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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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sagte sie, »trinkt, und eßt auch etwas. Wollt Ihr Brot und ein
     wenig Dörrfleisch? Ich werde soviel vorbereiten, daß es für
     uns beide reicht.«    
    Verlegen ob ihrer Fürsorglichkeit,
     murmelte Athelstan seinen Dank und blieb sitzen; er starrte in die matten
     Flammen. Benedicta machte sich in der Küche zu schaffen und deckte
     den Tisch. Dabei erging sich die Witwe absichtlich in einer
     Litanei von Klatschgeschichten über die Pfarrgemeinde, um Athelstan
     von dem abzulenken, was er so treffend als sein »Meer von Sorgen«
     beschrieben hatte. Während des Essens versuchte er, ihr zu antworten,
     aber er war müde, und sein Kopf brummte von allem, was er an diesem
     Tag gesehen und gehört hatte. Benedicta verabschiedete sich; sie
     werde morgen zur Messe wiederkommen. Athelstan sah ihr nach; dann ließ
     er den Kopf auf die Arme sinken und schlief ein.   
    Als er aufwachte, war es
     dunkel. Er fror und war verkrampft, und so fachte er das Feuer wieder an.
     Er wollte gerade in die Speisekammer gehen, als ein leises Klopfen ihn
     zusammenzucken ließ.
    »Wer ist da?«
     rief er. Als er keine Antwort bekam, holte er seinen Knüppel aus der
     Ecke und legte die Hand auf den Türriegel. »Wer ist da?«
     wiederholte er und versuchte, seine Bangigkeit zu unterdrücken. Er
     spitzte die Ohren, hörte aber nur das leise Rauschen der Bäume
     auf dem Friedhof und den gespenstischen Ruf einer Eule. Er öffnete
     die Tür und spähte ins Dunkel hinaus. Als er hinaustreten
     wollte, stieß sein Fuß gegen etwas. Er bückte sich und
     hob einen kleinen Laib Brot auf, an dem ein Fetzen Pergament hing.
     Athelstan sah sich noch einmal um, schloß die Tür von innen und
     verriegelte sie wieder; er zündete die Kerze an und las, was auf das
     Pergament gekritzelt war.
    »Ziehst du dir zu den
     Zorn Gottes, so wirst du dir zuziehen das Brot der Bitternis.«
    Athelstan nahm den kleinen
     Brotlaib in die Hand und schnupperte vorsichtig daran. Er sah das Salz,
     das daraufgestreut war, und roch den bitteren Duft eines zerstoßenen
     Krauts. Er las noch einmal, was auf dem Pergament stand, dann warf er
     Blatt und Brot ins Feuer. »Das Brot der Bitternis«, murmelte
     er, und das treffende Zitat aus dem alten Testament ließ ihn leise lächeln.
     Eine Zeitlang saß er da und starrte in die Kerzenflamme. Ira Dei
     hatte ihm geantwortet, hatte ihn verspottet, weil er wußte, daß
     Athelstan nur auf Geheiß seines Feindes John von Gaunt mit ihm
     Verbindung aufnehmen wollte. Der Ordensbruder dachte an die Konfrontation
     zwischen Cranston und den Gildemeistern, die er an diesem Tag miterlebt
     hatte. Wahrscheinlich hoffte der Coroner, daß er Ira Dei mit seinen
     Worten zu einem dummen Fehler verleiten könnte.
    Athelstan rieb sich die
     Augen. »Naja«, brummte er, »Cranston und ich haben jetzt
     seine Antwort.« Und müde stieg er die Treppe zu seiner kleinen
     Schlafkammer hinauf.

 
    Zwölf
    Athelstan erwachte am nächsten
     Morgen frisch und mit neuen Kräften. Er wusch und rasierte sich,
     wechselte die Kutte, fütterte Bonaventura und frühstückte
     rasch. Dann ging er hinüber in die Kirche, um das Requiem für
     die Mutter der Schweinehirtin Ursula zu lesen.
    Benedicta erwartete ihn am
     Lettner, als er aus der Sakristei kam.
    »Was gibt's, Benedicta?«
    »Es tut mir leid, Euch
     zu stören, Pater, aber ich habe eine Nachricht von den Minoritinnen
     erhalten. Ihr sollt hinkommen. Elizabeth Hobden hat letzte Nacht versucht,
     sich aufzuhängen.«
    Athelstan schluckte einen
     Fluch herunter; er wolle nur die Kirche abschließen, sagte er, und
     werde in einer halben Stunde auf den Stufen von St. Mary Overy auf sie
     warten. Rasch vergewisserte er sich, daß alles sicher verschlossen
     war, schüttete dem schnarchenden Philomel Hafer und Heu hin und eilte
     dann hinunter zu Benedicta.
    »Was enthielt die
     Nachricht sonst noch?« fragte er atemlos, als sie zur London Bridge
     eilten.
    »Nichts, Pater.
     Anscheinend wiederholte das Mädchen unentwegt dieselbe Geschichte. Spät
     nachts hörte eine Schwester dann ein Krachen aus ihrer Zelle, und als
     sie nachschaute, sah sie, daß das Mädchen versucht hatte, sich
     mit ihrem Bettlaken zu erhängen.«
    Unter dem Tor zur London
     Bridge blieb Athelstan stehen und schaute hinauf zu den abgeschlagenen
     Verräterköpfen, die dort aufgespießt waren. Benedicta
     folgte seinem Blick.
    »Pater, was um alles in
     der Welt… ?«
    Athelstan zuckte die Achseln.
     »Ich

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