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Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Titel: Der zugeteilte Rentner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schulte
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Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung, und tat dann so, als hätte er niemanden erreicht: „Hab keinen erreicht! Versuch’s wieder.“
Aber was machte man gegen solche Bakterien? Die Antwort: Sie brauchte Penicillin, natürlich nicht in pharmazeutischer Sicht, sondern in spiritueller. Einmal Penicillin für die Wohnung, bitte! Wirkt sofort! Besser, sie ignorieren den Beipackzettel!
Sie musste das Penicillin finden, das bei Maximilian anschlug. Irgendwas vertrieb ihn, nur was?
Als sie die Wohnung betrat, benahm Maximilian sich so, als hätte er Finn anfangs gar nicht bemerkt. Er wollte doch nur nett sein, schließlich freute er sich, sie zu sehen. Mindestens drei Stunden hatte sie an der Uni verbracht, eine lange Zeit, vor allem, wenn das Morgenprogramm des Fernsehens nichts hergab. Daktari wurde zum siebenundsechzigsten Male wiederholt, Magnum zum fünfundvierzigsten und Simon & Simon zum dreiundzwanzigsten. Außerdem starteten drei neue Container-Shows, die letzte endete gerade nach zehn Jahren – der Sieger brachte sich vor laufender Kamera um, aber selbst das stoppte nicht den Fall der Einschaltquoten. Außerdem wurde Studi-World gesendet: ein Student wird Tag und Nacht während seines Germanistik-Studiums von einer Kamera begleitet. Die meisten Zuschauer bekam die Sendung, wenn der Student in der Bibliothek recherchierte. Er holte sich dann verschiedene Lexika und schrieb sich kleine Lernkarten. Maximilian könnte das den ganzen Tag schauen. Hin und wieder erschien eine Pause jedoch sinnvoll. Und diese nutzte er, um die Wohnung ein wenig zu saugen oder einen Apfelsalat für Clara vorzubereiten.
„Haben Sie Tee? Oder vielleicht Brombeermarmelade? Ich liebe Brombeermarmelade.“
Sie stutzte, etwas an ihm kam ihr bekannt vor. Er stand in seinen zerknitterten braunen Buntfaltenhosen vor ihr, ausgewaschene Socken, ein weißes T-Shirt mit zahlreichen Flecken, das ihm nur bis zum Bauchnabel ging.
„Ist das mein T-Shirt, das Sie da tragen?“
„Ich brauchte was zum Anziehen als ich gesaugt hab’.“
„Ich habe erst gestern Abend gesaugt!“
„Es wird der Wohnung wohl nicht schaden. Wenn’s Ihnen lieber ist, leere ich den Müllbeutel gerne wieder aus!“
Der zweite Blick klärte auf: Die einzige Pflanze, die sie besaß, lag umgefallen auf dem Teppich. Etliche Decken, Kissen und Kleidungsstücke befanden sich auf dem Boden, der Küchenboden machte saugnapfartige Geräusche, sobald sie mit ihren Schuhen drüber lief. Putzen sah anders aus.
„Ich hab Ihnen einen Salat gemacht!“
„Sie haben mich gerade am Fenster beobachtet!“, motzte sie ihn an und machte dabei eine ermahnende Bewegung mit dem Zeigefinger.
„Mit Apfel!“
„Kontrollieren Sie mich?“
Maximilian tat so, als wüsste er nicht, wovon sie redete. Er zuckte mit den Schultern, blies etwas heiße Luft aus und verdrehte die Augen.
„Zufall! Ich habe Ihre Nachbarn beobachtet. Dass Sie vorbeikamen, war Zufall!“
Maximilian zeigte auf eine halb herausgerissene Steckdose, die noch in der Wand hing.
„Die ist übrigens kaputt! Die müsste mal gemacht werden!“
„Heute Morgen war die noch ganz!“
„Die war nicht ganz fest und beim Saugen hat das Kabel sie raus gezogen.“
„Sie Trampel haben sie rausgerissen? Geben Sie’s doch zu!“
„Die Steckdose saß nur ganz locker! Sie sollten froh sein, dass mir nichts passiert ist. Oder dem Hund …Probieren Sie doch mal den Salat!“
Maximilian ging in die Küche und holte die Schüssel. „Der ist gesund! Und ohne Fleisch!“
Drei Stunden reichten Maximilian bereits, um aus ihrer Wohnung eine Baracke zu machen. Nicht nur, dass er alles auseinander nahm, er verscheuchte auch ihren Ex-Freund.
„Ich habe eine Apfel-Allergie!“
Sie überlegte gerade, mit welchen Wörtern sie ihn beschimpfen könnte, als sich die Lösung vor ihr offenbarte: Sie musste nichts anderes machen, als einen Handwerker zu bestellen, der für etwas Chaos und ein paar gefährliche Stromleitungen sorgte. Maximilian würde sofort ausziehen, seinem Hund könnte schließlich etwas passieren. Und das Problem verabschiedete sich. Sie lebte dann wieder alleine, niemand, der sie störte, keiner, der ihr das Leben zur Hölle machte – einfach nur sie.
Ihre Lösung hieß Svend Clausen Stormagen, ein ehemaliger Freund, eine kurze Affäre und vor allem ein Däne. Sieben Tage dauerte das Ganze, dann beendete sie das Zweierlei. Er drohte sich umzubringen, beließ es aber bei der Drohung – zwei Tage später fand er eine neue

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