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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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sickerte über
     ihr Kinn.
    »Laß sie in Ruhe!«
     befahl er.
    Bösartig riß
     Eleanor noch einmal an den Haaren des Mädchens. Athelstan packte sie
     beim Handgelenk.
    »Um Himmels willen,
     Weib, laß sie in Ruhe!«
    Widerstrebend gehorchte
     Eleanor, aber sie funkelte Cranston wütend an.
    »Sie ist eines
     Verbrechens schuldig, oder? Vorgebliche Dämonenbeschwörung und
     das Benutzen dieses Gaukelkrams sind fast so schlimm
     wie die Schwarze Kunst an sich.«
    Cranston, der eine tiefe
     Abneigung gegen die Frau empfand, nickte. »Du meinst also, ich
     sollte sie verhaften?«
    »Wenn Ihr es nicht tut,
     werde ich sie und dieses Miststück von Amme auf die Straße
     werfen!«
    »Eleanor!« stöhnte
     Walter. »Tu's nicht!«
    »Ach, halt's Maul!«
     fauchte sie zurück. »Ich habe dir gesagt, diese kleine Dirne
     ist eine Lügnerin und eine Betrügerin!« Sie trat dicht an
     ihren Mann heran und reckte ihm ihr Gesicht entgegen. »Entweder die
     beiden gehen - oder ich!«
    Cranston warf einen
     verstohlenen Blick auf Athelstan. Der Bruder sah hilflos das schluchzende
     Mädchen an; Anna kauerte wie ein Hund in der Binsenstreu. Eleanor
     ging zu dem Mädchen und krallte ihr die Finger in die Schulter.
    »Raus aus diesem Bett
     und aus diesem Haus - auf der Stelle!«
    »Oh, um der
     Barmherzigkeit willen!« rief Cranston.
    »Mylord Coroner«,
     versetzte die Hobden, »Ihr wurdet nicht eingeladen, in dieses Haus
     zu kommen. Ihr seid hier als Beamter der Justiz. Ihr habt mitangesehen,
     wie ein Verbrechen begangen wurde, aber Euer Mitgefühl gilt nicht den
     Opfern, sondern nur der Täterin.«
    Cranston warf einen Blick zu
     Walter Hobden hinüber, aber dieser Hampelmann stand nur da und rieb
     sich die Hände mit dem Mut eines erschrockenen Kaninchens.
    »Um Himmels willen!«
     Benedicta durchquerte das Zimmer. Elizabeths Mummenschanz hatte ihr Angst
     gemacht, aber vor Eleanor Hobden zeigte sie keine Furcht. »Um Himmels willen!«
     wiederholte sie. »Weib, dieses Kind ist vielleicht von Sinnen!«
    Athelstan setzte sich auf das
     Bett, schlang einen Arm um das schluchzende Mädchen und schaute den
     Vater an.
    »Warum erhebt deine
     Tochter solche Vorwürfe?« fragte er.
    »Weil sie mich haßt«,
     gab Eleanor zurück. »Sie hat mich immer gehaßt, und sie
     wird es immer tun. Jetzt kann sie verschwinden.«
    Flehend blickte Benedicta
     Athelstan an. Er bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, sie solle der alten
     Amme aufhelfen.
    »Hör zu«,
     begann er. »Ich bestehe darauf, Frau -nein, ich verlange es, weil
     ich auf eure Einladung hergekommen bin. Es stimmt, Sir John wurde nicht
     eingeladen, aber auch ihm seid ihr etwas schuldig, weil er die Wahrheit an
     den Tag gebracht hat.«
    Die Frau nickte.
    »Also«, fuhr
     Athelstan fort, »Elizabeth und ihre Amme werden heute nacht
     hierbleiben. Morgen früh wird Benedicta wiederkommen und die beiden
     zur Abtei von St. Mary und St. Frances bringen, die an der Kreuzung
     zwischen der Poor Jewry und der Aldgate Street liegt.«
    Walter murmelte zustimmend.
     Seine Frau nagte an ihrer Unterlippe und starrte ihre Stieftochter finster
     an.
    »Von mir aus«,
     schnarrte sie schließlich. »Aber bis zum Mittag ist das Luder
     verschwunden!«
    *
    An der Ecke der Bread Street
     und Westchepe blieb Cranston stehen und schaute zu seinem Haus hinüber.
    »Ach«, seufzte
     er, »ich wünschte, Lady Maude wäre wieder da.« Er
     strich seinem Pferd über das Maul, leckte sich die Lippen und blickte
     hinüber zu dem verlockend warmen Lichtschein, der aus dem »Heiligen
     Lamm Gottes« drang. Er hatte Benedicta und Athelstan in Southwark
     zurückgelassen, war allein nach Cheapside gekommen und hatte dabei,
     wie so oft, laute Selbstgespräche über die Verhärtungen des
     menschlichen Herzens und den verstockten Haß von Leuten wie Eleanor
     Hobden geführt. Sein Pferd wieherte leise und stupste ihn vor die
     Brust.
    »Ja, wahrscheinlich
     hast du recht«, brummte Cranston.
    Er führte das Pferd
     durch eine Seitenstraße in den Hof des »Heiligen Lamms«,
     wo er und Lady Maude ihre Pferde einzustellen pflegten. Sir John brachte
     das Tier unter, widerstand allen Versuchungen, überquerte die
     verlassene Cheapside und ging zu seinem Haus.
    Er hatte die Hand auf dem Türriegel,
     als er seinen Namen hörte. Zwei Gestalten lösten sich aus einem
     Durchgang an der Seite des Hauses und traten in den Lichtkreis der Lampe,
     die an einem Haken neben der Tür hing. Cranstons Lächeln

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