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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Pinsel und Palette auf und rief dabei über die Schulter: »Nett, daß Sie extra gekommen sind, Mr. Lam.«
    »War doch selbstverständlich«, sagte ich.
    Sie wählte einen Pinsel, tupfte damit über die Farbe und begann zu malen.
    »Vielen Dank auch noch«, fügte ich hinzu.
    Sie blickte nicht hoch. »O bitte — gern geschehen.«
    »Und ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben, Miss Hadley ...« Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und fuhr fort: »Ich hoffe, gelegentlich mehr von Ihnen zu sehen.«
    Sie lächelte, gab aber keine Antwort. Leise machte ich die Tür hinter mir zu.
     

10
     
    Am folgenden Morgen rief ich gegen neun bei Crockett an. Die sanfte Stimme von Melvin Otis Olney meldete sich: »Wer ist am Apparat, bitte?«
    »Hier spricht Donald Lam.«
    »Ja bitte, Mr. Lam? Um was handelt es sich?«
    »Ich habe das Blasrohr.«
    »So, Sie haben... Was haben Sie???«
    »Das Blasrohr«, wiederholte ich freundlich. »Hat Ihnen Mrs. Crockett nicht Bescheid gesagt?«
    »Ich habe Mrs. Crockett noch gar nicht gesehen.«
    »Drum«, sagte ich. »Nun ja, ich habe es ihr gestern übergeben.«
    Seine Stimme wurde kühl und förmlich: »Ich fürchte, das war nicht im Sinne von Mr. Crockett; Sie hätten es ihm selbst geben sollen.«
    Dieser Ton paßte mir durchaus nicht. »Hören Sie mal«, sagte ich scharf, »Crockett war nicht zu erreichen; er hatte sich in seiner >Höhle< eingeschlossen. Und sonst war niemand zu Hause — da habe ich eben Mrs. Crockett das Ding gegeben. Haben Sie was dagegen? Die beiden leben doch nicht in Gütertrennung, oder?«
    »Eh —nein; ich glaube nicht.«
    »Na also. Jedenfalls ist das Blasrohr bei ihr. Und jetzt habe ich diesen Buddha. Was soll ich damit machen?«
    »Was haben Sie?«
    »Den Buddha — sagen Sie mal, hören Sie schlecht?«
    »Doch, ja; ich höre Sie schon. Aber... das ist ja unglaublich, Mr. Lam!«
    »Was ist denn daran unglaublich?«
    »Na — erst das Blasrohr, dann der Buddha...!«
    »Ja und? Dazu hat uns Crockett ja beauftragt, nicht wahr?«
    »Natürlich, ich weiß... aber in so kurzer Zeit... Mr. Crockett wird seinen Ohren nicht trauen, wenn ich ihm das erzähle.«
    »Vielleicht traut er seinen Augen, wenn er die Statuette sieht«, tröstete ich ihn. »Was ist jetzt mit dem Buddha? Wo soll ich ihn abgeben?«
    »Hier«, schlug er vor. »Kommen Sie doch gleich ‘rauf.«
    »Langsam, langsam«, bremste ich, »vielleicht ist es gescheiter, wenn ich mit Mr. Crockett selbst spreche... Es war Ihnen ja auch nicht recht, daß ich das Blasrohr bei Mrs. Crockett gelassen habe, und wenn er wieder nicht zu erreichen ist, dann ...«
    »Aber er ist da«, unterbrach er mich.
    »Da war er gestern auch. Ist er heute zu sprechen?«
    »Ja. Das heißt, er wird zu sprechen sein. Er hat mich für neun Uhr bestellt, weil er verschiedene Anweisungen geben will; den Sekretär hat er auch bestellt. Er soll abschreiben, Avas Crockett in die Maschine diktiert hat, glaube ich.«
    »Er ist also bestimmt da?«
    »Ich sage Ihnen doch, er wird bestimmt da sein, bis Sie hier eingetroffen sind.«
    »Hm... und von dem Blasrohr hat Ihnen Mrs. Crockett nichts erzählt?«
    »Nein. Das ist das erste, was ich höre.«
    »Fragen Sie doch mal, wo das Ding ist«, schlug ich vor.
    »Das sollten wir wohl besser Mr. Crockett überlassen. Wann können Sie hier sein, Mr. Lam?«
    »Sagen wir — in zwanzig Minuten.«
    »Sehr gut. Wir erwarten Sie.«
    Ich verließ das Büro, kletterte in unseren etwas ramponierten Geschäftswagen und fuhr zu dem Apartmenthaus, in dem Crocketts Atelierwohnung lag.
    Diesmal brauchte ich nicht angemeldet zu werden. Der Portier behandelte mich wie einen Staatsbesuch, für den »großer Bahnhof< befohlen ist. Er bestand sozusagen nur aus Lächeln: »Guten Morgen, Mr. Lam — ich weiß Bescheid; Sie werden erwartet... Sie kennen doch den Weg, nicht wahr? Der Fahrstuhl bringt Sie zum zwanzigsten Stock, und da steht schon der andere Aufzug bereit.«
    »Na sehen Sie«, lobte ich ihn, »es geht doch! Sie lernen’s bestimmt noch!«
    Ich fuhr zum zwanzigsten Stock hinauf und ging den Korridor entlang bis zu der Tür Nr. 20 S. Sie war nicht verschlossen; ich trat ein und befand mich im Vestibül. Die Holzverkleidung, die das Telefon normalerweise verbarg, war zur Seite geschoben; über dem Apparat hing ein Schild mit dem Aufdruck: HÖRER AUFHEBEN UND KNOPF DRÜCKEN.
    Ich folgte dieser Aufforderung, und es meldete sich eine Männerstimme: »Wer ist da, bitte?«
    »Donald Lam... Wer spricht

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