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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Gaunt. »Wir haben sein Haus
     durchsucht, aber wir fanden keinen Hinweis darauf, daß Sturmey einen
     zweiten Satz Schlüssel angefertigt hätte.«
    »Und doch hat er es
     getan«, erwiderte Cranston.
    »Woher wißt Ihr
     das?« blaffte Goodman böse.
    »Warum sonst sollte er
     umgebracht worden sein?«
    Goodman verzog das Gesicht.
    »Ich glaube«,
     fuhr Cranston langsam fort, »daß Sturmey erpreßt wurde.
     Wie viele solche Männer hat er ein Doppelleben geführt.«
    Athelstan entdeckte einen
     Schimmer von Angst in den Augen Goodmans, aber der Bürgermeister
     senkte gleich den Kopf, und Cranston redete weiter.
    »Euer Gnaden, ich könnte
     jeden der hier Anwesenden - mit Eurer Erlaubnis, natürlich - fragen,
     wo er sich gestern nachmittag aufgehalten hat, als der Lord Sheriff und
     Meister Sturmey ermordet wurden. Aber ich habe den Verdacht, daß
     nichts dabei herauskommen würde.«
    »Allerdings«, näselte
     Denny. »Wir waren alle beschäftigt, Mylord Coroner. Auch wenn
     Sir Gerard Mountjoy herumsitzen, Wein trinken und sich mit seinen Hunden
     unterhalten konnte.«
    Athelstan griff unter dem
     Tisch nach Cranstons Handgelenk, und der Coroner schluckte die Frage, die
     er stellen wollte, rasch herunter.
    »Dann frage ich mich,
     Euer Gnaden«, sagte er statt dessen, »warum man mich
     herbefohlen hat. Gibt es Neuigkeiten?«
    »Ja, zwei«,
     antwortete Gaunt. »Zum einen: Eine Proklamation ist an das
     Rathaustor genagelt worden. Eine schlichte Botschaft von Ira Dei. Sie
     lautet: ›Tod folgt Tod.‹ Wie deutet Ihr das, Sir John? Oder
     sollte ich Bruder Athelstan fragen, der so seltsam still ist?«
    Der Ordensbruder trommelte
     sanft mit den Fingern auf der Tischplatte. »Es ist die Warnung, Euer
     Gnaden, daß noch jemand in diesem Raum ermordet werden könnte.«
     Athelstan schaute in die Runde der Gildeherren, aber seine Antwort schien
     sie nicht zu beruhigen.
    »Ist denn noch ein Mord
     geschehen?« fragte Cranston. »Wo ist Lord Clifford?« 
    »Ein dritter war
     geplant«, antwortete Gaunt. »Lord Adam wurde heute morgen
     unweit der Bread Street von ein paar Übeltätern
     überfallen, aber gottlob ist ihm die Flucht gelungen. Jetzt ruht er
     sich in seinem Stadthaus aus. Ich schlage vor, daß Ihr ihn dort
     besucht.«
    »Ist das alles?«
    »Oh nein.« Gaunt
     stand rasch auf, ohne Athelstan aus den Augen zu lassen. »Du,
     Bruder, bist ein treuer Diener der Krone?«
    »Gottes und der Krone,
     jawohl.« Er versuchte, seine Panik niederzukämpfen; er war der
     eigentliche Grund, weshalb diese mächtigen Männer Cranston
     hatten sehen wollen, und er ahnte schon halb, was sich hinter der
     selbstgefälligen Genugtuung ihrer Mienen verbarg. Gaunt stand da und
     zwirbelte seinen Schnurrbart zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Bruder, dieser Ira Dei
     ist an dich herangetreten. Du arbeitest als Priester bei den Armen von
     Southwark. Du bist, was seltsam genug ist, sehr beliebt und geachtet. Wenn
     wir dich dazu aufforderten, ja, wenn der König es befehlen wollte, würdest
     du Ira Dei dann antworten, in die Große Gemeinschaft des Reiches
     eintreten und …«
    »Sie verraten?«
     fauchte Athelstan.
    »Euer Gnaden!«
     rief Cranston und stieß seinen Stuhl zurück. »Dieses
     Ansinnen ist ebenso töricht wie unbedacht. Bruder Athelstan ist mein
     Secretarius. Ich aber bin ein Beamter der Krone. Man würde ihm immer
     mißtrauen.«
    Gaunt schüttelte den
     Kopf. »Sir John, Ihr widersprecht Euch«, sagte er, sorgsam
     seine Worte wählend. »Gestern habt Ihr und Bruder Athelstan
     noch behauptet, Ira Dei oder einer seiner Schergen sei bei meinem Bankett
     gewesen. Wenn diese sogenannte Große Gemeinschaft des Reiches sogar
     die Mächtigsten zu Verrätern machen kann, warum sollte es dann
     nicht mit einem Dominikaner gelingen, der unter den Armen lebt?«
    »Ja, warum nicht?«
     ergriff Goodman das Wort, und Cranston stöhnte, als er begriff, wie
     er und Athelstan in diese raffinierte Falle getappt waren.
    »Sir John - wie denkt
     Ihr eigentlich in dieser Sache?« fuhr Goodman fort. »Seid Ihr
     nicht für die Armen? Tretet Ihr nicht für Reformen in der Stadt
     und in den Grafschaften ein? Für die Entlastung der Kleinhändler
     und Bauern?«
    »Ihr könnt mich
     nicht zwingen«, unterbrach Athelstan leise. »Mein Gehorsam
     gilt Gott und meinem Pater Superior.«
    »Und deine Treue zur
     Krone?« rief Gaunt. »Was deinen Pater Superior angeht, so habe
     ich seine Erlaubnis übrigens

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