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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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nicht als Kind gestorben. Da wäre mir viel erspart geblieben, Angst, Einsamkeit, Nacht. Nur ein Licht leuchtet: die Lust, mit einem Kind wieder Kind zu sein.
    Er blickt auf das Kind hinab, ahnt kommende Lust. Wenn wir nur bald im Buchholz wären.
    Hans-Joachim beginnt zu nörgeln. Sie laufen schon eine halbe Stunde. Der Junge ist müde. »Ich will kein Kaninchen mehr! Die Eltern nehmen es mir sowieso weg.« Er beginnt zu weinen und ruft nach seinem Onkel. Seefeldt gerät in leichte Panik. Nur kein Aufsehen jetzt! Das fehlte noch, daß Leute stehenbleiben und sich an einen Mann mit einem weinenden Kind erinnern! Beruhigend sagt er: »Wir sind gleich da. Siehst du, der Wald dort hinten!«
    Der Junge nickt unter Tränen. Seefeldt beschleunigt seinen Schritt. In zwei Stunden wird es dunkel. Da muß alles vorbei sein.
    Noch eine qualvolle halbe Stunde bis ins Holz. Er sucht das Kind mit lustigen Geschichten zu unterhalten. Verspricht ihm auch noch ein Taschenmesser als Geschenk, das der Junge schon mal betrachten darf.
    Schließlich erreichen sie den Wald. Kahle Buchen, Birken. In den Bäumen schwirren Tannenmeisen. Trostlose Einsamkeit. Und überall noch Schnee. Hans-Joachim friert. Seefeldt spürt die Kälte nicht. Er ist in einem Zustand, wo ihn Schnee und Kälte nicht mehr berühren.
    Der Junge beginnt wieder zu weinen. »Wo ist denn der Kaninchenbau?«
    »Da«, sagt Seefeldt. Er zieht das Kind in eine Kiefernschonung hinein. »Du mußt jetzt ganz still sein.«
    Er legt den Rucksack ab und entnimmt ihm eine Decke. Die breitet er auf dem schneebedeckten Boden aus. Er setzt sich darauf und bedeutet dem Kind, neben ihm Platz zu nehmen.
    »Ich bin so müde«, jammert Hans-Joachim.
    »Das verstehe ich. Es war ein so weiter Weg.« Er zieht das Kind auf seine Beine. »Wenn du müde bist, schläfst du erst ein wenig. Und wenn du aufwachst, fangen wir das Kaninchen.«
    Er lehnt den Hinterkopf des Kindes an seine Brust und spricht beruhigend auf den kleinen Matrosen ein. . .
    Eine halbe Stunde später erhebt sich Seefeldt. Er bringt seine Kleidung in Ordnung. Er faltet die Hände des schlafenden Kindes über der Brust zusammen, zieht die Decke unter ihm weg, steckt sie in den Rucksack, wirft sich den Rucksack über und verläßt die Schonung.
    Es dämmert schon.
    Der Tod, ein Uhrmacher, taucht in der Dämmerung unter.
    Und wiederum ist Sonnabend, eine Woche später, am 23. Februar 1935. Da taucht der Tod wieder auf, wie aus dem Nichts.
    An diesem Vormittag verläßt der zehnjährige Heinz Zimmermann die elterliche Wohnung und macht sich auf den Weg zur Schule. Hier trifft sich die Klasse zum Wandertag. Ein Wandertag ist etwas Besonderes, da kleidet man sich sonntäglich an. Heinz trägt stolz seinen neuen Matrosenanzug. Das Täschchen mit der Schnittenbüchse in der Hand, schlendert der Junge gemächlich durch die Straßen. Am Schaufenster eines Spielzeugladens bleibt er stehen und betrachtet die Soldaten und Kanonen, die sich dort eine Schlacht liefern.
    Da tritt ein alter Mann neben ihn. Gleichgültig blickt Heinz auf. Der Mann hat einen schwarzen Mantel an und einen breitkrempigen Hut auf dem Kopf. Heinz wendet sich wieder dem Schlachtfeld zu. Plötzlich vernimmt er am rechten Ohr ein leises Ticken. Er schaut auf. Vor seinem Gesicht pendelt an einem Kettchen eine Taschenuhr.
    Heinz betrachtet den Mann genauer. »Onkel Ticktack!«
    Onkel Ticktack lächelt. »Ja, da bin ich mal wieder. Und treffe ausgerechnet dich.«
    »Kennst du mich denn?«
    »Natürlich. Einen so hübschen kleinen Matrosen vergesse ich doch nicht. Du bist doch der –« Angestrengt legt sich Seefeldts Stirn in Falten. »Du bist –«.
    »Der Heinz! Der Heinz Zimmermann!«
    »Richtig. Der Heinz Zimmermann. Und weil du mein Freund bist, Heinz, denke ich, wirst du mir auch einen kleinen Gefallen tun.«
    »Einen Gefallen?« fragt Heinz verständnislos.
    »Du sollst es auch nicht umsonst tun. Als Belohnung schenke ich dir diese Uhr. Sieh sie dir ruhig an. Sie ist völlig in Ordnung. Sogar der Sekundenzeiger bewegt sich.«
    Heinz betrachtet die Uhr. Sie ist in Ordnung. Zögernd gibt er sie zurück. »Wie soll ich dir einen Gefallen tun, Onkel Ticktack? Ich muß zum Wandertag.«
    »Die ändern wandern auch ohne dich, Heinz. Dafür machen wir beide eine schöne Wanderung ins Buchholz. Dort im Wald habe ich nämlich meine Brieftasche verloren, und du sollst mir beim Suchen helfen.«
    Heinz denkt nach. Er wird seinen Wandertag haben, mit Onkel Ticktack. Und eine Uhr

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