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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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menschlichen Anatomie. Bevorzugte Plätze, an denen er mit seinem Opfer Kontakt aufnimmt: Nahverkehrszüge, Bahnhöfe, Bushaltestellen. Sein Beruf erlaubt es ihm, sich. . . frei zu bewegen.«
    Dieses Täterprofil traf ziemlich genau auf Tschikatilo zu. Natürlich traf es hinwiederum auch auf viele andere Menschen zu. Deshalb kam einem Merkmal besondere Bedeutung zu: der Blutgruppe, die aus den Spermaresten festgestellt worden war.
    So wurde nun auch Tschikatilo eine Blutprobe entnommen. Das Ergebnis bestätigte, daß Tschikatilo nicht der Serienmörder sein konnte. Er hatte die Blutgruppe A.
    Tschikatilo wurde nach einer zehntägigen Haftstrafe wegen unsittlichen Verhaltens in der Öffentlichkeit wieder entlassen.
    Inzwischen war die Kunde von der Tätigkeit eines Serienmörders auch nach Moskau gelangt. Obwohl Presse, Funk und Fernsehen überhaupt nicht oder nur ganz vage über die Serienmorde berichten durften, versetzten die geflüsterten Informationen die Bevölkerung in Angst und Entsetzen. Aus Moskau wurde Polizeiinspektor Kostojew in die Ukraine entsandt, um dort die Leitung der weiteren Ermittlung zu übernehmen.
    Kostojew, einer der fähigsten Kriminalisten des Landes, nahm in Rostow Quartier und begann, die Fahndung nach dem Serienmörder von Grund auf zu reorganisieren. »Dreiundzwanzig Morde, das sind genug, kein weiterer mehr!« Mit diesem Vorsatz ging Kostojew an die Arbeit.
    Kein weiterer mehr – das war die Hoffnung. Die Wirklichkeit sah anders aus. In den nächsten Jahren tötete der unbekannte Serienmörder weiter, in der Ukraine, in Moskau, in Leningrad, in Usbekistan. Hatte er bisher überwiegend Mädchen und junge Frauen ermordet, tötete er nun immer häufiger auch männliche Jugendliche. Die Opfer wurden mit abgebissener Zunge und abgerissenen Hoden gefunden. Manche Kriminalisten schlössen daraus, der Mörder sei homosexuell. Dieser Vermutung widersprachen die Verletzungen der weiblichen Opfer: abgebissene Brustwarzen und herausgerissene, zerstückelte und zerkaute Gebärmutter.
    1989 sah sich Kostojew vor die Aufgabe gestellt, fünf weitere Morde des Unbekannten aufzuklären. Eines der Opfer, ein zehnjähriger Junge, wurde, nur oberflächlich verscharrt, in einem Grab auf dem Friedhof von Schachty gefunden. Wie sich später herausstellte, hatte Tschikatilo das Grab für sich selbst ausgehoben, um darin Selbstmord zu begehen.
    1990 setzte sich die Mordserie fort. Innerhalb weniger Monate tötete der Serienmörder sieben Menschen, allein im Oktober zwei sechzehnjährige Jungen.
    Kostojews Verzweifelung, die Zweifel an sich selbst, wuchsen mit jedem weiteren unaufgeklärten Mord. Wiederum verschärfte er die Kontrolle der Bahnhöfe, der Bushaltestellen, der Eisenbahnzüge im Waldgebiet der Rostower Eisenbahnlinie. In den Zügen fuhren Zivilfahnder mit, Hubschrauber kreisten über den Wäldern.
    Am 13. November wurde im Wald nahe dem Bahnhof Baumschule an einem Strauch ein Fetzen blauen Tuches entdeckt. Es war die Tasche eines Nylonmantels. Dieser Stoff hatte sich hier noch nicht befunden, als man vor Wochen die Leichen der beiden Jungen fand. Nur wenige Meter weiter stieß die Miliz auf die Leiche von Sweta Korostik.
    Die Gerichtsmediziner ermittelten die ungefähre Todeszeit. Ein Milizionär, der damals auf dem Bahnhof Wachdienst gehabt hatte, hatte in seinem Tagesbericht auch den Namen eines von ihm kontrollierten Reisenden vermerkt: Tschikatilo.
    Die polizeiliche Karteikarte Tschikatilos ergab: 1978 im Mordfall des Mädchens Lena verdächtigt. 1984 verdächtigt, aber wieder freigelassen. Und nun, 1990, zur möglichen Tatzeit nahe am Tatort aufgetaucht, mit einem Blutfleck im Gesicht.
    Eine fiebrige Spannung bemächtigt sich Kostojews und seiner Mitarbeiter. Ist Tschikatilo der Serienmörder? Die Akte besagt: Tschikatilos Blutgruppe ist A. Der Mörder aber hat AB!
    Kostojew ermittelt weiter. Eine Woche später ist er sicher, daß alle Indizien auf Tschikatilo hinweisen. Er läßt ihn am 20. November vor einem Café in Nowotscherkassk verhaften.
    Tschikatilo leistet keinen Widerstand, erhebt keinen Einspruch. Auf dem Transport nach Rostow schweigt Tschikatilo, er schweigt auch bei seiner ersten Vernehmung. Kein Protest, keine Frage nach dem Grund seiner Verhaftung. Einfach Schweigen.
    In seiner Aktentasche befinden sich zwei Stricke und ein Küchenmesser mit einer 25 cm langen Klinge. Kostojew und die anderen Vernehmer gehen vorerst nicht darauf ein. Noch haben sie Tschikatilo nicht eröffnet,

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