Der Zirkel Des Daemons
eine halbe Lüge aufzutischen und zu behaupten, wir wären Halbbrüder. Du hast versucht, mich so unlösbar an dich und an diesen toten Narren Daniel zu binden, wie du nur konntest, weil du Todesangst hattest, dass ich zu einem Monster heranwachsen würde.«
»Rede nicht so über Dad!«, sagte Alan scharf. »Und du bist kein Monster.«
»Ach nein?«, gab Nick zurück. »Ich bin viel besser im Töten als du. Ich kann Dämonen nur mithilfe eines Stücks Kreide und einer Beschwörungsformel herbeirufen. Hast du jemals darüber nachgedacht, was das bedeuten könnte, Alan? Willst du mir einreden, dass du niemals Angst vor mir hattest?«
Alan zuckte zusammen und Nick konnte die Wahrheit in aller Deutlichkeit von seinem Gesicht ablesen. Er hatte Angst gehabt.
Nick wollte ihn wieder in Angst versetzen.
»Du dachtest, ich könnte ein Magier werden wie Black Arthur«, sagte Nick langsam. »Immerhin haben meine beiden Eltern Geschmack am Blut gefunden.«
»Das stimmt nicht«, sagte Alan mit dünner Stimme. »Ich habe nie gefürchtet, dass du so werden könntest wie
Black Arthur. Du bist nicht sein Sohn, er hat dich nicht großgezogen, er ist nicht für dich gestorben …«
Nick hatte Alan jetzt am oberen Treppenabsatz erreicht und brüllte seine dünne Stimme nieder.
»Versuch nicht, mir Schuldgefühle einzureden! Das funktioniert nicht! Hör auf zu glauben, dass du mich manipulieren könntest, wie du alle anderen Menschen manipulierst. Es macht mich krank! Wer behauptet, dass Daniel Ryves für mich gestorben ist? Warum hätte er irgendetwas für mich tun wollen? Sie ist es, die er wollte: Ich war nur etwas, das sie mitbrachte, ein Anhängsel. Ich war etwas, das dem Mann gehörte, der sie ihm gestohlen hatte. Was sah Daniel Ryves, wenn er mich anschaute? Glaubst du vielleicht, er mochte mich?«
Nick sprach die Wahrheit. Er fühlte sich nicht schuldig und er fühlte keine Trauer. Es fiel ihm nicht schwer, einen weiteren Lügner nicht mehr länger Vater nennen zu müssen und ihn stattdessen mit seinem Vornamen anzureden. Alles, was er empfand, war schwarze, brodelnde Rage, das Verlangen, jemandem wehzutun, und die Gewissheit, dass es nichts gab, was ihn davon abhalten konnte. Jetzt nicht mehr.
Er sah den Schatten, der sich über Alans liebevolle Augen legte. Er sah ganz deutlich Alans Entscheidung, noch einmal zu lügen.
»Ich bin sicher, dass Dad in dir nichts anderes als seinen Sohn sah«, sagte er.
Nick warf den Arm nach vorn und schlug Alan mit der Faust ins Gesicht.
Mae, die Nick völlig vergessen hatte, stieß einen wütenden Schrei aus. »Nick, nein!«, schrie sie und kam die Treppe hinaufgerannt, nachdem die Tat schon begangen war.
Niemand dachte, dass Alan sich wehren würde. Nicks Schlag hatte ihn zurückgeworfen, und als Nick zu Mae hinschaute, fiel Alan hin. Eine drehende Bewegung, aus dem Augenwinkel wahrgenommen, hätte Nick warnen können, aber da war es schon zu spät. Im nächsten Moment hatte Alan die Pistole gezogen.
Der Lauf brannte kalt an Nicks Kiefer. Alans Hand war vollkommen ruhig.
»Mach das nicht noch einmal«, sagte Alan. Blut quoll aus seinem aufgeplatzten Mundwinkel und tropfte über sein Kinn.
Mae blieb mitten auf der Treppe stehen.
Nick wandte das Gesicht zur Mündung und sprach hinein, als ob die Waffe ein Mikrofon wäre.
»Wenn es nichts anderes als eine Adoption war«, sagte Nick höhnisch und fühlte, wie seine Lippen über den Stahl streiften, »warum hast du mir dann nichts über Durham erzählt? Warum hast du deiner lieben Tante Natasha verschwiegen, dass du eine Adoptivfamilie hast? Wir hätten alle zusammen mit deiner richtigen Familie das Weihnachtsfest verbringen können, du, deine verrückte neue Mutter und der Sohn eines mörderischen Magiers.«
»Nick«, sagte Alan und seufzte frustriert. »Ihr seid meine richtige Familie. Es ist nur - bitte versuche, das zu
verstehen. Es ist nur, dass ich mich daran erinnern wollte, wie es war, als Mum noch lebte und alles gut war. Ich wollte nur ein paar Tage lang so tun, als ob. Ich wollte meine Tante nicht auch noch mit in diesen Albtraum hineinziehen.«
»Wie schade«, sagte Nick. »Jetzt ist sie drin.«
Alans Hand zitterte. Einen Moment lang dachte Nick, Alan würde in Ohnmacht fallen, aber er stand nur da und zitterte. Sein Gesicht war weißlich grau wie Asche. Nick zog die Mundwinkel nach oben und sorgte dafür, dass Alan sein Grinsen ganz genau sehen konnte, dass er sehen konnte, wie egal ihm alles war. Alans Griff um
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