gefunden hätte, als er sah, dass Alan sich bewegte.
Das Erste, worauf Alans Augen fielen, war Mae. Er setzte sich auf und sagte: »Oh Mae. Es tut mir leid.«
Und das schien das Richtige gewesen zu sein. Mae lächelte bei Alans Worten beinahe. Jamie schaute nicht mehr so sorgenvoll drein und wandte sich stattdessen seiner Schwester zu. Er ging zu ihr, blickte sie aufmerksam an und legte dann beschützend den Arm um ihre Schulter.
Da lächelte sie ihn an und küsste ihn auf die Stirn. Das war gut, dachte Nick, und dann fragte Alan: »Wo ist Nick?«
Zum ersten Mal, seit er die Wahrheit erfahren hatte, blickte Nick in die Augen seines Bruders.
Alan wirkte unendlich erleichtert, ihn zu sehen, und gleichzeitig zu Tode erschrocken. Nick wusste, was Alan sah: leere Augen in einem ausdruckslosen Gesicht. Alan hatte keine Möglichkeit, zu erfahren, was hinter diesen Augen vor sich ging. Immer wenn Alan aus den schlimmen Träumen erwacht war, die von den Dämonen geschickt worden waren, war er heftig vor Nick zurückgewichen. Trotzdem hatte Alan ihn auf die Welt losgelassen. Aber was immer Nick tat, Alan würde glauben, es sei seine Schuld.
Nick war erleichtert, dass es ihm gelungen war, Alan
den Anblick des leeren Körpers auf dem Boden
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