Der zögernde Schwertkämpfer
konnten.
Jja lächelte ihn ermutigend an und drückte ihm die Hand.
Wallie staunte über sich selbst, wie erleichtert er war, sie zu sehen. Indem er Jja nicht als Geisel genommen hatte, hatte Tarru einen wichtigen siegbringenden Zug übersehen. Doch kein normaler Schwertkämpfer würde sein Herz als Unterpfand für eine Sklavin geben, so wie Wallie es getan hatte, deshalb konnte Tarru auch nichts davon ahnen.
Er versuchte, ihr diese Zusammenhänge zu erklären, und sie schien ebenso überrascht, wie es Tarru wohl gewesen wäre.
»Ich mache meine Sache nicht besonders gut, Jja.«
Sie sah ihn eine Weile forschend an. Waren seine Schuldgefühle so offensichtlich? Stand jetzt das Wort Mörder auf seiner Stirn geschrieben?
Doch nein. Was sie schließlich sagte, war folgendes: »Wißt Ihr, was die Götter von Euch wollen, Herr?«
Das war der springende Punkt.
Er nickte. »Das weiß ich. Und ich sträube mich dagegen. Du hast recht, mein Liebling. Ich muß lernen zu gehorchen.« Er starrte weiterhin den Boden an.
»Ani kommt gleich, Herr. Der Ehrenwerte Tarru und seine Männer warten immer noch in Eurem Zimmer. Kio ist losgegangen, um den Adepten Nnanji ausfindig zu machen.«
»Wer ist denn Kio?«
Jjas weiße Zähne blitzten im Dämmerlicht. »Sein Lieblingsfreudenmädchen. Früher konnte er es sich nicht leisten, erst seit Ihr ihm so viel Geld gegeben habt. Sie hat schon das halbe Schwert aufgebraucht, sagen die Frauen.«
Wallie lächelte und schwieg. Es würde Nnanji hart ankommen, wieder in den Haifischteich zurückgezogen zu werden, doch es war seine Pflicht. Und auf jeden Fall mußte er gewarnt werden, denn wenn sein Gebieter in Gefahr war, dann galt das gleiche auch für ihn.
Welche Befehle hatte Tarru erteilt? Womöglich brachte man Nnanji schon an der Pforte um.
Vixini begann zu strampeln. Jja band ihn los und setzte ihn zu Boden. Er begab sich krabbelnd auf Erkundungstour, wie ein emsiger brauner Käfer.
Wieder quietschte die Tür, und diesmal war es Ani, eine gewaltige Erscheinung in einem schwarzen Cape. Nur ihr großes, häßliches Gesicht war deutlich zu sehen, direkt unter der Decke schwebend, mit der schwarzen Binde über dem linken Auge, die wie ein Loch aussah. Ihr Haar war straff zu einem Knoten zurückgesteckt, und eine schmale silberne Linie umrahmte ihr Gesicht: der ungefärbte Ansatz, der von Ohr zu Ohr reichte. Sie verneigte sich ehrerbietig vor Wallie, doch konnte sie ein Schmunzeln über die absurde Situation nicht verbergen, daß ein Herr der Siebten Stufe in einem Sklavenkeller kauerte. Mochte ihr Sohn auch nicht mehr Verstand haben als die Pflanzen, die er versorgte, so hatte Ani doch kultivierte Männer gehabt. Sie besaß eine urwüchsige Schlauheit und strahlte gleichzeitig eine sonderbare Autorität aus, als ob sie die Königin der Sklaven sei.
»Ich bin dir sehr dankbar, Ani«, sagte Wallie.
»Und ich bin Euch sehr dankbar, mein Lord. An jenem Abend wart Ihr äußerst gütig zu einer fetten alten Frau. Nur wenige hätten diese Situation nicht ausgenutzt.«
»Ich war selbst betrunken«, sagte er. »Aber ich befürchte, ich habe damit eine nicht wiederkehrende Gelegenheit verpaßt. Was gibt es Neues von Tarru?«
Mit einem seitlichen Kopfzucken spuckte sie auf den Boden. »Er hat eine Durchsuchung angeordnet, mein Lord. Hier wird er jedoch nicht nachsehen lassen. Und wenn doch, dann können wir Euch von einem dieser Keller in den nächsten bringen. Hier seid Ihr sicher.«
Das würde nicht mehr zutreffen, wenn Tarru den geringsten Verdacht schöpfen würde, daß die Sklaven sich gegen ihn verschworen hatten. Die verräterische Leiche lag sehr nah beim Sklaveneingang, und Tarru war nicht auf den Kopf gefallen. Sklaven hätten die Leiche natürlich an einen anderen Ort verfrachten können, doch nur unter größtem persönlichen Risiko. Wallie beschloß, Janghiuki nicht zu erwähnen.
»Ich muß eine Nachricht an Lord Honakura senden«, sagte er. »Er ist der einzige, der helfen kann, glaube ich.«
Ani schürzte die fleischigen Lippen. »Das wird nicht leicht sein, mein Lord.«
Natürlich. Kein Sklave konnte einfach an einen Mann wie Honakura herantreten und ein Gespräch mit ihm beginnen – jedenfalls nicht, ohne erhebliches Aufsehen zu erregen. Wallie griff in seinen Beutel. »Könnte dies von Nutzen sein?«
Anis Augen glitzerten beim Anblick von Gold. »Schon möglich.«
Wallie reichte ihr die Münzen und formulierte seine kurze Botschaft. Ani prägte sich die Worte durch
Weitere Kostenlose Bücher