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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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er genau beobachtet. Nichts Verdächtiges – bis zu dem Zeitpunkt, als sie eine andere Museumsbesucherin angesprochen hatte.
    Leclerc hätte viel darum gegeben, das angeregte Gespräch der beiden Frauen belauschen zu können. Aber er wahrte Abstand, um nicht aufzufallen. Er wollte Doktor Goldmann nicht verärgern, indem er Reyhan Abdallah tötete. Zumindest wollte er so lange wie möglich damit warten.
    Lara überredete Reyhan, mit ihr nach Jeddah zu fliegen, damit Emmet aus erster Hand erfuhr, was hinter den Mauern des Palasts von Scheich Assad vor sich ging.
    Am King Abdul Aziz Airport bemerkte Lara zum ersten Mal den Verfolger, einen blonden Typen, Anfang vierzig, gutgebaut. Markantes Gesicht. Vermutlich hatte Tom Tanaka ihr den Mann als Aufpasser hinterhergeschickt. Lara seufzte. Wenn man auf der Liste von Interpol stand, durfte man offenbar keinen Schritt mehr unternehmen, ohne überwacht zu werden. Nun, irgendwie konnte sie Tanakas Vorsichtsmaßnahme sogar nachvollziehen.
    Im Jeddah Sheraton erzählte Reyhan noch einmal von Anfang an, was sie über das Goldmann-Projekt wusste. Emmet hörte aufmerksam zu, als sie in gebrochenem Englisch berichtete, und stellte ihr nur hin und wieder Zwischenfragen. Als sie geendet hatte, wirkte Emmets Gesicht wie versteinert.
    »Ich habe mitbekommen, dass Doktor Goldmann, Scheich Assad und ein paar andere führende Köpfe des Projekts sich am Donnerstag selbst therapieren wollen«, sagte sie.
    »Wer sind diese anderen Leute?«
    »Das weiß ich nicht. Einer ist Amerikaner. Briggs heißt er, glaube ich. Ein anderer ist Russe. Seinen Namen kenne ich nicht. Und dann ist da noch eine Frau. Eine Engländerin, soweit ich weiß. Ich habe diese Leute aber noch nie zu Gesicht bekommen.«
    »Also sind es insgesamt fünf«, stellte Emmet fest.
    »Mindestens. Und für jeden, der behandelt wird, müssen eine hochschwangere Frau und ein Kind sterben, um ausreichend Frischzellen zu gewinnen.«
    Sichtlich angewidert fuhr Emmet sich mit beiden Händen übers Gesicht. Auch Lara fühlte sich schrecklich, obwohl sie die Geschichte nun schon zum zweiten Mal hörte. Sie stand am Fenster und blickte gedankenverloren auf die North Corniche hinunter.
    Mit was für Menschen hatten sie es hier zu tun? Mit Größenwahnsinnigen, so viel stand fest. Mit Leuten, die jegliche Skrupel verloren hatten, um sich selbst in einen gottähnlichen Status zu erheben. Ein 800-jähriges Leben! Du lieber Himmel!
    Auf der Straße unter ihr hupte ein Auto, was Lara von ihrenGedanken losriss. Während sie instinktiv nach der Quelle des Geräuschs suchte, fiel ihr ein Mann auf, der unter freiem Himmel an einem kleinen runden Bistrotisch saß, einen Kaffee trank und dabei in einer Zeitung blätterte. Groß, blond, sportlich. Markantes Gesicht. Derselbe Mann wie am Flughafen.
    Hinter ihr sagte Emmet gerade: »Für jeden, der sein Leben verlängern will, müssen also drei Menschen sterben – eine Schwangere, ihr Embryo und ein Kind. Allmächtiger, wohin soll das fuhren, wenn Goldmann seine Verjüngungskur erst im großen Stil betreibt?«
    Die Antwort auf diese Frage blieb unausgesprochen, doch Lara spürte, wie sich ihr die Nackenhaare aufrichteten.
    Nach einer Weile sagte Emmet: »Ich habe die Grundrisse des Palasts studiert und dabei einige Möglichkeiten entdeckt, wie wir dort eindringen können. Wenn die Entführten am Donnerstag getötet werden sollen, werden wir am Mittwoch zuschlagen. Um die Gefangenen zu befreien, dürfen wir nichts dem Zufall überlassen. Reyhan, Sie müssen uns helfen, einen genauen Überblick zu bekommen, vor allem über den Aufbau des Labors.«
    Er breitete eine Blaupause auf dem Tisch aus, und Reyhan rückte sich einen Stuhl zurecht. Sie benötigte einen Augenblick, um sich auf dem Gebäudeplan zurechtzufinden. Dann aber erhellte sich ihre Miene, und sie fuhr mit dem Finger übers Papier. »Durch diese Tür gelangt man vom Keller ins Aquarium. Danach folgt dieser Gang. Links und rechts davon befinden sich ein paar Abstellkammern, dann kommen die Labors ...«
    Lara warf einen letzten Blick hinunter zur Straße, wo der blonde Kerl noch immer an seinem Kaffee nippte. Dann setzte sie sich zu den beiden anderen an den Tisch, um sich ein genaueres Bild über den Aufbau des Labors zu verschaffen.
    Bevor Reyhan den Heimweg antrat, eine 400 Kilometer lange Busfahrt in Richtung Süden, verabredeten sie sich für den morgigen Nachmittag im Baibar-Hotel in al-Quz für eine zweite Lagebesprechung. Reyhan

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