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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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der Zirkel gerade in Salisbury aufhält. Schließlich ist es heller Tag. Sie werden es nicht darauf anlegen, einen Dämon vor den Augen der Touristen anzurufen.« Er zögerte. Ein verlegenes Schweigen senkte
sich nieder und verharrte zwischen ihnen. »Ähm, Nick ist in der Lage, Illusionen wahrzunehmen, also wird er einen Streifzug durch Salisbury machen. Wer …?«
    Nick sah, wie Mae die Hand nach dem Türgriff ausstreckte.
    »Ich werde Jamie mitnehmen«, sagte er, packte Jamie am Kragen und zerrte ihn aus dem Wagen. Er ignorierte Jamies erschrockenes Quietschen und fügte hinzu: »Mae bleibt bei dir.«
    Alan grinste dümmlich und entzückt, aber er hatte sich genug in der Gewalt, um sachlich zu reagieren: »Dann treffen wir uns in einer Stunde vor der Kathedrale.«
    »Okay«, sagte Nick. »Wo ist die Kathedrale?«
    »Ähm«, mischte sich Jamie ein. »Ich glaube, da drüben.«
    Nick schaute über seine Schulter und sah den mächtigen Kirchenbau, der, mit Türmchen und Zinnen bestückt, hoch in den Himmel ragte. Das graue, mit Spitzen besetzte Ding erinnerte Nick an die Kathedrale von Exeter. Es wurde behauptet, dass unter jedem Zentimeter des Kirchhofs in Exeter menschliche Gebeine begraben waren. Nick fragte sich, wie viele Knochen wohl hier herumlagen.
    Er nickte Alan zu, und der Wagen fuhr an, gerade als Jamie allen Mut zusammengenommen hatte und sagte: »Ich würde lieber mit …«
    Der Wagen verschwand hinter einer Biegung und Jamie schaute ihm verloren nach. Dann glitten seine Augen unsicher über Nick.

    Jamie hatte Nick in der Schule erlebt, zu Hause und auf dem Jahrmarkt der Kobolde, was bedeutete, dass Jamie ihn besser kannte als jeder andere, Alan ausgenommen.
    Erst jetzt begriff Nick, dass Jamie wirklich und wahrhaftig Angst vor ihm hatte. Und jetzt war der Junge mit ihm in Salisbury allein.
    Nun, immerhin versuchte er, Jamie das Leben zu retten. Jamie musste lernen, sich zusammenzureißen.
    »Okay«, sagte Nick. »Lass uns eine Runde durch die Pubs drehen.«
    Jamie blinzelte. »Wie bitte?«
    »Magier mögen Pubs«, sagte Nick. »Aus demselben Grund, warum sie Städte mögen. Dort können sie sich unters Volk mischen und Opfer auswählen. Wenn jemand betrunken genug ist, kann er sogar in einer Bar markiert werden, ohne dass er es merkt.«
    »Ich bin dabei«, sagte Jamie. »Legen wir los.«
    Nick schnaubte und ging die Straße entlang. Er warf einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass Jamie ihm folgte. Jamie trottete mit unglücklichem Gesicht hinter ihm her. Noch etwas fiel Nick jetzt auf. Der Junge war anfangs schon dünn gewesen, jetzt aber war sein Gesicht spitz und viel zu bleich geworden. Tiefe Linien hatten sich seitlich von seinem Mund eingegraben. Die Welt hatte Nick viele Dinge gelehrt, und eins davon war das Wissen, wie jemand aussah, der Schmerzen hatte.
    »Die Träume, die dir die Dämonen schicken«, sagte er. »Sind sie sehr schlimm?«

    Jamie zuckte zusammen. »Sie sind nicht schön«, sagte er dann. »In den Träumen ist es kalt, so kalt, dass es wehtut, und da sind Stimmen, die unentwegt flüstern. Ich kann nie etwas sehen, aber in jedem neuen Traum ist es kälter und die Stimmen kommen immer näher.« Er blieb stehen und schaute Nick mit diesem verwundeten Blick an. Nick musste daran denken, wie Jamie von Mitgefühl gesprochen hatte. »Alan ist stärker als ich«, sagte Jamie leise. »Ich glaube, er lässt sich von den Träumen nicht so aus der Ruhe bringen wie ich.«
    Es stimmte. Nick wäre aufgefallen, wenn Alan dünner geworden wäre. Hauptsächlich sah er bloß müde aus.
    »Alan ist stark«, bestätigte Nick und verlangsamte seine Schritte etwas, damit Jamie besser mithalten konnte. »Schau nicht so ängstlich«, fügte er hinzu. »Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert.«
    Jamie schien mehr überrascht als beruhigt. »Wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht. Alan würde mich sonst umbringen.«
    Jamie blinzelte wieder. »Ich bin zutiefst gerührt.«
    Die langweilig ausgestattete Bahnhofskneipe bildete den Auftakt zu ihrer Tour.Von da aus gingen sie zu Pubs mit den wohlklingenden Namen Bird in Hand und Old Ale House . Überall empfing sie der gleiche Anblick: eine Theke, ein Barkeeper und Kunden. Über dem Bird in Hand hing ein Schild, das eine junge Frau auf einer riesigen Hand sitzend zeigte, aber auch hier gab es keine Magier.
    Nick war noch nie in Salisbury gewesen. Die Stadt
schien gemütlich und nur wenig industrialisiert zu sein. Er und Jamie durchwanderten

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