Der Zorn Des Skorpions
ausgerutscht, bevor er durch den Schnee zu seinem Pick-up stapfte. Mann, wie er die Nase voll hatte von diesem Wetter.
Wenn er zu Hause auszog, würde er wahrscheinlich nach Kalifornien gehen, wo die Sonne heiß und die Mädchen noch heißer waren. Er würde surfen lernen und vielleicht in einem Surfshop am Strand arbeiten, oder in einem Computergeschäft oder so. Er würde alles Mögliche tun, nur um dieser Kälte zu entfliehen.
Aber zuerst einmal musste Mom nach Hause kommen. Sie musste einfach. Anders konnte es gar nicht sein.
Wieder klingelte sein Handy. Dieses Mal war es Heidi.
»Ja?«, meldete er sich und begann, mit der einen behandschuhten Hand die Frontscheibe seines Pick-ups vom Schnee zu befreien.
»Was geht ab?«
»Tyler jedenfalls nicht.«
»Was?«
»Ach, schon gut.«
»Mein Dad sagt, du warst in der Ausnüchterungszelle.«
»Rate mal, wer mich da reingesteckt hat?« Er war immer noch stinksauer auf Heidis Vater.
»Na ja, er hat dich ja wieder rausgelassen«, erinnerte sie ihn mit dieser schmeichelnden Stimme, die ihn sonst so anmachte, jetzt aber nur nervte.
»Weil er mich gar nicht hätte verhaften dürfen.«
»Er meint, ich soll mit dir Schluss machen.«
»Das ist wirklich nichts Neues, Heidi.«
»Bist du sauer auf mich?«, wollte sie zunehmend verärgert wissen.
»Wie würde es dir gefallen, die Nacht in der Ausnüchterungszelle zu verbringen, zusammen mit einem alten Knacker, der glaubt, er wäre ins Raumschiff von irgendwelchen Aliens entführt worden? Das ist kein Spaß.«
»Wo bist du jetzt?«
»Bei Tyler, ich will gerade abfahren.«
»Kannst du vorbeikommen und mich abholen?«
»Nein!« War sie denn völlig bescheuert? »Ich lege mich nicht noch mal mit deinem Vater an. Ich weiß, er ist wahrscheinlich zur Arbeit. Ist mir gleich. Wir reden später.«
Er legte auf, stieg in die Fahrerkabine und fuhr in Richtung Stadtkern von Grizzly Falls. Er wusste nicht genau, wohin er wollte, wen er hätte aufsuchen können. Wer ihm vielleicht helfen würde, seine Mom zu finden.
Die Scheibenwischer schoben den Schnee beiseite, doch die Flocken fielen noch immer dicht. Jeremy fuhr am Büro des Sheriffs vorbei, und es lief ihm kalt über den Rücken. Da wollte er nie wieder hin!
Schon wieder klingelte sein Handy.
Nicht schon wieder, Heidi.
Doch dieses Mal war es Bianca.
»Ich habe deine tausend Nachrichten erhalten, okay? Aber ich habe zu tun«, sagte er gereizt und lenkte, eine Hand am Steuer, den Berg hinunter in Richtung Old Grizz.
»Komm und hol mich ab!«, jammerte sie. »Ich halte es hier nicht aus. Wo steckt Mom? Hast du irgendwas gehört?«
»Nein! Ich …« Jeremy sog heftig den Atem ein. Da drüben stieg gerade Nate Santana aus seinem Pick-up, der Lover seiner Mom. Vielleicht war er der Perverse, der sie entführt hatte. Vielleicht war es
seine
Schuld!
»Was denn?«, hakte Bianca nach.
»Keine Zeit.« Er drückte das Gespräch weg, warf das Handy auf den Beifahrersitz und hielt neben Santanas Fahrzeug an. Eilig stieg er aus und folgte dem dunkelhaarigen Mann den schlüpfrigen schneebedeckten Gehsteig entlang. »Hey!«, schrie er. »Santana!«
Der Mann horchte auf und drehte sich langsam um. Hinter ihm leuchtete das Neonschild der Spot Tavern durch die weißen Schneeschleier. Als er Jeremy sah, furchte Santana die Stirn, und seine strengen Züge wurden noch unnahbarer. Jeremy ging auf ihn zu, und durch das Schneegeriesel hindurch sahen sie einander an.
Bei seinem Anblick, als er sich Santana mit seiner Mutter vorstellte und an all das dachte, was in den letzten Tagen passiert war, kochte Wut in Jeremy hoch. Am liebsten hätte er den Dreckskerl umgebracht!
»Ich sollte dir den Hals umdrehen!«, schrie er wütend. »Was hast du mit meiner
Mom
gemacht?«
28. KAPITEL
W as sollte das denn?
Santana brauchte eine Sekunde, um Jeremy Strand zu erkennen, Regans Sohn mit dem zerzausten Haar, das selten einen Kamm sah, und den verknitterten Hosen. Doch da stand er vor ihm, nur ein paar Schritte entfernt, mit blitzenden Augen, geballten Fäusten, kampfbereit.
»Du denkst, ich hätte was mit dem Verschwinden deiner Mutter zu tun?«, fragte Santana, verblüfft über die Frechheit des Jungen.
»Ich weiß, dass du was mit ihr hast!«
»Hey!« Santana machte einen Schritt auf den Jungen zu und wies mit behandschuhtem Finger in sein Gesicht. »Das reicht! Ich wollte, ich wüsste, wo deine Mutter ist, weiß Gott. Aber ich weiß es nicht. Ich habe nichts mit ihrem Verschwinden zu
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