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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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greifen
     inzwischen alle wichtigen Häfen am Kanal an, und der Regent braucht
     verzweifelt Soldaten. Wenn er noch mehr aus Hedingham und den anderen
     Burgen nördlich von London abzieht, könnte das schließlich
     den Aufstand auslösen.«
    Cranston sah zu, wie die
     Bogenschützen vorübermarschierten, abgehärtete Männer
     mit kurzgeschnittenen Haaren und wettergegerbten Gesichtern, Veteranen,
     die mit jedem Bauernaufstand kurzen Prozeß machen würden.
    »Was wirst du tun?«
     fragte er Athelstan plötzlich. »Ich meine, wenn der Aufstand
     kommt?«
    Der Bruder verzog das
     Gesicht. »Ich werde Benedicta fortschicken und jeden, der aus dem
     Auge des Wirbelsturms entfliehen will. Und
     dann werde ich in meiner Kirche bleiben.«
    Auch Athelstan betrachtete
     die Soldaten. Sie erinnerten ihn an seinen Bruder Francis und an sich
     selbst, als sie mit den englischen Truppen ihren kurzen und ruhmlosen
     Feldzug nach Frankreich unternommen hatten. Er war heimgekehrt und hatte
     Francis in irgendeinem Massengrab zurückgelassen. Wie immer, wenn er
     an seinen Bruder dachte, schloß Athelstan die Augen und flüsterte
     ein kurzes Totengebet für den Frieden seiner Seele.
    Sie setzten ihre Reise fort
     und erreichten schließlich das schmale, dreistöckige Haus der
     Hobdens. Athelstan schaute daran hinauf. Er sah eine einzelne Kerze in
     einem Fenster im Obergeschoß brennen, und ihn fröstelte.
    »Christus und alle
     seine Engel mögen uns beschützen!« flüsterte er und
     klopfte an die Tür.
    »Keine Angst!« drängte
     Cranston. »John Cranston ist da.«
    »Ja«, flüsterte
     Benedicta. »Ich glaube, Engel gibt es in allen Formen und Größen.«
    Cranston wollte gerade zu
     einer schnippischen Antwort ansetzen, als die Tür sich öffnete.
     Walter und Eleanor Hobden begrüßten sie. Athelstan empfand
     sofort Abneigung gegen alle beide. Der Mann wirkte verschlagen und
     heimlichtuerisch, und Eleanor mit ihren scharfen Zügen und dem
     bohrenden Blick sah aus wie eine richtige Hexe.
    »Pater, seid
     willkommen.«
    Die Hobdens traten beiseite
     und ließen sie eintreten. Als Athelstan in den dunklen Hausflur
     trat, bemühte er sich, seine bange Unruhe und das Frösteln der
     Erwartung niederzukämpfen; er war angespannt, als erwarte er einen
     Schlag.
    »Ich habe Sir John
     mitgebracht«, erklärte er stockend. »Sir John Cranston,
     den Coroner der Stadt. Und das ist Benedicta, ein Mitglied meines
     Gemeinderats.« Er lächelte unsicher. »In solchen Fällen
     ist es am besten, wenn man Zeugen hat.«
    Die Hobdens standen rechts
     und links vom Feuer und schauten sie nur mit harten Augen an; Athelstan
     hatte Mühe, sein wachsendes Unbehagen zu unterdrücken. Was
     mochte hier vorgehen? Wieso machte dieses Haus ihm solche Angst? Er kannte
     die Hobdens kaum, und doch fand er die Atmosphäre in ihrem Haus bedrückend
     und vom unsagbar Bösen erfüllt.
    »Wo ist eure Tochter?«
     fragte er und merkte wohl, wie bedrückt auch Cranston und Benedicta
     geworden waren. Er warf einen Blick über die Schulter. Cranstons
     sonst so fröhliches Gesicht wirkte jetzt ernst und düster, als
     habe das Haus seinen gewohnten Überschwang verschluckt.
    »Elizabeth ist oben«,
     murmelte Walter Hobden. »Pater, habt Ihr Ol und Weihwasser
     mitgebracht?«
    »Natürlich.«
    »Es wird bald anfangen«,
     sagte Eleanor Hobden. »Sobald es dunkel wird, erscheint der Dämon.«
    »In welcher Weise?«
     fragte Cranston knapp, bevor Athelstan ihn daran hindern konnte.
    Walter hob die mageren
     Schultern. »Pater Athelstan weiß es«, sagte er in
     winselndem Ton. »Elizabeth spricht, aber mit der Stimme ihrer
     Mutter. Dann ist da ein Klopfen in den Wänden, und dieser Geruch, und
     die Beschuldigungen …« Seine Stimme brach.
    »Wie ist deine Frau
     gestorben?« fragte Athelstan. »Ich meine, deine erste Frau?«
    »An einem Abszeß
     in ihrem Inneren«, antwortete Eleanor schroff. »Wir haben die
     besten Ärzte gerufen, aber sie konnten nichts tun. Sie
     schwand einfach dahin. Ich war eine entfernte Cousine von Sarah, und als
     sie krank wurde, kam ich her, um sie zu pflegen. Pater, man konnte
     wirklich nichts tun.«
    Athelstan drehte sich um, als
     eine alte Frau wie ein Schatten ins Zimmer geschlichen kam.
    »Das ist Anna«,
     erklärte Walter, »Elizabeths Amme.«
    Die alte Frau kam näher,
     und ihr runzliges Gesicht verzog sich zu einem Lächeln ohne
     Heiterkeit.
    »Elizabeth hat sogar
     mich vertrieben«, jammerte sie. »Sie

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