Der Zombie-Pharao
Wand malen, doch es kommt mir vor, als wäre jemand dabei, alle Spuren zu löschen.«
Sie lächelte schief. »Der Pharao — wie?«
»Zum Beispiel.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, John. So etwas ist einfach nicht möglich.«
»Im Normalfall nicht, das gebe ich gern zu. Aber was ist hier schon normal, Nicole? Seien Sie ehrlich, haben Sie jemals damit gerechnet, daß Ihr Tanz so enden könnte?«
»Nein.«
»Ich werde Sie nach Hause bringen. Wohnen Sie allein?«
»Nein, zusammen mit meiner Mutter.«
»Gut, kommen Sie, ich…«
Ein Ober eilte auf mich zu. Er sprach hektisch. »Sind Sie Mr. John Sinclair?«
»Ja, was gibt es?«
»Telefon für Sie, Sir.«
»Gut, ich komme.«
Nicole Asira ließ ich sitzen. Sie schaute mir mit leerem Blick hinterher. Ich dachte darüber nach, ob sie tatsächlich so harmlos war, wie sie sich gab, denn die Worte der mir namentlich unbekannten Frau wollten nicht aus meinem Gedächtnis weichen.
Die Telefonkabinen befanden sich in der weiträumigen Lobby des Hotels. Eine Tür stand offen, auf sie deutete der Ober, und ich schob mich in die Kabine.
Der Hörer lag bereits neben dem Apparat. Ich nahm ihn an mich und meldete mich mit Namen.
»Gut, daß ich Sie noch erreiche, Mr. Sinclair.«
»Darf ich zuvor fragen, wer Sie sind, Madam?«
»Sie kennen mich. Ich hatte das Vergnügen, Sie mit der Waffe bedrohen zu können. Leider hat es Mr. Rosen nicht geschafft, diese kleine Teufelin zu töten. Sie hat es bemerkt und ist schneller gewesen als er. Das kann vorkommen.«
»So weit, so gut. Sagen Sie mir jetzt, was Sie wollen. Vor allen Dingen hätte ich gern Ihren Namen erfahren. Meinen haben Sie ja seltsamerweise gewußt.«
»In gewissen Kreisen sind Sie bekannt, Mr. Sinclair.«
»Ich weiß, es läßt sich nicht ändern.«
»Ich heiße Margret Clapton.«
»Gut, Mrs. Clapton, kommen wir zum Grund Ihres Anrufs. Und bitte beeilen Sie sich.«
»Natürlich, Mr. Sinclair. Sie wissen, wie der Tote heißt, das ist natürlich wichtig. Aber noch wichtiger ist eine bestimmte Information, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Wissen Sie eigentlich, zu welcher Gruppe Mr. Rosen gehörte?«
»Nein, wie sollte ich?«
»Edward Rosen war — und jetzt hören Sie genau zu, Mr. Sinclair — Psychonaut…«
***
Das war eine Überraschung. Ich hatte Mühe, den Hörer festzuhalten, er wäre mir beinahe aus der Hand gerutscht. Natürlich kannte ich die Psychonauten, die das Wissen der alten Zeit suchten und die davon ausgingen, daß gewisse Menschen ein drittes Auge besitzen, das allerdings im Lauf der langen Zeit verkümmert ist. Ich hatte sie in der Cheops-Pyramide erlebt, wo das Wissen der Welt gespeichert sein soll. Sie wollten es an sich reißen, um die Welt später nach ihrem Gusto regieren zu können. Ich stand dem eigentlich neutral gegenüber, abgesehen von einigen Ausfällen, die sich ein gewisser Ari Leonidas geleistet hatte, der gern ihr Anführer geworden wäre.
»Hören Sie mir noch zu, Mr. Sinclair?«
»Das tue ich.«
»Meine Erklärung hat Sie überrascht, wie?«
»In der Tat. Nur kann ich mit diesem allgemeinen Sammelbegriff nicht viel anfangen. Sie müßten mir schon genauer erklären, was die Psychonauten mit Nicole Asira und einigen anderen Dingen zu tun haben.«
»Nicht am Telefon.«
»Soll ich Sie besuchen?«
»Das wäre am besten.«
»Und Ihre Adresse?«
Sie gab sie mir durch. Papier und ein Bleistift lagen bereit. So konnte ich mitschreiben.
Als sie nach einer Uhrzeit fragte, mußte ich passen. »Sorry, bleiben Sie bitte in der Wohnung. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Gut, aber kommen Sie schnell.«
»Wissen Sie denn mehr?«
»Möglicherweise. Die Zeit drängt, Mr. Sinclair. Andere Kräfte sind auf dem Vormarsch. Mein Freund Edward hat es nicht geschafft, sie zu stoppen. Jetzt sind Sie gefordert.«
Ich hatte noch etwas hinzufügen wollen, aber die Verbindung war unterbrochen.
Nachdenklich verließ ich die Kabine und dachte über die Nachricht nach und natürlich über die beiden Personen Nicole Asira und Edward Rosen. War diese junge Frau tatsächlich so gefährlich, wie gesagt wurde? Wenn ja, mußte sie Rosen getötet haben, aber ich hatte keine Waffe an ihr entdecken können, oder beherrschte sie gewisse Telekräfte? Hatte sie es dank einer starken Magie geschafft, ihren Tanzpartner zu Asche zerstrahlen zu lassen?
Ein beinahe schon irrwitziger Gedanke durchzuckte mein Gehirn. Ich dachte weit, sehr weit zurück, an die Zeiten vor den
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