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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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will nichts mit mir zu
     tun haben.«
    Athelstan musterte Anna; sie
     hatte schwarze Knopfaugen, strähniges graues Haar und eine schmale
     Nase, und er ahnte eine Bosheit, die sein Unbehagen nur verstärkte.
    »Möchtet Ihr einen
     Schluck Wein?« fragten die Hobdens.
    »Nein, nein«,
     sagte Athelstan und packte seine Tasche mit dem heiligen Ol und der
     Weihwasserflasche noch fester.
    »Kann ich helfen?«
     erbot sich Anna.
    »Nein.« Eleanor
     Hobden fiel ihr schroff ins Wort. »Anna, geh wieder in die Küche.
     Walter und ich Kümmern uns um alles.«
    Athelstan straffte sich, als
     er eine Stimme rufen hörte: »Walter! Walter!«
    Er sah Hobden an, dessen
     Gesicht noch bleicher geworden war.
    »Es fangt wieder an«,
     wisperte der Mann. »So fangt es jeden Abend an.«
    »Still, Mann; es ist
     nur deine Tochter, die dich ruft.«
    »Nein!« Hobden
     verdrehte die Augen wie ein verängstigtes Tier. »Sir John, ich
     schwöre, das ist die Stimme meiner toten Frau!«
    Athelstan unterdrückte
     das Zittern seiner Knie.
    »Wir gehen am besten
     hinauf«, sagte er entschlossen. »Master Hobden, würdest
     du mir den Weg zeigen?« 
    Wie ein Verurteilter, der die
     Stufen zum Galgen hinaufsteigt, führte Hobden sie eine dunkle,
     gewundene Treppe hinauf in den ersten Stock und durch einen Gang zu einer
     halboffenen Tür. Langsam schob er sie weit auf, blieb stehen, eine
     Hand am Türrahmen, und spähte in die von einer Kerze erhellte
     Kammer. Athelstan, Cranston und Benedicta standen dicht hinter ihm und
     schauten zu der jungen Frau hinein, die auf dem großen,
     vierpfostigen Bett lag; ihr dunkles Haar war hinten zusammengebunden und
     die weiße Gesichtshaut so straff gespannt, daß die hohen
     Wangenknochen deutlich hervortraten. Mit glasigen Augen starrte sie ihren
     Vater und die anderen an.
    »So, du hast Besuch
     mitgebracht, Walter? Zeugen deines Verbrechens?«
    Athelstan sah verwundert, daß
     die Lippen sich bewegten, während die Stimme hohl und körperlos
     klang.
    »Elizabeth!« stöhnte
     Hobden. »Hör auf damit!«
    »Womit soll ich aufhören,
     Walter? Du hast mich ermordet, getötet mit rotem Arsen, mich
     vergiftet, damit du eine andere Frau heiraten konntest.«
    »Das ist nicht wahr!«
    Walter wollte weitersprechen,
     als plötzlich das Klopfen einsetzte, langsam erst, undeutlich, doch
     dann breitete es sich vom Erdgeschoß des Hauses nach oben aus, als käme
     hinter der Wandtäfelung eine dunkle Kreatur aus der Hölle
     heraufgekrochen.
    Benedicta wich zurück.
     »Pater«, wisperte sie, »seid vorsichtig!«
    Athelstan trat ins Zimmer und
     ging auf das Fußende des Bettes zu. Die dunklen, glasigen Augen des
     Mädchens faszinierten ihn, ebenso die Lippen, die eine Litanei von
     Anklagen formten. Das Klopfen dröhnte wie Trommelschlag, und ein
     furchtbarer Gestank erfüllte die Kammer und ließ Athelstan würgen.
     Er nahm all seinen Mut zusammen.
    »Elizabeth Hobden, im
     heiligen Namen Christi bitte ich dich, höre auf! Ich befehle dir
     aufzuhören!«
    Er schnürte seine Tasche
     auf und nahm mit zitternden Händen die Weihwasserflasche und das
     Aspergillum heraus. Er sprengte das Weihwasser vor sich und schlug ein
     Kreuz, aber Elizabeth redete immer weiter. Mit schneidender Stimme
     wiederholte sie pausenlos die Anschuldigungen gegen ihren Vater. Athelstan
     bemühte sich, seine Angst zu verbergen, als er die eigentliche
     Exorzismuszeremonie begann und mit einer feierlichen Litanei Christus,
     Seine Selige Mutter und alle Engel und Heiligen anrief. Seine Worte gingen
     unter im Geschrei des Mädchens und dem furchtbaren Hämmern in
     den Wänden, und der Geruch wurde immer abscheulicher.    
    Athelstan versuchte
     fortzufahren, auch als eine kleine innere Stimme anfing, seinen eigenen
     Glauben in Zweifel zu ziehen. Er warf einen Blick hinter sich und sah
     Benedictas weißes Gesicht. Hobden stand schreckensstarr in der Tür.
     Von Cranston war nichts zu sehen. Ach, Sir John! dachte Athelstan. Jetzt,
     in der Stunde meiner Not…   
    Er wandte sich wieder dem Mädchen
     zu - die Augen blickten haßerfüllt, und Schultern und Kopf
     lehnten starr auf den weißen Kissen. Sie schien sich seiner
     Anwesenheit nicht bewußt zu sein und starrte an ihm vorbei ihren
     Vater an. Als Athelstan wieder zu beten anfing, hörte er
     plötzlich aus dem Zimmer unter ihnen einen Schrei. Jemand rief, und
     Schritte polterten die Treppe herauf. Cranston stürzte schwer atmend
     herein und hätte

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