Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zusammengezuckt wäre.
    Michelle stürzte sich auf den Apparat wie ein Puma auf eine ahnungslose Antilope. »Hallo?«, sprach sie in den kabellosen Hörer. »Ja, hier spricht Mrs. Pescoli … Aha. Einen Moment bitte, ich hole ihn.« Ihr Lächeln war wie weggewischt, und als sie Jeremy ansah, war in ihrem Blick nichts Kokettes mehr. Sie ging zum Bogendurchgang aus der Küche und rief, die Hand über den Hörer gedeckt: »Luke?« Keine Antwort. »Luke! Telefon! Die Polizei!«
    Jeremys Herz setzte einen Schlag aus. »Die Polizei?«, wiederholte er. Bianca, das Handy in der Hand, kam hinzu.
    Ihre Augen waren groß und rund. »Mom? Ist sie am Apparat?«
    Natürlich nicht, blöde Kuh. Sonst hätte Michelle gesagt: »Deine Ex-Frau« oder »Regan ruft schon wieder an« oder »Das Miststück ist am Apparat«, nicht aber: »Die Polizei.«
Schon wollte er seine Gedanken laut äußern, doch da sah er die Angst in Biancas Augen. Sie wusste Bescheid. Genau wie er.
    »Was soll das heißen: die Polizei?«, fragte Luke, schloss den Reißverschluss seiner Hose und zog den Gürtel stramm.
    »Das Büro des Sheriffs.« Michelle war so ernst, wie Jeremy sie noch nie erlebt hatte, als Lucky nach dem Hörer griff.
    »Hallo … Ja, hier ist Luke Pescoli …« Ein hastiger Blick streifte seine Kinder. »Sie sind hier. Bei mir. Was ist los?«
    Und dann hörte er zu. Während Bianca auf ihrer Unterlippe kaute und ihr Handy fest umklammert hielt, stand Michelle da wie eine Statue in ihrer albernen Schürze, den Pfannenheber in der Hand. Selbst Cisco hielt ausnahmsweise Ruhe, und Jeremy vergaß zu atmen.
    »Ja … Verstehe … Aber sie war nicht drin …?«
    Jeremy konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Wer? Wer war nicht drin? Mom?«
    »Still!«, fauchte Bianca, doch sie war weiß wie ein Laken.
    In der Ferne hörte Jeremy ein Hupen.
    »Ja, gut, ich behalte sie hier bei mir, bis wir Näheres wissen«, sagte Luke leise. Stocknüchtern legte er auf. Das Hupen klang immer ungeduldiger.
    »Was?«, fragte Bianca mit Tränen in den Augen.
    Jeremy spürte ein gedämpftes Schrillen in den Ohren.
    »Sie haben den Jeep eurer Mom gefunden«, sagte er. »In dem Bachbett bei Horsebrier Ridge.«
    Bianca entfuhr ein leiser Schrei.
    »Das ist kein Bachbett. Das ist eine tiefe Schlucht«, flüsterte Michelle.
    »Ist sie verletzt?« Die Tränen liefen über Biancas Wangen.
    Luke seufzte. »Ich weiß es nicht.«
    Jeremys Herz klopfte wie ein Schmiedehammer, das Schrillen in seinen Ohren wurde lauter. »Wo ist sie? Im Krankenhaus?«
    »Nein«, sagte Luke. Bianca warf sich ihrem Vater in die Arme, und er drückte sie an sich. »Sie war nicht im Jeep. Der Wagen ist hin. Totalschaden. Aber sie war nicht drin.«
    »O Gott«, sagte Michelle, und während Luke den Kopf schüttelte, platzte sie heraus: »Er hat sie! Der Unglücksstern-Mörder. Er hat das getan! Ach, um Gottes willen …«
    Bianca weinte auf.
    »Still jetzt, Michelle. Das wissen wir nicht. Wir wissen überhaupt nichts!«, fauchte Luke.
    Das Hupen hörte nicht auf.
    »Wer zum Teufel ist das?«, wollte Luke wissen.
    Jeremy kam zu sich. »Ich werde abgeholt.«
    »Mommy!« Bianca schluchzte gebrochen.
    »Schsch, Schätzchen, alles wird gut«, sagte Luke ohne innere Überzeugung.
    Jeremy wusste es besser. Nichts würde wieder gut. Nicht, wenn alle nur tatenlos herumstanden. Er dachte nicht daran zu bleiben. Wortlos lief er aus dem Raum und klopfte seine Taschen ab, um sich zu vergewissern, dass er Schlüssel und Brieftasche bei sich hatte. Da fand sein Vater schließlich in die Wirklichkeit zurück und rief seinen Namen, doch Jeremy lief zur Haustür hinaus, über den am Vortag freigeschaufelten Weg zur Zufahrt, wo Tyler McAllister in seinem Chevy Blazer auf ihn wartete.

9. KAPITEL
    S antana war vielleicht doch nicht so übel, wie sie anfangs gedacht hatte, fand Selena. Immerhin bedeutete Pescoli ihm anscheinend viel. Er saß vor ihrem Schreibtisch, beantwortete Fragen, sah sie wütend an, die Zähne zusammengebissen, die schmalen Lippen erbarmungslos verkniffen. Er hatte ihr keine weiteren Hinweise auf Pescolis Unfall oder Entführung liefern können, doch er schien allen Ernstes besorgt zu sein.
    »War das alles?«, fragte er, als das Telefon weiter unten im Flur klingelte.
    »Im Moment, ja.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Sie hatte weder eine Antwort noch ein Lächeln für ihn übrig.
    »Ich melde mich dann.«
    »Tun Sie das«, sagte sie. Ihre Kopfschmerzen setzten wieder ein. Santana

Weitere Kostenlose Bücher