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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schultern, sein Schritt wirkte entschlossen.
    Alvarez sah ihm nach. Ausgeschlossen, dass Santana tatenlos herumsaß und die Profis ihre Arbeit tun ließ. Sein entschlossen nach vorn gerecktes Kinn, das Blitzen in seinen Augen, die Art, wie er die Lippen aufeinanderpresste, all das verriet ihr, dass er fest entschlossen war, die Dinge auf seine Art zu regeln.
    Der Einzelgänger würde versuchen, Selbstjustiz zu üben.
    »Er ist skrupellos«, sagte sie. Im selben Moment klingelte Graysons Handy, und er nickte ihr zu, bevor er das Gespräch annahm. Selena ging zum Fenster und beobachtete, wie Santana zu seinem Hund in den Pick-up stieg. Falls das Gewehr, das an diesem Morgen im Haus seines Arbeitgebers zum Einsatz gekommen war, mit dem übereinstimmte, das den Reifen von Pescolis Fahrzeug zerschossen hatte, steckte Santana mittendrin. Sein Chef. Seine Freundin.
    Aber du hast doch gesehen, wie sehr ihn Pescolis Verschwinden trifft. Er ist nicht der Mörder.
    »Was … Wer? Ja, aber Moment noch. Ich schicke Alvarez, sie kann sie raufholen … Was? Ja, ich weiß. Sagen Sie der Presse, ich gebe eine Presseerklärung ab, heute noch, im Dezernat … Nein, zum Teufel, nicht jetzt. Um vier habe ich eine Besprechung mit dem Einsatzkommando. Danach. Wohl eher gegen sechs Uhr. Vielleicht auch später. Wenn ich fertig bin.« Er drückte das Gespräch weg, bevor der Anrufer weiter in ihn dringen konnte, dann stellte er sich der Frage in Alvarez’ Augen. »Das war Connors am Tor. Clementine und ihr Sohn sind da und drehen durch, wollen ins Haus. Die Fernsehkameras laufen. Also, holen wir sie her.«
     
    »Sind Sie sicher, dass sie nicht mitbekommt, was wir reden?«, fragte die afroamerikanische Psychologin Martha, die dicke Stationsschwester, die im Mountain View arbeitete, solange Padgett sich erinnern konnte.
    »Sie ist nahezu komatös«, lautete die Antwort. Martha legte keinen gesteigerten Wert auf großen Durchblick, sie kam, erledigte ihre Arbeit und ging wieder, meistens zu früh.
    Die Ärztin Jalicia Ramsby furchte die Stirn angesichts dieser Reaktion. Also wirklich, das war nicht ganz in Ordnung. Woher wollte diese fette Schlampe von Krankenschwester irgendetwas über sie wissen, fragte sich Padgett. Sie saß in dem Sessel, den sie vor Jahren für sich beansprucht hatte, und wiegte sich sanft. Ostentativ starrte sie hinaus in den grauen Nachmittag, den Kopf so leer, wie Martha vermutete, aber sie konnte die zwei in der Scheibe hinter sich stehen sehen. Sie wirkten geisterhaft und verwaschen, ihre zellophanartigen Gestalten schienen über der dämmrigen Landschaft von Rasen, Hecken und laublosen Bäumen auf dem Grundstück von Mountain View zu schweben.
    Bedächtig ließ Padgett den Rosenkranz in ihrem Schoß durch die Finger gleiten und sagte sich, dass sie sich vor der Neuen würde hüten müssen. Dr. Ramsby war schlank, geradlinig und klug. Ihr Haar war kurz geschnitten, ihre Hautfarbe kaffeebraun, und ihren großen Augen schien so gut wie nichts zu entgehen.
    Den Kopf zum Fenster gewandt, bewegte Padgett wie im Gebet die Lippen. Sie blickte starr ins Leere, denn sie war sich sicher, dass Dr. Ramsby ihr Spiegelbild in der Scheibe beobachtete, genauso, wie sie selbst die Psychologin im Blick hatte.
    Ach Doktor, welch ein hinterhältiges Spielchen wir doch treiben, nicht wahr?,
dachte sie, formte jedoch weiterhin die Worte des bekannten Gebets. »Vater unser im Himmel …« Kein Laut kam über ihre Lippen, und sie sah in der blanken Fensterscheibe, wie Ramsby die geschwungenen Brauen zusammenzog und über ihrer Nase kleine Fältchen auftauchten. Ungläubig schürzte sie die Lippen.
    Warum? Warum glaubte diese Frau nicht einfach der Diagnose, die feststand, seit man Padgett über die Schwelle dieser altehrwürdigen Einrichtung geholfen hatte?
    Einige der besten Psychologen und Psychiater hatten sie untersucht. Sie erinnerte sich allerdings, dass der letzte, der aufrichtiges Interesse an ihr gezeigt hatte, Dr. Maxwell gewesen war, wobei sich dieses Interesse schon vor Jahren rasch verflüchtigt hatte.
    Was sollte jetzt dieser neue Eindringling?
    Warum gerade jetzt, da es wichtiger denn je war, sich so stumpfsinnig wie eben möglich zu präsentieren?
    Du darfst nichts verändern. Bleib so, wie du bist. Niemand wird je etwas merken.
    »Padgett?«, hörte sie ihren Namen ein wenig lauter. Die schwarze Ärztin versuchte erneut, ihre Aufmerksamkeit zu wecken.
    Padgett hörte nicht auf, die Perlen zu befingern und ihre

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