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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Huren, die lärmten
     und johlten, als sie Athelstan mit einer Frau vorbeikommen sahen. In
     Poultry, Mercery und Westchepe dagegen war noch alles still, denn die
     Marktglocke läutete samstags erst spät. Lehrlinge
     bauten die Stände auf, während Straßenkehrer und
     Mistsammler halbherzige Versuche unternahmen, den Abfall und Müll des
     vergangenen Tages zu beseitigen.
    Als sie bei Cranston
     klopften, öffnete ihnen eine Magd und teilte vergnügt mit, daß
     Lady Maude noch im Bett liege; Sir John aber sei nach St. Mary Le Bow zur
     Messe gegangen.
    Athelstan verbarg sein Lächeln
     und führte Benedicta geradewegs hinüber zum »Heiligen Lamm
     Gottes«, wo sie den Coroner in seiner Lieblingsecke beim Frühstück
     mit Fleischpastete und einem Krug Ale antrafen. Er begrüßte sie
     stürmisch und gab keine Ruhe, bis auch Benedicta und Athelstan etwas
     aßen. Dann hörte er aufmerksam zu, während Athelstan von
     seinem Besuch bei den Minoritinnen erzählte.
    »Was können wir
     tun?« fragte Athelstan schließlich leise.
    Cranston versenkte die Nase
     in seinem Krug. »Nun, zunächst einmal haben wir keinen Beweis
     dafür, daß Walter und Eleanor Hobden ein Verbrechen begangen
     haben; nach dem Gesetz haben wir also kein Recht, sie zu verhören.
     Aber ich bin der Coroner des Königs in der Stadt, und ich habe die
     Befugnis, einen Leichnam zu exhumieren. Hobden sagte, seine Frau ist in
     St. James Garlickhythe begraben?«
    Athelstan nickte.
    »Gut. Dann fangen wir
     da an.«
    »Dürfen wir das
     denn, Sir John? Was wird es beweisen?«
    »Erstens darf ich
     alles. Und zweitens - wer weiß, was wir finden?« Cranston
     schaute aus dem Fenster. »Wir werden bis zum Abend warten müssen.
     Ein Teil des Friedhofs dort wird als Markt benutzt.«
    Athelstan schloß die
     Augen und seufzte. In St. Erconwald gab es soviel zu tun, aber, wie Sir
     John sagen würde: »Aleajacta est - die Würfel sind
     gefallen.«    
    »Nun, bist du nicht
     froh?« fragte Cranston und hob den Krug halb zum Munde.
    »Da ist noch etwas, Sir
     John.« Und Athelstan berichtete von der Nachricht, die Ira Dei ihm
     am Abend zuvor hinterlassen hatte, und versuchte, Benedicta zu ignorieren,
     die verärgert nach Luft schnappte, weil er ihr von der Gefahr nichts
     erzählt hatte.
    Cranston wischte sich mit dem
     Handrücken den Mund ab. »Das heißt nichts«, sagte
     er dann. »Gaunt war dumm. Ira Dei würde dir kaum vertrauen.«
    »Ja, aber warum
     antwortet er mir so schnell?« fragte Athelstan. »Wer wußte
     von meiner Botschaft an Ira Dei?«
    »Gaunt und die
     Gildemeister. Als sie uns vom Überfall auf Clifford berichteten,
     wurde auch darüber gesprochen.«   
    Das Gespräch brach ab,
     als die Wirtsfrau mit einer Schüssel Zuckerpflaumen für Sir John
     an den Tisch trat. Ganz in Gedanken nahm auch Athelstan eine und steckte
     sie in den Mund. Er wollte weitersprechen, merkte aber, wie dick die
     Pflaumen mit Honig und Zucker umhüllt waren. Sie klebten an Zähnen
     und Gaumen. Er entschuldigte sich, ging zur Tür und versuchte, den
     klebrigsüßen Leckerbissen loszuwerden. Plötzlich hielt er
     inne und starrte auf seine Finger.
    »Wann habe ich das
     zuletzt getan?« fragte er sich leise.
    Er sah sich nach Benedicta
     und Cranston um, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und
     miteinander tuschelten; zweifellos erzählte der Coroner, was sich im Rathaus zugetragen hatte.
     Athelstan ging zu dem Lavarium in der hinteren Ecke der Schenke, tauchte
     die Hände in Rosenwasser und wischte sie an einem Handtuch ab. Er
     empfand ein leises Hochgefühl, denn zum ersten Mal seit Beginn dieser
     grausigen Morde sah er ein Licht flackern in der Dunkelheit. Er schaute zu
     einem gesalzenen Schinken hinauf, der am Deckenbalken der Schenke hing,
     und dachte an die Worte seines Mentors Pater Paul: »Denke immer
     daran, Athelstan«, hatte der Alte dröhnend gesagt, »jedes
     Problem hat eine schwache Stelle. Finde sie, brich sie auf, und die Lösung
     wird nicht lange auf sich warten lassen.«
    »Was ist los mit dir,
     Bruder?« brüllte Cranston.
    Athelstan setzte sich wieder.
     »Sir John, seid Ihr heute beschäftigt?«
    »Natürlich! Ich
     bin ja kein verdammter Pfaffe!«
    Athelstan lächelte.
     »Sir John, laßt uns die Schritte unseres Mörders noch
     einmal zurückverfolgen. Ich will noch einmal zum Rathaus gehen, in
     den Garten, wo Mountjoy starb, und in den Bankettsaal, in dem Fitzroy
     vergiftet wurde. Benedicta, möchtest

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