Der Zorn des Highlanders
deine Gesellschaft.«
Jedes Anzeichen von Feuer verließ Camerons Körper. Langsam löste er sich von Avery, obwohl alles in ihm danach verlangte, sich an ihr festzuhalten. Er rief sich in Erinnerung, dass Katherine ein Kind erwartete und einen Ehemann brauchte. Dies gab ihm die Kraft, das Bett zu verlassen, auch wenn es ein Kampf war. Die Pflicht hämmerte an die Tür, und er musste ihrem Ruf folgen. Er war nicht nur Katherines Bruder, er war auch ihr Laird. Es blieb ihm keine andere Wahl.
Er öffnete die Tür einen Spalt und sagte Leargan, dass er in zehn Minuten unten sei. Anschließend wusch er sich rasch und kleidete sich an, wobei er sich anstrengte, all die Anzeichen der langen, sinnlichen Nacht mit Avery zu übersehen. Zu seinem Unmut war sie inzwischen aufgewacht. Er hatte feige darauf gehofft, einfach hinausschlüpfen zu können. Denn was konnte er ihr nach all dem noch sagen?
»Payton ist da«, sagte sie und strich sich die wirren Strähnen aus dem Gesicht.
»Ja, er wartet in der Halle auf mich.« Cameron verschränkte seine Hände, um sie nicht auszustrecken und Avery zu berühren.
Sie wickelte die Decke um sich und kletterte aus dem Bett. »Bist du noch immer einverstanden, dass ich ein paar Minuten mit ihm reden kann, bevor ich abreise?«
»Ja.«
»Gut. Danke. Ich warte in meinem Gemach auf ihn.«
Er beobachtete, wie sie zur Tür ging. Die Decke, die sie um sich geschlungen hatte, schleifte leicht auf dem Boden. »Avery?«
Sie hielt im Türrahmen inne, drehte sich aber nicht um. »Es gibt wirklich nichts mehr zu sagen oder?«
»Nein. Nein, ich glaube nicht.« Er fasste sich an die Brust, erstaunt, dass sie sich plötzlich so eng anfühlte. »Ich wünsch-te …« Er zögerte.
»Ach, Cameron, ich auch, aber ich frage mich, ob wir uns dasselbe wünschen.«
Das Klicken, mit dem sich die Tür hinter ihr schloss, ließ ihn hochfahren, obwohl es nicht laut war. Er schaute sich im Raum um und zwang sich dann, seinen Blick auf die andere Tür zu richten. Als er darauf zuging, beschloss er, dass der Raum gründlich geputzt werden sollte, bevor er wieder hierher zurückkehrte.
Einige Frauen standen an der Tür zur großen Halle, spähten hinein und seufzten. Als er sich einen Weg durch sie bahnte, überkam Cameron ein ziemlich ungutes Gefühl. Er blieb im Durchgang stehen und hörte ihre Röcke rascheln, als sie sich um ihn drängten, um in die Halle zu schauen. Neben Leargan stand, Wein trinkend und liebenswürdig mit seinem Cousin plaudernd, derjenige, der sie alle zum Seufzen brachte.
Sir Payton Murray sah in der Tat sehr gut aus, wie Cameron leicht gereizt feststellte. Er war weder besonders groß noch breit in den Schultern, aber Cameron zweifelte nicht daran, dass dieser Mann sich im Kampf wacker schlug. Payton Murrays schlanker, kraftvoller Körper erinnerte ihn an ein Pferd aus edler Zucht. Er war gut gekleidet, und jede seiner Bewegungen war voller Eleganz. Er entsprach ganz der Beschreibung Gillyannes. Zudem sah er sehr jung aus. Cameron bezweifelte plötzlich, dass er wesentlich älter als Avery war.
»Wie alt seid Ihr?«, wollte er wissen, als er auf Payton und Leargan zuschritt.
»Ich werde in einem Monat einundzwanzig«, erwiderte Payton ruhig.
»Aber Ihr seid seit mehreren Jahren Sir Payton, oder nicht?«
»Ja, ich habe unserem König einen kleinen Dienst erwiesen, als ich siebzehn war, und er hat mir den Ritterschlag erteilt.«
»Hat den Sohn des Königs vor dem Ertrinken gerettet«, erzählte Leargan fröhlich.
»Natürlich.« Cameron schenkte sich aus dem Krug, der auf dem Tisch stand, Wein ein, hielt aber beim Trinken inne, als er entdeckte, dass ein grinsender Leargan ihn unverwandt anschaute. »Du wolltest etwas sagen, Leargan?«
»Ich wollte nur sehen, wann du daran erstickst.«
»Unser Gast glaubt deinetwegen noch, dass wir hier alle verrückt sind.«
»Ach, das schaffst du auch ohne meine Hilfe ganz gut. Sir Payton Murray, darf ich vorstellen? Unser Laird, Sir Cameron MacAlpin.«
Cameron erwiderte Paytons kurzes Nicken. Leargan hatte recht. Er benahm sich wie ein Verrückter. Irgendwie musste er sich zusammenreißen, seine Gedanken auf eine Sache konzentrieren, auf eine einzige Sache: die Notwendigkeit, einen Vater für Katherines Kind zu beschaffen.
»Payton, mein Geliebter!«
Ein schneller Blick zur Tür verriet, dass sich Katherine einen Weg durch die Frauen bahnte, und Cameron blickte zu Payton. »Meine Schwester Katherine. Ich denke, Ihr habt sie bereits
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