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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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grübelte sie, Gillyanne hatte recht. Sie durften in dieser ganzen Sache nicht zu viel riskieren. Payton wollte bestimmt nicht, dass sie und Gillyanne ihr Leben aufs Spiel setzten, um ihn vor einer unerwünschten Heirat zu bewahren. Zugegeben, Ehen wurden für die Ewigkeit geschlossen, aber im Grunde waren sie nicht tödlich. Doch er wäre am Boden zerstört, wenn ihr oder Gillyanne etwas zustoßen würde, nur weil sie ihn vor dem ungewollten Ausflug zum Altar retten wollten. Payton würde voraussichtlich alles als sein Problem ansehen und somit sich selbst als denjenigen, der es zu lösen hatte.
    »Du hast recht«, sagte Avery schließlich und begann zu essen.
    Gillyanne lachte leise. »Ich glaube, diesen wundersamen Moment der Erleuchtung sollte ich schriftlich festhalten.«
    »Freches Kind.«
    »Du bist dir sicher, dass du Sir Cameron liebst, nicht wahr?«
    »Oh ja, auch wenn ich ihm gerne mit etwas Hartem und Schwerem eins über den Schädel ziehen möchte.« Die Mädchen schmunzelten. »Ich bin nicht blind oder liebestrunken. Und ich glaube auch nicht, dass alles gut wird, nur weil ich ihn liebe.«
    »Es wird alles gut werden. Liebe ist ein sehr wertvolles Geschenk.«
    »Natürlich, und gewiss liegt Freude im Empfinden von Liebe, die einem das Herz aufgehen lässt, ebenso im Schenken von Liebe. Wie dem auch sei, sie zu schenken, heißt nicht, dass man sie im Gegenzug zurückbekommt. Und wenn man keine Liebe empfindet, kann man sie nicht immer als ein so wunderbares Geschenk ansehen. Ich bezweifle, dass dieser Mensch sie überhaupt erkennen kann, selbst wenn sie ihm direkt ins Angesicht schaut.«
    »Männer können sehr töricht sein«, schimpfte Gillyanne und schüttelte den Kopf. »Ich wünsche dir so sehr, dass du glücklich wirst.«
    »Oh, das werde ich, wenn vielleicht auch nur für kurze Zeit.« Avery zuckte die Achseln. »Und selbst wenn ich sein Herz nicht gewinne, wird es trotzdem etwas in mir geben, das glücklich ist, denn ich werde ihn für kurze Zeit besessen haben. Sobald der Schmerz nachlässt – und er wird nachlassen –, habe ich süße Erinnerungen.«
    Sie beobachteten, wie sich ihnen ein stirnrunzelnder Cameron näherte, und Gillyanne murmelte: »Irgendwie scheint das Wort süß, selbst wenn du nur von der Erinnerung an ihn sprichst, nicht so recht zu diesem Mann zu passen.«
    Avery stimmte in Gillyannes Lachen ein. Als auf ihre Heiterkeit hin sich Camerons Miene noch mehr verfinsterte und er sie noch misstrauischer musterte, lachten sie umso herzhafter. Avery konnte sich nicht helfen, aber sie fand Vergnügen an der Tatsache, dass ein so groß gewachsener, kräftiger Mann sie und Gillyanne als Bedrohung empfand, und sei es auch nur für seinen Seelenfrieden.
    Sie küsste Gillyanne auf die Wange, sah zu, wie ihre Cousine sich entfernte und wandte sich Cameron mit einem strahlenden Willkommenslächeln zu. Er konnte seine Überraschung und Unsicherheit nicht ganz verbergen. Und das ist erst der Anfang, dachte sie, innerlich kichernd. Sofern sie nicht schwach wurde und Cameron in dem bevorstehenden Spiel nicht die Führung übernehmen ließ, würde sie den armen Mann in ziemliche Verwirrung stürzen. Avery wollte heute Nacht seine Geliebte werden, aber sie wollte auch, dass dieser Schritt ganz in ihrer Macht lag. Cameron würde vielleicht nach dieser Nacht noch immer den Sieg für sich beanspruchen – doch er müsste ziemlich verdreht denken, um sich selbst davon zu überzeugen.

8
    Sie heckte etwas aus, da war sich Cameron sicher. Ihre Augen glänzten verdächtig, und sie war viel zu liebenswürdig. Da es für sie hier in seinem Zelt und kurz vor der Nachtruhe keine Fluchtmöglichkeit gab, konnte er ihr Spiel nicht durchschauen – und das machte ihn nervös. Vielleicht plante sie eine weibliche List, um ein Geschenk von ihm zu bekommen. Doch das schien nicht Averys Art zu sein, und er wurde noch nachdenklicher. Er rief sich ins Gedächtnis zurück, dass alle weiblichen Wesen solche Tricks von Geburt an kannten. Aber sie würde feststellen müssen, dass er dafür nicht empfänglich war.
    Als sie sich langsam auszuziehen begann, schnellte sein fieberhaftes Verlangen rasch in die Höhe. Damit wollte sie ihn wohl schlicht und einfach verhöhnen. Keine Frau konnte so naiv sein und glauben, das Ablegen ihrer Kleidungsstücke würde einen Mann kaltlassen. Nach den langen, qualvollen Tagen und Nächten, die er versucht hatte, sie zu verführen, konnte Avery ganz gewiss nicht so ahnungslos sein: Sie

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