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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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zauberte einen eingeschweißten Früchtekuchen hervor, den sie auf der Stelle auspackte. »Den habe ich aus dem Laden mitgebracht.« Kandis und Zuckerguss glitzerten im Neonlicht, als sie den Kuchen aus der Verpackung nahm und auf einen mit silbernen Glöckchen verzierten Teller legte, den sie offenbar von zu Hause mitgebracht hatte, um die Belegschaft in Weihnachtsstimmung zu versetzen.
    Während ein Serienmörder sein Unwesen trieb, Regan Pescoli vermisst wurde und ein Großteil des Bundesstaats mit Stromausfällen und Glatteis zu kämpfen hatte.
    Und die Presse den Eingang belagerte und die Öffentlichkeit einer Panik nahe war.
    Alvarez tauchte den Teebeutel in ihren Becher.
    »Hey, was haben wir denn da?«, fragte Watershed und duckte sich unter der Tür hindurch. Er beäugte den Teller, auf dem Joelle bedachtsam den Kuchen schnitt, und näherte sich gierig dem Küchentresen.
    »Früchtekuchen. Aber freu dich nicht zu früh. Der ist gekauft. Ich hatte keine Zeit, einen nach dem Rezept meiner Tante Nina zu backen wie letztes Jahr.«
    »Sieht aber gut aus … Kein Kaffee?«, fragte er und griff nach der Glaskanne, deren Boden dunkel verfärbt, aber trocken war.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen! Hetz mich doch nicht so, ja?«
    Alvarez rüstete zu einem stillen Abgang.
    »Wie ich hörte, wurde Pescolis Jeep oben bei Horsebrier Ridge gefunden«, wandte Watershed sich an sie. »Sie haben schon Hubschrauber losgeschickt, um das Gebiet abzusuchen, nicht wahr?«
    »Drücken wir die Daumen, dass das Wetter sich hält«, antwortete Selena.
    »Was?« Joelles unerschütterliches Lächeln erlosch. »Horsebrier Ridge? Was redet ihr da?«
    Doch sie hatte bereits zwei und zwei zusammengezählt und schlug die Hand vor den Mund. »Nein …«
    »Deswegen sind die Reporter hier«, bemerkte Selena.
    »O ehrlich, das wusste ich nicht. Habe nichts davon gehört. Ich habe die halbe Nacht damit verbracht, Geschenke einzupacken, und die restlichen Karten geschrieben und, ihr wisst schon, Weihnachtsvorbereitungen und …« Ihre Stimme erstarb, sie legte die Hand aufs Herz. »Ihr glaubt, er war’s, weil die verhaftete Frau ja nicht der Unglücksstern-Mörder ist.« Angstvoll schlug sie das Kreuzzeichen.
    Alvarez nickte finster und sah aus dem Fenster. In der Ferne zogen Wolken auf, aber sie standen hoch am Himmel. Im Augenblick waren die Sichtverhältnisse für die Hubschrauber ausreichend, um nach einer Spur von Pescoli zu suchen. Es war zu früh zu glauben, dass der Mörder, falls er sie gefangen hielt, sie schon dem Tod überlassen würde, aber trotzdem konnten die Piloten vielleicht etwas entdecken. Irgendetwas.
    »Ich werde für sie beten und in der Gemeinde anrufen. Wir werden eine telefonische Gebetskette in Gang setzen«, sagte Joelle leicht zittrig.
    Alvarez erhoffte sich schon seit langer, langer Zeit nicht mehr viel von Gebeten. Nachdem sie jahrelang vor einem dräuenden Kruzifix gekniet, Predigten auf Englisch und Spanisch angehört und aus tiefstem Herzen geglaubt hatte, Jesus würde ihre Seele retten, hatte sie ganz unvermittelt den Glauben verloren.
    Jetzt sagte sie sich, Gebete können nicht schaden, auch wenn sie selbst keines gen Himmel schickte. Zu oft waren ihre Gebete bei Gott auf taube Ohren gestoßen, und deshalb entschied sie, keine Zeit damit zu vergeuden. Auch Seine nicht.
    »Ach ja, und Ivor Hicks will euch sprechen. Na ja, nicht euch, aber weil der Sheriff doch nicht in der Stadt ist …«
    Selena, schon auf dem Weg aus der Küche, blieb wie angewurzelt stehen. »Warum?«
    »Ich weiß nicht.« Joelle hob die Schultern.
    Watershed schnaubte durch die Nase. »Wer weiß schon, was der alte Spinner will? Hat wahrscheinlich mal wieder einen Anruf vom General der Reptilien bekommen oder so.« Er lachte leise, ein bisschen fies.
    »Ich rufe ihn später an«, sagte Alvarez. Zwar hatte Ivor Mandy Ito, das dritte Opfer, gefunden, doch gewöhnlich war er eher lästig als hilfreich. Oft genug landete er in der Ausnüchterungszelle und wurde von seinem Sohn Billy ausgelöst, der pflichtschuldigst, wenn auch nicht gern, die Verantwortung für den lieben alten Dad auf sich nahm.
    Watershed mochte dem Mann gegenüber voreingenommen sein, doch im Augenblick hatte auch Alvarez keine Zeit für Ivor Hicks’ dummes Geschwätz.
    Sie ließ Joelle und Watershed stehen und suchte ihren Arbeitsplatz auf, doch bevor sie sich setzen konnte, musste sie zwei Telefongespräche annehmen. Einer bestätigte, dass Pescolis Jeep in die

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