Der zweite Buddha
zu machen? Wieso?«
»Tun Sie doch nicht so! Sie wissen ganz genau, daß Sie mich mies gemacht haben! Kaum haben Sie den Auftrag, diesen geklauten Kram aufzustöbern, da kommen Sie Hals über Kopf geradewegs zu mir gerannt — das muß ja dann so aussehen, als hätten Sie mich im Verdacht; das sieht ja ein Blinder ohne Sonnenbrille! Jetzt glaubt Crockett, ich hab’ was damit zu tun, und Olney glaubt das auch... Ihnen hat vermutlich schon lange niemand mehr die Hucke vollgehauen — aber ich warne Sie!«
Ich suchte umständlich mein Zigarettenetui, fand es, ließ es aufschnappen und hielt es ihm hin: »Zigarette?«
»Bleiben Sie mir mit Ihren dämlichen Zigaretten vom Hals!« fauchte er. »Ich hab’ Sie was gefragt!«
Ich nahm eine Zigarette, klappte das Etui zu, steckte sie an und ließ den Rauch langsam durch die Nase entweichen. »Na und?! Ja, ich habe meine Nachforschungen bei Ihnen begonnen — weil ich nämlich auf den Bildern sehen wollte, was für Leute auf dieser Party waren. Ist das so schlimm?«
Mit einem raschen Seitenblick stellte ich fest, daß Eva Ennis etwas näher gerückt war. Sie blickte mit kaum verhohlener Bewunderung und leicht geöffnetem Mund zu Lionel Palmer hoch. >Mein Held!< sagten ihre Augen. >Gib ihm Saures!<
»Quatsch!« erklärte Palmer mit Nachdruck, gestärkt durch diese moralische Rückendeckung. »Reden Sie doch kein Blech! Sie haben mich über meine sämtlichen Bekannten ausgeholt, Sie scheinheiliger Patron! Sie haben mir einen solchen Haufen Ärger gemacht, daß ich am liebsten...« Er blieb stecken. Es schoß mir durch den Kopf, daß es doch eigentlich traurig ist, wenn einer nicht weiß, was er am liebsten will. Aber derlei philosophische Betrachtungen wollte er jetzt offensichtlich nicht hören. Ich sagte also freundlich:
»Ärger, so... Lieber Mann, Sie wissen überhaupt nicht, was Ärger ist — noch nicht.«
»Ach nee - und jetzt sagen Sie bloß noch, Sie wollen mir welchen machen — dann können Sie aber was erleben!«
»Ich?« fragte ich unschuldig. »Wie käme ich dazu?«
»Na, wer denn noch alles?« Er schielte zu Eva Ennis hinüber, stemmte die Fäuste in die Hüften und war sichtlich bemüht, möglichst breitschultrig zu wirken.
Ich drückte sorgfältig meine Zigarette im Aschenbecher aus. »Wer?« Ich überzeugte mich, daß auch wirklich kein Großfeuer zu befürchten war, und sagte dann zerstreut: »Och — bloß die Polizei...«
Es dauerte ziemlich lange, bis er begriff. Aber dann schrumpfte die Breitschultrigkeit überraschend schnell zusammen, und er fragte unsicher: »Die Polizei? Was hat denn die damit zu tun?«
»Ach — so allerlei, nicht? Sie sucht übrigens schon nach Ihnen.«
»Nach mir? Wieso?«
»Wegen des Verhörs«, erklärte ich bereitwillig. »Sie sollen vernommen werden.«
»Ja weswegen denn, um Himmels willen?«
Ich fragte zurück: »Haben Sie gewußt, daß auf dieser Party ein Blasrohr und eine kleine Plastik gestohlen worden sind?«
»Ja natürlich... aber ...«
Ich ließ ihn nicht ausreden: »Und? Sagt Ihnen das nichts?«
»Nein —warum auch?«
»Sie wußten also, daß dieses Blasrohr verschwunden war?«
»Ja, zum Henker, das sagte ich doch. Es wäre auch schwer gewesen, das nicht zu bemerken — bei dem Geschrei, das Crockett deswegen gemacht hat! Und gestern, da hat er mir gesagt, daß er Sie beauftragt hat, das Zeug wiederzufinden. Dann wollte er wissen, wieso Sie ausgerechnet zu mir gekommen sind, und was das überhaupt...«
»Ich habe das Zeug wiedergefunden«, unterbrach ich abermals.
»Na und? Das kann mir doch Wurscht sein!«
»Ach... ich dachte, es interessiert Sie vielleicht...«
»Das interessiert mich einen Dreck, wenn Sie’s genau wissen wollen... Das einzige, was mich interessiert, ist, daß Sie nie mehr Ihr dummes Gesicht bei mir sehen lassen!«
Er versuchte offensichtlich, wieder zu seiner vorigen Form aufzulaufen, aber so ganz gelang es ihm nicht mehr.
»Na schön. Auf alle Fälle wird Ihnen die Polizei ein paar Fragen stellen wollen — zum Beispiel, was Sie ...«
»Von mir aus«, schnitt er mir das Wort ab. »Die können mich fragen, bis sie blau anlaufen im Gesicht!«
»...zum Beispiel«, fuhr ich ungerührt fort, »was Sie im Atelier von Mrs. Crockett gemacht haben... Sie haben doch einen Schlüssel, nicht wahr?«
Er schwieg trotzig.
»Sie waren doch gestern dort?«
»Darüber bin ich Ihnen keine Rechenschaft schuldig.«
»Nein, das sind Sie nicht, das stimmt. Aber die Polizei wird
Weitere Kostenlose Bücher