Der Zorn des Highlanders
Grund, sich Sorgen zu machen.«
»Ich kann mir denken, dass es dir lieber ist, wenn ich Sir Paytons Clanmitglieder erst abschlachte, wenn du sicher verheiratet bist.«
Katherines Lippen pressten sich zu einem festen Strich zusammen. »Ich sehe schon, du hast schlechte Laune. Dann lasse ich dich lieber allein.«
Als Katherine hinausging, warf Cameron sich auf einen Stuhl am Kopfende des Tisches. Er war erst eine Stunde wach, und schon jetzt erschien ihm der Tag viel zu lang. Bedachte er, was ihm noch alles bevorstand, würde es bestimmt nicht besser werden.
Avery saß auf ihrem Bett, starrte auf den kleinen Beutel mit ihren Habseligkeiten und versuchte, nicht zu weinen. Anne und Thérèse hatten sich verabschiedet und ihr eine gute Reise gewünscht. Beide gaben sich zuversichtlich, dass sie nicht lange wegbleiben würde. Avery wünschte sich verzweifelt, sie könnte diese Zuversicht teilen, doch im Moment konnte sie nur daran denken, dass Cameron ihr niemals ein Wort der Liebe gesagt hatte. Nicht ein einziges Mal, nicht einmal in der Hitze der Leidenschaft, hatte er ihr den kleinsten Anhaltspunkt dafür gegeben, dass er sie liebte, dass mit diesem Abschied nicht alles vorbei war.
Sie blickte auf, als sich die Tür öffnete, und da stand Payton. Die Anwesenheit ihres Bruders war ihr Freude und Schmerz zugleich. Sie liebte Payton von Herzen und freute sich immer, ihn zu sehen. Unglücklicherweise signalisierte sein Besuch dieses Mal den Beginn ihrer endgültigen Trennung von Cameron. Avery stellte fest, dass sie dennoch in der Lage war zu lächeln, und sie stand auf, um ihn zur Begrüßung zu umarmen.
»Er hat dir ein sehr schönes Gemach gegeben«, sagte Payton, der sich umsah.
»Nicht sehr feinsinnig von dir, lieber Bruder«, murmelte sie.
Payton verzog das Gesicht und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Bist du seine Geliebte?«
»Ja. Und du brauchst nicht so wütend auszusehen. Ich habe mich freiwillig in seine Arme begeben.«
»Er hat dich nicht aus Rache verführt?«
»Na ja, am Anfang hatte er diesen verrückten Plan. Man hat ihm mitgeteilt, dass du seine Schwester missbraucht hast, und außer Gillyanne und mir war niemand da, der dem widersprechen konnte. Zur Zeit des vermeintlichen Verbrechens waren wir aber in Frankreich und konnten hinsichtlich unserer Meinung kaum als unparteiisch gelten.«
»Aber jetzt glaubt er nicht mehr an die Geschichte mit dem Missbrauch?«
»Nein. Ich bin mir nicht sicher, wann er seine Meinung geändert hat, aber er hat sie geändert. Auch seine Pläne für mich hat er geändert. Zuerst hatte er vor, mich so in Schande zu stürzen wie seiner Meinung nach Katherine in Schande gestürzt worden ist. Dann ist er zu der Ansicht gekommen, dass er darauf verzichten kann und dass es eine Angelegenheit zwischen den Familien ist. Er ging sogar so weit, na ja«, sie wurde rot, »in einem besonders heiklen Moment anzubieten, mir meine Jungfernschaft zu lassen.« Sie errötete unter Paytons unverwandtem Blick.
»Liederliches Mädchen«, murmelte er und lachte kurz auf, bevor er wieder ernst wurde. »Du liebst ihn?«
»Verzweifelt«, gab sie mit einem Seufzer zu.
»Und er schickt dich weg.«
»Ich glaube nicht, dass er eine andere Möglichkeit sieht. Bevor wir in Cairnmoor ankamen, war ich mir sicher, dass er zögern würde. Dann hat er gesehen, dass Katherine tatsächlich schwanger ist, und sie zeigt noch immer mit ihrem Finger auf dich.«
»Das Kind ist nicht von mir.«
»Das musst du mir nicht sagen, Payton. In dem Augenblick, als er mir erzählt hat, dass du deine Vaterschaft leugnest, habe ich gewusst, dass es nicht von dir ist. Und auch, dass du nur so sicher sein kannst, weil du nicht mit Katherine geschlafen hast.«
»Aber dein Geliebter denkt, dass ich sie verführt habe.«
»Ja und nein. Er zweifelt, Payton, da bin ich mir sicher. Und Gillyanne meint das auch.«
Payton murmelte einen Fluch und schritt eine Weile im Gemach auf und ab. »Und dennoch will er mich noch immer zwingen, sie zu heiraten.«
»Er hat eine Schwester, unverheiratet und mit einem dicken Bauch. Cameron hat sie so weit gebracht, dass sie nicht mehr von einer Vergewaltigung spricht und ihre Anklage abschwächt zur Geschichte vom armen verführten und verlassenen Mädchen. Aber sie besteht noch immer darauf, dass du der Vater ihres Kindes bist. Was kann er da machen?«
»Nichts«, flüsterte Payton und fügte nachdrücklicher hinzu: »Ganz und gar nichts, und ich verstehe das. Natürlich
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