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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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und dem Täter gesehen. Für seinen ersten Mord an der neunjährigen Lena war ein Unschuldiger hingerichtet worden, aus dem man ein falsches Geständnis herausgeprügelt hatte. Zwar war damals auch Tschikatilo vorübergehend in Verdacht geraten, hatte aber von seiner Frau ein Alibi erhalten und galt in den Augen der Polizei als ein unbescholtener Bürger.
    Nachdem sich Tschikatilo drei Jahre unauffällig verhalten hatte, erwachte sein Mordtrieb erneut. Er ermordete eine siebzehnjährige Schülerin, die er am Busbahnhof in Rostow angesprochen und zu einem Waldspaziergang verleitet hatte. Der grausame Mord an diesem Mädchen steigerte seine sexuellen Phantasien ins Monströse. Er verwirklichte sie im nächsten Jahr durch sieben weitere Morde. Vier Mädchen im Alter von zehn bis sechzehn Jahren fielen ihm zum Opfer, ferner drei Jungen im Alter von neun bis sechzehn Jahren.
    Mit dieser Mordserie, so schreibt Peter Conradi in seinem Bericht über Tschikatilo, begann der Einsatz einer Sonderkommission der Miliz, die den Namen Operation Waldstreifen erhielt.
    Die meisten Leichen waren im Waldgebiet nahe der Rostower Eisenbahnlinie gefunden worden. Dies war nicht das einzige gemeinsame Merkmal der sieben Toten, das auf einen Serienmörder schließen ließ. Die Opfer waren alle durch Dutzende von Messerstichen ermordet und verstümmelt worden: Magen, Herz, Geschlechtsorgane herausgeschnitten, Brustwarzen abgebissen, die Augen ausgestochen – und das bei einigen Opfern noch zu deren Lebzeiten.
    Wurden diese Morde nun also als Werk eines Serienmörders erkannt, gelang es der Polizei jedoch nicht, von der Person der Opfer her etwas über den Täter zu erfahren. Die Opfer waren auch zu unterschiedlich: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, männliche und weibliche Opfer. Einige stammten aus ordentlichen Familien, andere aus asozialem Milieu.
    Im Sommer 1984 erreichten die Morde einen neuen Höhepunkt. Im Juli und August tötete der Serienmörder zehn Menschen – junge Mädchen, Kinder, Frauen, eine Mutter zusammen mit ihrer elfjährigen Tochter.
    Staatsanwalt Kazakow kam zur Erkenntnis, daß der Serienmörder bisher dreiundzwanzig Menschen getötet hatte. Gerichtsmediziner untersuchten die Spermaspuren auf der Kleidung der Opfer. Sie alle ergaben als Blutgruppe des Täters die Gruppe AB. Am Abend des 13. September 1984 beobachtete Inspektor Sanasowski auf dem Rostower Bahnhof einen Mann, der stundenlang rastlos durch die Hallen strich. Sanasowski war wie alle Polizisten in erhöhter Wachsamkeit, seit feststand, daß im Rostower Rayon ein Serienmörder tätig war. Der Mann erschien ihm wie ein Tier, das nach Beute sucht. Er war ihm schon einmal vor zwei Wochen aufgefallen. Sanasowski hatte sich seinen Ausweis zeigen lassen und den Namen notiert: Tschikatilo, leitender Angestellter in einem Großbetrieb, verheiratet, zwei Kinder. Sanasowski konnte Tschikatilo nichts Gesetzwidriges nachweisen und mußte ihn wieder gehen lassen.
    Nur den seltsamen Namen Tschikatilo hatte er nicht vergessen. Und heute nun erblickte er diesen Tschikatilo wieder. Und wieder wie vor Wochen suchte der gutgekleidete Mann in der Bahnhofshalle mit Mädchen und Frauen ins Gespräch zu kommen. Zurückweisungen irritierten ihn nicht. Dann, es war schon gegen Morgen, hatte er bei einem jungen Mädchen Glück. Als es zwischen beiden zu sexuellen Handlungen kam, nahm der Inspektor Tschikatilo fest und brachte ihn zur Milizstation. Dort fand man in Tschikatilos Aktentasche ein Seil und ein scharfgeschliffenes Küchenmesser.
    Daraufhin vernahm der Leiter der Rostower Miliz den Festgenommenen. Tschikatilo bezeichnete Messer und Seil als notwendige Reiseutensilien. Er verhielt sich völlig unverdächtig, und dem vernehmenden Beamten erschien es unmöglich, daß dieser Familienvater, Akademiker, Parteigenosse und leitende Angestellte der gesuchte Serienmörder sein sollte.
    Damals besaß die Polizei bereits ein Täterprofil des Serienmörders. Aus dem modus operandi des Täters hatte der Psychiater Buchanowski folgendes Täterbild entwickelt:
    »Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfundfünfzig, große Statur, gut ausgebildeter Körper, Blutgruppe AB. Schuhgröße mindestens 43. Trägt eine dunkle Brille und ist gut gekleidet. Führt einen Diplomatenkoffer oder eine Aktentasche bei sich, in denen er scharfe Messer aufbewahrt. Leidet an einer Geisteskrankheit, die sich in sexuellen Perversionen äußert. Möglicherweise leidet er an Impotenz. . . Gewisse Kenntnisse der

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