Der Zorn Des Skorpions
Werkstatt verbracht wurde, aus dem anderen erfuhr sie, dass Grayson einen Durchsuchungsbefehl für Pescolis Wohnung beantragt und bewilligt bekommen hatte. »Auf geht’s«, sagte sie, trank zwei Schlucke Tee, ließ den Teebeutel im lauwarmen Rest zurück und machte sich auf den Weg.
Das Haus wirkte verlassen.
Regans Fahrzeug fehlte, doch der Pick-up ihres Sohnes stand vor dem Haus. Santana besaß keinen Schlüssel, doch er wusste, wo sie einen versteckte, hatte einmal gehört, wie sie mit ihrer Tochter darüber sprach, als das Mädchen sich ausgesperrt hatte.
Also drang er in die Wohnung ein und achtete sorgfältig darauf, nichts anzufassen oder zu verändern. Es war klar, dass niemand anwesend war. Selbst der kleine Hund kam nicht und bellte wie verrückt.
Santana schritt mit einem etwas sonderbaren Gefühl durch die Räume, die sie ihr Heim nannte. An der Tür zu ihrem Schlafzimmer blieb er stehen und stellte sie sich auf der dicken Daunendecke liegend vor, wie sie ihn mit diesem frechen Glitzern in den Augen träge lächelnd mit gekrümmtem Finger lockte. »Wenn du schon mal hier bist, kannst du dich auch gleich nützlich machen.« Oder so ähnlich.
Er fluchte verhalten und spürte deutlich, wie sehr sie ihm fehlte. »Was ist denn passiert?«, fragte er, und in diesem Augenblick zerriss Motorengeräusch die Morgenstille. Er trat hinaus auf die vordere Veranda, in der Erwartung, dass Pescolis Jeep zwischen den Bäumen sichtbar wurde und das Garagentor sich langsam und knarrend öffnete.
Tatsächlich kam dann ein Fahrzeug des Büros des Sheriffs von Pinewood County in Sicht, doch das Kennzeichen stimmte nicht, und die Frau hinterm Steuer war nicht Pescoli. Enttäuscht erkannte er Selena Alvarez. Hinter ihr, in einem weiteren Dienstfahrzeug, folgte eine Reihe von Deputys.
»Keine Bewegung!«, rief Alvarez. Die Hand an der Waffe, stieg sie aus dem Wagen. »Hände hoch!«
Er wehrte sich nicht. »Ich suche Regan«, sagte er. »Sie ist nicht hier.«
Alvarez’ böser Blick besagte, dass ihnen das längst bekannt war. »Sie wissen nicht, wo sie sich aufhält?«
»Das habe ich Ihnen gestern schon gesagt. Seitdem hat sich nichts geändert …« Doch es hatte sich etwas geändert. Alvarez’ Augen, ihre zusammengepressten Lippen verrieten es ihm. »Warum sind Sie hier?«, fragte er, während die beiden Deputys in dem zweiten Fahrzeug sich näherten und ein dritter Wagen vom Kriminallabor sich auf den großen Parkplatz vor Pescolis Haus schob. »Was ist los?«
»Zuerst Sie. Warum sind Sie hier?«
»Ich habe nichts von ihr gehört, und deshalb will ich sie suchen.«
Die Deputys tauschten Blicke.
»Was denn?«, fragte Santana mit wachsender Sorge. »Wissen Sie Näheres? Wo ist sie?«
Alvarez sah ihn finster an und schüttelte den Kopf. »Wir haben ihren Jeep gefunden.«
»Wo?«, wollte er wissen, und Angst machte sich in ihm breit. Er ließ die Hände sinken.
»Horsebrier Ridge. Oder genauer: in der Schlucht.«
»Sie hatte einen Unfall?« Panik erfasste ihn. »Ist sie wohlauf?«, wollte er wissen und sah, wie Alvarez’ Mund noch verkniffener wurde. »Was ist los?«
Sein erster Gedanke war, Regan wäre tot. Aber warum dann dieses Aufgebot vor ihrem Haus? Warum die Kriminaltechniker, die warm angezogen ihre Kisten und Kameras in behandschuhten Händen trugen und dem Haus zustrebten? »Wenn bitte alle zurücktreten könnten«, bat einer von ihnen, ein großer Mann. »Haben Sie drinnen was angefasst?«
Santana schüttelte den Kopf.
»Er ist nur überall herumgetrampelt«, schimpfte Alvarez.
»Wo ist Regan?«, wollte Santana wissen.
Sie blockte ihn ab und bedeutete ihm, die Pistole noch immer auf seine Brust gerichtet, er solle die Veranda verlassen. »Los jetzt. Aus dem Weg.«
»Ist sie tot? Im Krankenhaus? Wo?« Sein Blick wanderte zu den beiden Deputys. »Warum zum Teufel ist der halbe Polizeiapparat hier versammelt?«
Alvarez sagte: »Sie war nicht in dem Fahrzeug. Es war völlig demoliert, aber sie war nicht drin. Wir vermuten, dass es von der Straße gedrängt wurde.«
»Was sagen Sie da?«, begehrte er auf, Angst im Herzen. »Horsebrier Ridge, das heißt, sie war auf dem Weg zu ihrem Ex? Sind ihre Kinder bei ihm?«
»Wie sind Sie ins Haus gekommen? Besitzen Sie einen Schlüssel?«
»Ich weiß, wo sie einen versteckt hält.«
»Das könnte Ihnen als Einbruch ausgelegt werden.«
»Ich muss sie aber finden.«
Es hatte den Anschein, als wollte Alvarez ihm glauben, doch ihr gesunder
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