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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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war also noch in der Wohnung?«
    »Nein«, erwiderte ich, »da war es nicht mehr. Da konnte es nicht mehr sein. Die haben doch alles abgesucht.«
    »Weiter!« drängte Bertha.
    »Ich hab mir also überlegt«, fuhr ich fort, »ob es einen Gegenstand gibt, der groß genug ist, um ein einsachtzig langes Blasrohr darin zu verbergen, und der ganz offiziell aus Crocketts Wohnung herausgeholt werden konnte... Nachdem ich so weit war, war die Geschichte ziemlich einfach.«
    »Und wo war es versteckt? Laß dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen!«
    »Es war in der Stange von dieser Klubfahne, die der Sekretär mitgenommen hat.«
    »Also hat der das Ding geklaut?«
    »Das glaube ich eigentlich nicht ...«
    »Aber er hat’s doch ‘rausgeschleppt!«
    »Das schon. Aber ich bezweifle, daß er das gewußt hat.«
    »Wieso?«
    »Einmal«, erklärte ich ihr, »erforderte das Unternehmen einige Vorbereitungen. Das vor allen Dingen. Diese Fahnenstangen sind dafür gedacht, in festen, vielleicht sogar in felsigen Boden gesteckt zu werden; sie sind aus hartem Holz. Es ist nicht so ganz einfach, eine solche Stange in der Längsachse zu durchbohren — ich bin nicht sicher, ob das ein Nichtfachmann überhaupt fertigbringt. Außerdem gibt es Dreck, Sägemehl und so weiter. Vor allem kann es aber nur jemand gemacht haben, der die genauen Abmessungen des Blasrohrs kannte.«
    »Verdammt juchhe!« sagte Bertha. »Jetzt brat’ mir einer ‘n Storch... Wer steckt da wohl dahinter — was meinst du?«
    Ich zuckte die Achseln: »Wir sollten das Zeug wiederfinden; dafür werden wir bezahlt. Alles andere interessiert mich nicht.«
    »Und wie war das mit dem Buddha?« fragte Bertha nach einer Pause.
    »Der Buddha? Das war eigentlich noch einfacher.«
    »Ja, ich weiß schon«, knurrte Bertha, konnte aber den in ihrer
    Stimme mitschwingenden Unterton widerwillig gezollter Anerkennung nicht ganz verbergen. »Du hast die Gästeliste durchgesehen, und dann bist du einfach zu dem Dieb gegangen und hast gesagt: >Geben Sie den Buddha her< — so war’s doch vermutlich?!«
    »Nein«, entgegnete ich schlicht, »ganz falsch. Es war noch viel einfacher.«
    »Jetzt hör aber auf! Das gibt’s doch gar nicht!«
    »Doch, doch«, sagte ich, »paß mal auf: Wir wußten doch, daß im Fahrstuhl eine Röntgenkamera eingebaut war; wer also ankam oder wegging, der wurde erst mal durchleuchtet, nicht wahr? Wir wußten das, und vermutlich wußte es der Dieb auch. Und trotzdem hat der Mann am Röntgenschirm nichts bemerkt. Mit anderen Worten, die Statuette muß von jemand mitgenommen worden sein, dessentwegen die Röntgenapparatur extra abgeschaltet worden ist.«
    »Abgeschaltet? Ja du meine Güte — wem zuliebe sollten sie denn das Ding abschalten?«
    »Dem Fotografen zuliebe. Der Mann hatte doch Kameras und Filme bei sich. Die Filme wären durch die Röntgenstrahlen belichtet und die gemachten Aufnahmen dadurch unbrauchbar geworden, wenn man für den Fotografen die Anlage nicht abgeschaltet hätte. Nun sind aber die Bilder was geworden — folglich kann er nicht durchleuchtet worden sein; weder beim Kommen noch beim Weggehen.«
    Bertha zwinkerte heftig und bemühte sich, das zu verdauen. »Und der Fotograf hatte den Buddha?« fragte sie schließlich.
    »Ich will mal so sagen: Das Ding hat in einer seiner Kameras gesteckt.«
    »Na und? Was hat er gesagt, wie du’s ‘rausgeholt hast?«
    »Nichts. Er weiß es gar nicht. Ich hab’s geklaut.«
    »Also da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!« stellte Bertha fest.
    Ich stand auf und ließ sie in ihrem Büro allein zurück.
     

8
     
    »Haben Sie das gesehen?« fragte Elsie Brand und legte etwas auf meinen Schreibtisch. Es war ein Ausschnitt aus einer Zeitungsseite. Die Klatschspalte, stellte ich fest. Man konnte daraus das Neueste über alle möglichen bekannten Persönlichkeiten entnehmen — Nachrichten von geradezu welterschütternder Bedeutung. Aber da waren auch versteckte Anspielungen, die der blühenden Phantasie des Zeitungsmannes entsprungen sein mochten oder auch nicht. >... wie kommt es wohl<, las ich zum Beispiel, >daß die Sekretärin eines bekannten Rechtsanwaltes, dessen Name mit M beginnt, immer an den Abenden Überstunden machen muß, an denen die Gattin ihres Chefs Klubabend hat?< In dieser Tonart ging es weiter.
    »Was soll ich denn damit?« erkundigte ich mich.
    Elsie wies wortlos auf einen Absatz ganz unten auf der Seite. Ich las: »Hartnäckig hält sich das Gerücht, daß ein

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