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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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sie ben davon ereigneten sich zweimal in einer Familie.«
    »In unserm Fall hätte er sich achtmal in der gleichen Familie ereignet.«
    »Das ist absolut unmöglich. Plötzlicher Kindstod ist keine Familienkrankheit. Außerdem tritt er während des ersten und nach dem sechsten Lebensmonat sehr selten auf.
    Und nach dem ersten Lebensjahr ist mir überhaupt kein Fall bekannt.«
    »Und was halten Sie von einem sogenannten Todes-Gen?«
    »Das ist Unsinn. Da beide Eltern gesund sind, wäre eine genetische Schädigung bei beiden nur rezessiv. Das Höchstrisiko für eine Vererbung bestünde nur für jedes vierte Kind. In der Familie Tinning sind aber acht Kinder gestorben, sogar das Adoptivkind. Eine genetische Ursache können Sie also auch ausklammern. Deshalb gibt es nur eine Erklärung: die Kinder sind getötet worden.«
    »Und Sie glauben, von ihrer eigenen Mutter?«
    »Ja. Sie brauchen nicht zu fragen, ob, sondern wie diese Frau ihre Kinder getötet hat. Ich bin sicher, sie hat sie erstickt.«
    »Aber läßt sich beim Kleinkind Ersticken von gewaltsamem Ersticktwerden unterscheiden?«
    »Man kann den Eindruck von plötzlichem Kindstod hervorrufen, wenn man einem Baby ein Kissen aufs Gesicht drückt. Aber diese Imitation ist leicht zu durchschauen. Denn der plötzliche Kindstod hat ein ganz charakteristisches Merkmal: kleine nadelstichartige Blutungen im Gesicht und auf der Brust. Sie entstehen nur dann, wenn die Luftzufuhr nach dem Ende eines Atemzugs behindert wird – wie das in fast allen Fällen vorkommt. Wird ein Baby aber mit einem Kissen erstickt, wird die Luftzufuhr mitten in einem Atemzyklus versperrt. Deshalb weisen nur ganz wenige Kinder, die gewaltsam erstickt worden sind, diese Blutungen auf. Und auch die Tinning-Kinder besaßen dieses Merkmal nicht. Also nochmals: kein plötzlicher Kindstod.«
    Selbst diese Ansicht eines erfahrenen Spezialisten befriedigt Dr. Oram noch nicht. Er berät sich mit weiteren Fachleuten, Gerichtsmedizinern und Psychologen. Sie alle schließen plötzlichen Kindstod und genetisch bedingte Ursachen aus. Einer seiner Berater, Dr. DiMaio, macht Dr. Oram die schwierige Situation bewußt, in die er als Gutachter vor Gericht kommen könnte: »Staatsanwälte befassen sich nicht gern mit solchen Müttern, weil es nur Indizienbeweise gibt und nie Zeugen. Man kann den Mord nur nachweisen, indem man ein Verhaltensmuster aufzeigt. Ein solches Verhaltensmuster ist bei Marybeth deutlich zu erkennen: Sie allein findet jeweils ihr Kind bewußtlos, bringt es in die Klinik, dort wird es reanimiert, wieder der Mutter zurückgegeben, Tage später wiederholt sich der Vorfall. Allseitiges Mitgefühl mit der leidgeprüften Mutter. Spezialisten rätseln über eine geheimnisvolle Krankheit.« Dr. DiMaio rät Dr. Oram, vor Gericht auf dieses Verhaltensmuster hinzuweisen, es sei ein wichtiges Indiz für ein Verbrechen.
    Wenige Wochen später versammeln sich alle, die in die Ermittlung einbezogen sind, im Hauptquartier der New York State Police. Dr. Oram legt das Ergebnis seiner Untersuchungen vor. Staatsanwalt, Polizei und Gerichtsmediziner gelangen zur Überzeugung, daß Marybeth ihr Kind gewaltsam erstickt hat.
    Zur weiteren Ermittlung wird eine Sonderkommission, die Tinning Task Force, gebildet.
    Zu gleicher Zeit wollen die Tinnings umziehen. Am 4. Februar packt Marybeth gerade Wäsche zusammen, als zwei Polizisten sie aufsuchen und ins Polizeibüro bestellen. Sie soll erneut zum Tod Tami Lynnes vernommen werden.
    Bestürzt fragt Marybeth, ob sie ih ren Mann auf der Arbeitsstelle anrufen dürfe. Es wird ihr erlaubt. Marybeth ist sichtbar in Panik, als sie Joe berichtet und ihn fragt, ob sie einen Anwalt bestellen solle.
    »Bist du über deine Rechte belehrt worden?«
    »Nein.«
    »Dann bist du auch nicht verhaftet. Und brauchst keinen Anwalt.«
    Joe will bei der Vernehmung seiner Frau dabei sein, was ihm auch genehmigt wird. Die beiden Polizisten bringen Mary in die eine halbe Fahrtstunde entfernte Polizeistation von Albany.
    Obwohl Joe dort noch nicht eingetroffen ist, beginnen die Ermittler das Gespräch mit Marybeth. Sie befragen sie über ihr Leben, ihre Ehe, ihre Kinder. Nach etwa einer Stunde brechen sie das Gespräch ab und verkünden, daß sie jetzt die eigentliche Vernehmung eröffnen werden. Sie belehren Marybeth über ihre Rechte. Sie verzichtet wiederum auf einen Anwalt.
    Zum Tode Tami Lynnes vernommen, wiederholt sie die alte Lügengeschichte. Irgendwann läßt sie jedoch durchblicken, daß

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