Der zögernde Schwertkämpfer
daß sein Mut auf die Probe gestellt werden sollte, und antwortete trotzig: »Ja!«
»Ich möchte aber nicht, daß du dich besser fühlst«, sagte Wallie. »Ich möchte, daß du dich wie der nichtsnutzige, blöde Tölpel fühlst, der du wirklich bist. Los jetzt, setz die Maske wieder auf!«
Nnanji stand en garde und wurde mit dem stumpfen Ende von Wallies Florett in die Rippen gestoßen, was einen roten Striemen hinterließ.
»Autsch!« sagte er vorwurfsvoll.
»Ich glaube, du hast Angst, auf mich loszugehen …« Wallie schlug ihn rücksichtslos vor die Brust.
»Scheiße!« Nnanji taumelte unter der Wucht des Schlags.
»Weil ich ein Schwertkämpfer bin …« Wallie ließ sein Florett gegen Nnanjis Maske scheppern. »Und du nur der Abfall von einem Teppichknüpfer!« Als nächstes stieß Wallie seine Klinge auf beleidigende Weise in den Schritt von Nnanjis Kilt.
Das hätte leicht schiefgehen können. Nachdem seine Selbstachtung in Streifen geschnitten war, nachdem er jetzt von seinem angebeteten Helden abgelehnt wurde, bestand die Gefahr, daß Nnanji wie ein ausrangiertes Zelt schlaff zusammensackte und für den Rest seines Lebens dazu zurückkehrte, Pilger in Schach zu halten. Doch die Götter statteten einen Mann nicht mit rotem Haar aus, wenn es nicht als ganz bestimmte Warnung gemeint war. Sein Temperament ging zum zweitenmal mit ihm durch, und diesmal richtete es sich nach außen, auf seinen Peiniger. Vielleicht lag der Ursprung bereits in Wallies teppichknüpfendem Großvater. Er brüllte bei dieser Beleidigung zornentbrannt auf, und jetzt begann der echte Kampf.
Wallie stach wie ein Schlachter zu. Er schlug Nnanji mit dem Florett, stach mit dem stumpfen Ende auf ihn ein, und er ließ einen Schwall aller Schimpfworte auf ihn herabprasseln, die ihm einfielen – aufgeblasener Strohkopf, Hurenbaby, Pilgerschinder, Großkotz, der sein Geld in Spelunken auf den Kopf haut, der keinen einzigen Freund hat, für den niemand einen Heller geben würde … Jedesmal, wenn Nnanji eine weitere Schramme davontrug, sagte er Scheiße! Aber er wurde immer wilder, und seine Angriffe wurden immer ungestümer.
»Du Mißgeburt! Du triffst nicht einmal die Breitseite des Tempels, und wenn du mit der Nase direkt davorstehst!«
Wallie jubilierte und nannte ihn einen Schwächling, Muttersöhnchen, einen impotenten Schlappschwanz, einen Windbeutel. Nnanjis Gesicht war nicht zu sehen, doch er fluchte immer lauter, und selbst seine Brust lief rot an. Sein Pferdeschwanz wirbelte wie eine Flamme herum. Es war ziemlich anstrengend für Wallie, denn er mußte sich ständig auf ein geringeres Können zurückbremsen, ernsthafte Verletzungen vermeiden, Nnanjis Bewegungen einschätzen, bevor er sie überhaupt gemacht hatte – und durfte gleichzeitig in seinen Beschimpfungen nicht nachlassen.
»Ich will keinen halbgaren Erststufler. Ich brauche einen Kämpfer. Gern würde ich dich Briu zurückgeben, nur leider wird der dich nicht mehr nehmen!«
Nnanji zischte unzusammenhängende Worte durch seine Maske. Da er immer noch keine Berührung geschafft hatte, versuchte er es mit unüberlegten Experimenten, und endlich gelang ihm ein Stoß, der besser war als alles, was er bis dahin geliefert hatte. Wallie wehrte ihn nicht ab. Er taumelte unter der Wucht und fragte sich, ob er wohl eine Rippe gebrochen hätte.
»Glück gehabt!« Er lachte höhnisch. Die Bemerkung war zutreffend gewesen, aber sie klang unfair. Der nächste Stoß glich in etwa dem ersten, und er wehrte ihn so ab, daß es nach Mühe und Not aussah. Dann folgte ein hinterhältiger Hieb. Den mußte er durchgehen lassen, und danach blutete auch Wallie. Er versuchte, zu einer etwas gemäßigteren Kampfart überzugehen, aber jetzt heulte Nnanji wie ein Rudel Hyänen und versuchte es mit allen Mitteln. Die ungeeigneten versagten, doch jedesmal, wenn Wallie eine Verbesserung wahrnahm, ließ er den Hieb kommen, und bald tat ihm alles genauso weh wie seinem Opfer. Sie schlugen aufeinander ein und brüllten und fluchten wie die Irren.
Endlich wußte er, daß er gewonnen hatte. Die Stöße kamen immer kräftiger und zielgenauer und mit so tödlicher Wucht, daß er Gefahr lief, verstümmelt zu werden. »Schluß jetzt!« brüllte er, doch Nnanji wollte oder konnte nicht aufhören. Wallie kämpfte wieder wie ein Siebentstufler und schlug ihm das Florett mit einem Hieb aus der Hand. Dann packte er ihn mit einem Klammergriff. Nnanji kreischte und schlug und trat um sich, bis er schließlich
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