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Der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch

Titel: Der Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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rotwollenen Gürtel, mit seinem langen, trockenen Gesicht und den geschmeidigen, kräftigen Gliedmaßen, die eine außerordentliche Gewandtheit verrieten.
    »Sieh mal an! wie man sich trifft ... Herr Maurice!« Aber er beeilte sich gar nicht und führte die dampfenden Pferde in den Stall, wobei er besonders seinem eigenen einen väterlichen Blick zukommen ließ. Die Liebe zum Pferde, die zweifellos schon von Kindheit an in ihm saß, als er noch die Tiere zum Pflügen aufs Feld brachte, hatte ihn zur Kavallerie gehen lassen.
    »Wir kommen nämlich von Monthois, mehr als zehn Meilen in einem Ritt,« fing er an, als er zurückkam; »und Zephir mag ganz gern so'n bißchen was.«
    Zephir war sein Pferd. Er selbst wollte nichts essen und nahm nur eine Tasse Kaffee. Er wartete auf seinen Offizier, der auf den Kaiser warten mußte. Das konnte fünf Minuten dauern, aber es konnten auch zwei Stunden werden. Und sein Offizier hatte ihm gesagt, er solle die Pferde in denSchatten bringen. Als Maurice, bei dem die Neugierde erwachte, dann etwas zu erfahren versuchte, machte er eine ausweichende Bewegung.
    »Weiß nicht ... irgend so ein Auftrag, natürlich ... Papiere wieder zurückzubringen.«
    Rochas betrachtete mit zärtlichen Blicken den Jäger, dessen Uniform Erinnerungen an Afrika in ihm erweckte.
    »Na, mein Junge, wo standen Sie denn da unten?«
    »In Médéah, Herr Leutnant!«
    Médéah! Das brachte sie einander näher, und sie plauderten trotz des Rangunterschiedes. Prosper hatte sich ganz an dies fortwährende Auf-dem-Anstand-Leben gewöhnt, immer zu Pferde, ins Gefecht gehen wie zur Jagd, auf irgend so 'ne große Araberhetze. Für jede Rotte von sechs Köpfen gab es nur eine Schüssel; und jede Rotte bildete eine Familie für sich, der eine besorgte die Küche, der andere die Wäsche, wieder andere schlugen das Zelt auf, besorgten die Pferde oder putzten die Waffen. Morgens und nachmittags lag man mit einem Riesengepäck auf dem Gaul in der bleiernen Sonne. Um die Mücken zu verjagen, zündete man abends große Feuer an und sang, um sie herumgelagert, Frankreichs Lieder. Oft mußte man in der hellen, sternfunkelnden Nacht aufstehen, um unter den Pferden Frieden zu stiften, die, von der lauen Luft gefächelt, plötzlich anfingen sich zu beißen und mit wütendem Gewieher die Haltepflöcke ausrissen. Dann kam der Kaffee, der köstliche Kaffee, das Allerwichtigste, der in einer Schüssel zerstampft und dann durch einen roten Kommißgürtel gegeben wurde. Aber es gab auch schwarze Tage, weit entfernt von jeder Behausung, angesichts des Feindes. Dann gab's keine Feuer, keine Lieder, keine Kneipereien. Zuweilen litten sie furchtbar unter der Entbehrung vonSchlaf, unter Hunger und Durst. Einerlei! sie hatten es doch lieb, dies Leben im Unvermuteten, voller Abenteuer, diesen Scharmützelkrieg, der wie geschaffen war für den Beweis persönlicher Tapferkeit, unterhaltend wie die Eroberung einer wüsten Insel, erheitert durch Spürjagden, Diebesfahrten im großen und durch seine Plünderungen sowie die kleinen Diebereien der eigentlichen Schnapphähne, deren sagenhafte Fahrten alles bis zu den Generälen hinauf ins Lachen brachten.
    »Ach!« meinte Prosper und wurde wieder ernst, »hier ist es nicht wie da unten, hier schlägt man sich anders.«
    Und auf eine neue Frage Maurices erzählte er von ihrer Ausschiffung in Toulon und der langen peinlichen Fahrt bis Lunéville. Dort hatten sie von Weißenburg und Fröschweiler gehört. Dann wußte er nicht mehr genau Bescheid und verwechselte die Städte: von Nancy bis Saint-Mihiel, von Saint-Mihiel bis Metz. Am 14. mußte dort eine große Schlacht stattgefunden haben, der ganze Horizont stand in Flammen; aber er hatte nur vier Ulanen hinter einer Hecke gesehen. Am 16. schlug man sich noch, die Kanonen wüteten von 6 Uhr morgens an; und es war ihm erzählt worden, daß am 18. der Tanz noch schrecklicher wieder angefangen hätte. Allein die Jäger waren nicht mehr da, weil am 16., als sie an einem Weg entlang zum Einrücken in Stellung bereitstanden, der Kaiser in einem Wagen vorbeikam und sie als Bedeckung nach Verdun mitgenommen hatte. Ein hübsches Ende, zweiundvierzig Kilometer im Galopp mit der Angst, jeden Augenblick von den Preußen abgeschnitten zu werden.
    »Und Bazaine?« fragte Rochas.
    »Bazaine? Es heißt, er wäre höllisch zufrieden, daß der Kaiser ihn in Ruhe läßt.«
    Aber der Leutnant wollte wissen, ob Bazaine kommen würde. Und Prosper machte wieder eine

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