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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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stand auf und streckte mich. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen, Palmer, ich habe zu arbeiten.«
    Damit ließ ich ihn sitzen und ging zu Elsie Brand hinüber. Ich nahm einen Teil der alten Briefe, stöberte darin herum und schielte zu ihm hinaus. Er stand langsam auf und ging durch die offene Tür in das Vorzimmer. Er bewegte sich, als sei er in Trance, und schob sich wortlos an Eva Ennis vorbei. Die blickte ihm erstaunt nach.
    Ich legte die alte Korrespondenz beiseite und ging in das Vorzimmer hinüber. Eva Ennis holte gerade einen Hefter aus dem Aktenschrank. Als sie mich sah, sagte sie: »Ach, Mr. Lam... zu Ihnen wollte ich gerade. Sie haben doch nach einem Vorgang gefragt, wegen diesem Smith, wissen Sie...«
    »Ach ja, richtig; danke schön.« Ich nahm die dünne Mappe an mich.
    Sie sah mich durch ihre langen Wimpern hindurch an: »Was haben Sie denn mit ihm angestellt?«
    »Angestellt? Mit wem?«
    Sie machte mit dem Kopf eine Bewegung nach der Tür hin. »Na, mit Lionel Palmer.«
    Ich tat erstaunt: »Wieso - nichts hab’ ich mit ihm angestellt. Wie kommen Sie darauf?«
    »Er sieht auf einmal so... so niedergeschlagen aus.«
    »Ach nein! Das ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Dabei wollte er... er hat doch schon auf Sie gewartet, nicht wahr; und er hat den Mund ziemlich voll genommen, ehe Sie kamen.«
    »Was Sie nicht sagen ...« Ich begann, in der Akte Smith zu blättern.
    Sie zögerte; dann fuhr sie fort: »Ja, das hat er. >Mit dem wische ich den Fußboden auf!< hat er gesagt.«
    »Tatsächlich?« Ich klappte >Mr. Smith< wieder zu und sah sie an: »Sagen Sie mal — wie lange arbeiten Sie eigentlich schon für uns?«
    »Rund zwei Monate«, antwortete sie verwundert.
    »So, zwei Monate. Na, Sie lernen das schon noch. Merken Sie sich: Und wenn einer zehnmal den Boden mit mir aufgewischt hat — deswegen hat er noch lange nicht das Recht, hinter dem Büropersonal her zu sein... Was hat er überhaupt gewollt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wissen ganz genau, was ich meine. Was hat er gewollt?«
    Jetzt war sie befangen. »Na ja, er wollte... Ach, was wird er schon gewollt haben! Er wollte eben, Punkt. Ist das deutlich genug?«
    »Bei weitem nicht«, belehrte ich sie. »Sie mißverstehen mich. Ich spreche nicht von Ihrer Person, ich spreche von Ihrem Aktenschrank.«
    »Wieso?« fragte sie verblüfft. »Der interessiert sich doch nicht für die Akten ...«
    »Ich hatte aber doch den Eindruck, nach der ganzen Art und Weise zu schließen, wie er da bei Ihnen so vor dem Schrank stand.«
    »Aber nein, Mr. Lam ...« Sie fing an zu kichern: »Er hat doch nur... er wollte ein bißchen poussieren, verstehen Sie?«
    »So, glauben Sie«, meinte ich skeptisch. »Was hat er denn gesagt?«
    »Na, er ist natürlich nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen. Er hat gefragt, wie unsere Ablage eingerichtet ist und wie lange ich schon in der Firma bin und wie man so etwas anlegt, damit sich eine neue Kraft gleich auskennt... Lauter solche Sachen wollte er wissen.«
    »Hat er Sie gebeten, ihm das mal zu zeigen? Hat er einen Schubkasten herausgezogen?«
    »Ja, er wollte es gezeigt haben. Aber ich glaube, es kam ihm mehr darauf an, mich in der Ecke zu haben...«
    »Ich will Ihr Selbstvertrauen nicht zerstören, aber .. Wie war das: Hat er ein Fach herausgezogen?«
    »Ja.«
    »Ich vermute, es war das Fach mit dem Buchstaben C — stimmt das?«
    Sie zog die Stirn in Falten und überlegte. »Ja«, gab sie dann zu, »ich glaube... Ich bin nicht ganz sicher, aber ich meine, es war tatsächlich die C-Ablage.«
    »Hm... ist da schon irgend etwas dabei, was Dean Crockett betrifft?«
    »Ja, die Notizen von Mrs. Cool; sie hatte verschiedenes aufgeschrieben wegen des Überwachungsauftrags.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, mehr nicht.«
    »Na schön. Wenn sich Palmer hier wieder mal blicken läßt, dann sorgen Sie dafür, daß er vom Aktenschrank wegbleibt. Ist das klar?«
    »Ja, natürlich... Aber der kommt nicht wieder!«
    »Möglich«, meinte ich. »Aber man kann nie wissen.«
    Damit wollte ich in mein Büro zurück. Aber sie hielt mich zurück: »Mr. Lam...« Ich wandte mich um. »Ja?«
    Sie hatte die Wimpernvorhänge wieder halb heruntergelassen und sah mich an. »Sie sind wundervoll, Mr. Lam.«
    Hoppla! dachte ich. Was hat sie vor? Und wie reagiert der Mann von Welt auf derartige Geständnisse?
    »Aha«, sagte ich schließlich.
    »Ja. Wundervoll.«
    »Wie äußert sich das bitte?«
    »Sie sind so... so völlig furchtlos.«
    »Liebes

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