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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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nicht, mein Gebieter?« erkundigte sich Nnanji mit einem unschuldigen Grinsen.
    »Ich glaube, ich habe mir den Rücken ausgerenkt, bevor wir dort ankamen.« Wallie streckte die Hand nach der Weinflasche aus. Das war nicht ausschließlich ein Scherz gewesen.
    Danach blieb er nicht mehr lange. Er führte seine Sklavin quer durch den Raum, begleitet von den Blicken aller Anwesenden, und Sklaven gingen mit Fackeln vor ihnen her, um ihnen den Weg in die königliche Suite zu beleuchten.
    »Glaubst du jetzt an lange Kleider?« fragte er sie, als sie allein waren.
    »Natürlich, Herr. Aber für den Eleven Nnanji wäre das nichts, sie sind schwierig auszuziehen.«
    »Das ist ein Teil des Vergnügens«, sagte Wallie. »Ich will es dir zeigen.«
    Doch für Jja war kein Vergnügen dabei. Sie arbeitete beflissen und schwer und voller hektischem Eifer, um ihn zufriedenzustellen, genau wie in der Nacht zuvor. Der rein körperliche Teil von ihm, der Shonsu-Teil, befriedigte seine animalische Lust wie beim letztenmal, doch der Wallie-Smith-Teil litt noch mehr unter den Qualen einer postkoitalen Depression. Es war nicht ihr Fehler – er war zu sehr von Schuldgefühlen geplagt, weil er jetzt Sklavenhalter war, um irgend etwas genießen zu können.
    In der Pilgerhütte hatte sie ihm gutgetan, in der königlichen Suite tat sie ihre Pflicht. Und das war ein großer Unterschied.
    Am nächsten Tag nahm Jja all ihren Mut zusammen und schlug vor – sehr zaghaft –, daß ihr Gewand durch ein bißchen Stickerei verschönert werden könnte. Sie wollte den Vogel Greif von dem Schwert kopieren.
    Natürlich war Wallie von dem Vorschlag angetan, und also saß Jja ab dem späten Morgen mit ihrer Handarbeit in einer Ecke des großen Gästezimmers, das Schwert als Muster vor sich.
    Trotz seinem verschrammten Äußeren behauptete Nnanji beharrlich, gesund genug für weitere Fechtübungen zu sein. Und tatsächlich sah auch Wallie jetzt, daß seine Verletzungen nur oberflächlich waren, wie der Heilkundige gesagt hatte. Inzwischen stand unzweifelhaft fest, daß der eigentliche Schuldige Tarru war, daß Gorramini und Ghaniri lediglich Befehle ausgeführt hatten, und das nur zögernd. Sie hatten sich bemüht, ihn nur dem Anschein nach schwer zu verletzen, und jede ernsthafte Verwundung vermieden. Und das wiederum war eine Lektion über den Unterschied zwischen Gehorsam und Loyalität.
    Fechten war also angesagt. Die Masken wurden aus der Truhe geholt, und Wallie wählte die kürzesten Florette aus, die er finden konnte.
    Schwertkämpfer trugen bei Fechtübungen keine weitere Schutzkleidung außer den Masken mit Halsschild, und deshalb mußten alle Stöße und Hiebe so sorgsam ausgeführt werden, daß Verletzungen vermieden wurden. Natürlich machte sich diese Gepflogenheit auch bei der Ausübung ihrer ernsthaften Kämpferarbeit bemerkbar – was die Sterblichkeitsrate, die ansonsten gespenstisch wäre, um einiges senkte. Die verletzlichsten Stellen, wie Schlüsselbein und Armbeugen, waren streng tabu. Jeder Schwertkämpfer, der einen Fechtpartner verwundete, geriet als Schlachter in Verruf und fand sich bald auf der schwarzen Liste.
    »So«, sagte Wallie. »Ich werde jetzt versuchen, wie ein Zweitstufler zu fechten – ein richtiger Zweitstufler, nicht ein Tempel-Zweitstufler.«
    Er griff so gut wie gar nicht in seine Trickkiste und verringerte seine Geschwindigkeit auf Schneckentempo. Er war immer noch zu gut, als daß Nnanji einen Hieb hätte landen können, aber andererseits gelang ihm selbst auch keiner. »Deine Abwehr ist hervorragend«, verkündete er anerkennend. »Handgelenk! Fuß! Verdammt! Wenn du nur auch einen entsprechenden Angriff zustande brächtest … achte auf den Daumen!«
    Er versuchte es mit allem, was ihm nur einfiel, doch nichts half. Der Killerwurm war immer noch da. Wenn seine Geduld auf die Probe gestellt werden sollte, dann drohte er nicht zu bestehen. Nnanji wurde immer ungehaltener über sich selbst, bis er seine Klinge zu Boden schleuderte, sich die Maske vom Gesicht riß und einen Haufen unflätiger Worte vom Stapel ließ.
    »Ich bin eine verdammte Niete!« schrie er. »Warum bringt Ihr mich nicht einfach zur Auspeitschstelle und schlagt mich grün und blau?«
    Wallie seufzte. Der Mann brauchte eine jahrelange Psychotherapie, und für so etwas fehlte die Zeit. Er hatte nur noch eine letzte Hoffnung, auf die er setzte.
    »Würdest du dich dann besser fühlen?« fragte er.
    Nnanji sah ihn überrascht an, kam zu dem Schluß,

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