Der Zorn des Highlanders
errichtet hat. Da ich nicht in Camerons Inneres schauen und sehen kann, ob sich da ein Riss bildet, muss ich mich auf meine Gefühle verlassen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf vertrauen kann.«
»Hoffentlich ist der Mann, an den ich irgendwann einmal mein Herz verliere, nicht so schwer zu verstehen.«
»Für dich wahrscheinlich nicht.«
»Mag sein, obwohl es mir schwerfällt, Dinge zu erspüren, wenn ich jemanden gut kenne oder mag.«
»Natürlich, denn genau in diesen Fällen bräuchte man diese Gabe ja besonders dringend.«
Gillyanne lachte und nickte. »Tante Maldie meint, dass meine Gabe dann sehr gut funktionieren könnte – ich würde nur nicht wagen, an das zu glauben, was ich spüre, weil mein Herz betroffen ist. Ich denke dein Herz ist betroffen«, fügte sie weich hinzu.
Avery beobachtete, wie Cameron durchs Lager ging und zu seinen Männern sprach, und seufzte einmal mehr. »Ja, das ist es wohl. Dabei kenne ich diesen Mann erst eine knappe Woche, und mit Sicherheit wirbt er nicht um mich. Das ergibt keinen Sinn. Es gibt nur eine Sache, die mich davon abhält, ihm halb wahnsinnig vor Lust in die Arme zu stürzen: Dass er beabsichtigt, meine Schwäche als Waffe gegen meine eigene Familie einzusetzen.«
»Halb wahnsinnig vor Lust?«
»Ja, man kann es nicht anders bezeichnen.« Avery beobachtete, wie Cameron mit seinem Cousin in den Wald trat, und es überraschte sie nicht, dass ihr Blick an seinem straffen, wohlgeformten Hintern hängen blieb und es ihr in den Fingern kribbelte, ihn dort zu berühren. »Mehrmals wollte ich ihn heute aus dem Sattel stoßen, aber nicht, weil ich wollte, dass der Dummkopf in den Dreck fällt. Nein, ich habe ihn mir auf dem Boden gewünscht, damit ich auf ihn springen und einige der hitzigen Gedanken in die Tat umsetzen kann, die mich quälen.«
»Dann mach es einfach.«
»Ich weiß, wir haben darüber gesprochen, seinen Racheplänen den Stachel zu ziehen, indem ich ihn verführe. Aber nichts kann der Tatsache den Stachel ziehen, dass er aus Rache mit mir schlafen würde.«
Gillyanne verdrehte die Augen. »Vertrau mir, Cousine. Das Allerletzte, an das der Mann denkt, wenn er endlich mit dir schläft, ist Payton oder seine Schwester oder Rache. Du musst ihm einfach deutlich machen, dass nicht er der Gewinner ist, dass nicht er sich etwas nimmt, sondern du ihm etwas gibst. Ich meine damit nicht, dass du diesem Esel die Geheimnisse deines Herzens offenbaren sollst. Lass ihn wissen, dass du nur das machst, was du willst, und dass du es ihm nie erlauben wirst, das gegen deinen Bruder oder deinen Clan zu verwenden. Da er ein Mann ist und ebenso überheblich wie die anderen Männer, wird er nicht glauben, dass du das schaffst. Du weißt aber, dass du es kannst. Lass dich von dieser Zuversicht leiten.«
»Es ist ein einziges Glücksspiel«, murmelte Avery.
»Stimmt. Aber begehrst du nicht den Hauptgewinn so sehr, dass du es wagen willst?«
»Oh doch.«
»Wann wirst du ihn also verführen?« – »Das kann ich nicht sagen. Ich glaube, ich werde ihn auf die Folter spannen, bis ich es nicht mehr aushalte.« Die beiden Mädchen lachten.
»Sie lachen wieder«, knurrte Cameron mit einem grimmigen Blick auf die beiden Murray-Mädchen, als er und Leargan zum Lager zurückkehrten.
Leargan grinste und schüttelte den Kopf. »Es sind ungewöhnliche Mädchen.«
»Es sind elende Gören, die ihre große Freude daran haben, mir mein Leben zur Hölle zu machen.«
»Du begehrst sie also so stark?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Das musst du auch nicht. Man kann dein Begehren ja fast schon riechen.«
Cameron unterdrückte den Impuls, an sich selbst zu schnüffeln, und funkelte Leargan an. »Das ist doch gut, oder? Es wäre sehr schwer, meinen Racheplan in die Tat umzusetzen, wenn ich das Mädchen nicht anziehend fände.«
»Und du willst nicht warten, bis du zu Hause die Situation genauer in Augenschein nehmen kannst?«
»Meine Schwester, meine Tante und Iain erzählen alle die gleiche Geschichte. Was würde es für einen Unterschied machen, sie nochmals zu hören, zu warten, bis ich nahe genug bin, um ihren Lippen beim Sprechen zuzusehen? Nein, Payton Murray wird bezahlen, und er wird meiner Schwester Recht widerfahren lassen.«
»Und wenn er es macht, wirst du dann auch seiner Schwester Recht widerfahren lassen?«
»Was?«
»Du hast vor, die Schwester dieses Mannes zu verführen, um ihn zu zwingen, deiner Schwester Recht widerfahren zu lassen. Wenn er tut, was
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