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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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durchs Haar, wie er es immer tat, wenn er besorgt war, und brachte dadurch seine Frisur völlig in Unordnung, als ob er auch äußerlich den Tumult ausdrücken wollte, der sich im Inneren
seines Kopfes abspielte. »Ich versuche nur, das zu tun, was für alle das Beste ist.«
    »Mir ist egal, was für alle das Beste ist!«, rief Nick. »Mir ist nur wichtig, was für dich das Beste ist.«
    Jamie drückte sich gegen die Wand und sogar Mae zuckte zusammen. Nur Alan schaute weiterhin müde und unbeeindruckt drein, und Nick war so frustriert, dass er sich wünschte, Alan wäre nur dieses eine Mal genauso wie alle anderen, damit Nick ihm genug Angst einjagen konnte, um seinen Willen durchzusetzen.
    »Der Zirkel weiß vielleicht schon, dass wir ihn haben«, sagte Alan langsam. »Sie werden gewarnt sein.«
    »Es waren keine anderen Magier in der Nähe, die irgendetwas hätten beobachten können. Glaubst du vielleicht, ich hätte nicht darauf geachtet? Wir sollten ihn jetzt gleich töten und das Mal von dir entfernen«, sagte Nick. »Bevor sie merken, dass er weg ist, und jemanden schicken, der nach ihm sucht.«
    »Wir können ihn noch nicht töten. Wir brauchen zwei Magier, und wir werden kaum in der Lage sein, den Zirkel noch einmal zu übertölpeln. Wir müssen noch Informationen von ihm bekommen, ehe wir ihn umbringen.«
    Nick wusste nicht, was er tun sollte. Alan benahm sich, als ob Jamies Leben genauso viel wert war wie sein eigenes. Es spielte keine Rolle, dass Nick völlig anderer Meinung war. Er wusste - auch wenn es ihm vor lauter Zorn die Eingeweide verdrehte -, dass er nicht in der Lage war, Alan von seinem Vorhaben abzubringen.

    »Alan«, sagte er schließlich. »Ich schwöre dir, dass ich noch einen zweiten Magier erwischen werde. Ich tue, was immer du willst. Nur lass uns diesen hier jetzt gleich töten und die Markierung auf deinem Bein auslöschen. Alan, bitte .«
    Als Alan ihn reglos anstarrte, musste Nick den Blick abwenden. Alan kannte seinen Bruder, und er wusste, was Nick dachte. Er würde zwar versuchen, einen zweiten Magier gefangen zu nehmen, aber möglicherweise gelang es ihm nicht. Und was machte ein gebrochenes Versprechen schon aus, wenn Alan gerettet war?
    »Ich denke nicht, dass wir jetzt meine Markierung auslöschen sollten«, sagte Alan nach einer Weile. »Ich denke, wir sollten mit Jamies Markierung anfangen.«
    »Oh nein«, hauchte Nick. »Nein.«
    Wenn Alan auch nur einen Augenblick glaubte, dass Nick zuschauen würde, wie Jamie gerettet wurde, während Alan weiterhin in Gefahr schwebte, dann hatte er sich getäuscht. Nick öffnete den Mund, um ihm die Meinung zu sagen.
    Unerwarteterweise war es Jamie, der zuerst sprach. »Nein«, sagte er. Alle schauten ihn an. Sein Mund bebte, aber er presste kurz die Lippen fest zusammen und fuhr dann fort: »Du hättest kein Mal der zweiten Stufe, wenn ich nicht wäre. Wir hätten diesen Magier nicht erwischt, wenn du und Nick uns nicht geholfen hättet. Es wäre nicht fair - ich will, dass du der Erste bist.«
    »Danke, Jamie«, sagte Nick mit wilder Stimme. »Wenigstens einer mit Verstand …«

    »Pst!«, ließ sich plötzlich Mae vernehmen. Sie lehnte immer noch an der Wand und beobachtete den Gefangenen. Jetzt verzogen sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen. »Ich glaube, er wacht auf.«
    Alle schwiegen und betrachteten den Magier, der mittlerweile an einem Stuhl angekettet mitten im Wohnzimmer saß und sich eben zu rühren begann.
    Für einen Magier war er noch sehr jung. Nick bekam einen Magier normalerweise erst in seiner wahren Gestalt zu sehen, wenn er oder Alan einen getötet hatten, aber er konnte sich an keinen Leichnam erinnern, der so jung gewesen war wie dieser Mann. Er war vermutlich um die zwanzig, aber auch ihre Mutter konnte nicht viel älter gewesen sein, als sie sich dem Zirkel des Obsidian angeschlossen hatte. Jung zu sein, bedeutete nicht notwendigerweise, dass ein Magier dann weniger gefährlich war.
    Aber wenn sie jung waren, sahen sie jedenfalls weniger gefährlich aus, wobei dieses Exemplar hier scheinbar wirklich kein besonders bedrohliches war. Der Magier hatte einen sandfarbenen, zerzausten Haarschopf, einzelne Strähnen fielen ihm über die Augen, wie die Blütenblätter einer welken Narzisse, und darunter hatte er ein schmales, neugieriges Gesicht. Etwas in seinen Zügen, besonders das lang gezogene, spitz zulaufende Kinn, erinnerte an einen Fuchs. Abgesehen davon hatte er ein freundliches Gesicht, übersät mit

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