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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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gegenüberliegenden Ufer des Loch Arkaig gesehen.
    Ein Auto, das am Samstagmorgen von Murlaggan wegfuhr, musste natürlich nichts zu bedeuten haben. Es gab immer ein paar Fischer, die Einkäufe in der nächstgrößeren Stadt zu erledigen hatten. Dennoch konnte Emmet seine Bedenken nicht abschütteln. Was, wenn jemand in dem Auto saß, der es auf ihn oder die anderen abgesehen hatte? Terroristen, Geheimdienste oder skrupellose Geschäftsleute, denen der Orden in die Quere gekommen war? Rund um den Globus gab es mittlerweile unzählige Feinde, und einige von ihnen wollten Köpfe rollen sehen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Emmet hörte ein Geräusch hinter sich, drehte sich um und sah Donna Greenwood, die soeben aus dem Aufgang der Wendeltreppe ins Freie trat.
    Hübsch wie immer, stellte Emmet fest, während Donna auf ihn zukam, in einen eleganten Ledermantel gehüllt. Der kühle, ablandige Wind, der von den Bergen hinter der Burg herabfegte, wirbelte ihr Haar durcheinander. Es machte sie nur noch schöner.
    Sie trat zu ihm und sah ihn über den schmalen Goldrand ihrer Bifokalbrille hinweg an. »Du scheinst dir Sorgen zu machen«, stellte sie fest. »Leugne es nicht. Wir kennen uns zulange, als dass du mir etwas vormachen könntest. Was ist es? Wieder dein Herz?«
    Emmet schüttelte den Kopf und erzählte ihr von dem Auto.
    »Bist du sicher, dass du dir nichts einbildest?«, fragte Donna. Ihre Stimme klang warm und einfühlsam. »Selbst in einer so wenig belebten Gegend wie dieser ist ein Auto nichts Ungewöhnliches.«
    »Ich weiß. Es ist nur so ein Gefühl.«
    »Männer und Gefühle.« Sie seufzte theatralisch. »Das sind bekanntlich zweierlei Dinge.«
    Emmet kam sich irgendwie ertappt vor. Waren die Worte eine Anspielung? Ahnte Donna etwas von seiner heimlichen Zuneigung zu ihr?
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte er. »Ich habe mir etwas eingebildet.«
    »Selbst wenn jemand uns auf der Spur wäre – denk daran, dass die Burg bestens ausgestattet ist«, sagte Donna. »Niemand kann sich ihr unbemerkt nähern. Zudem verfügen wir über ein Verteidigungsarsenal, um das so manches kleine Land uns beneiden würde.«
    Jetzt musste Emmet sogar lachen. »Du übertreibst.«
    »Aber nicht sehr.«
    »Nein, allerdings nicht.« Er betrachtete sie einen Moment lang schmunzelnd. Wie Donna es doch immer wieder schaffte, ihm direkt ins Herz zu schauen. Auf geheimnisvolle Weise wusste sie in jeder Situation, wie sie ihn zu nehmen hatte. Sie baute ihn auf, wenn es ihm schlecht ging, nahm ihm seine Sorgen, wenn er beunruhigt war, hörte ihm zu, wenn er sich etwas von der Seele reden wollte. Dieses ganz besondere Gespür empfand Emmet als eine Art Seelenverwandtschaft, und die war für ihn noch wichtiger als Donnas attraktives Äußeres.
    Ich liebe diese Frau, dachte er. Irgendwann muss ich es ihr sagen. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.
    Ein Teil von ihm wusste, dass er sich selbst belog. Wann war schon der richtige Zeitpunkt? In den vielen Jahren, die er Donna nun schon kannte, hatte es unzählige Gelegenheiten gegeben, sich ihr zu offenbaren. Keine hatte er genutzt. Vermutlich würde er es auch in Zukunft nicht schaffen.
    »Lara ist vorhin angekommen«, sagte Donna.
    Emmet nickte. »Ich habe sie in einem Fischerboot über den See fahren sehen. Sind die anderen auch da?«
    »Alle bis auf Anthony.«
    »Hast du etwas über ihn herausfinden können?«
    Donna zog ein Stück Papier aus ihrer Manteltasche und reichte es ihm. Es war ein Computerausdruck. Ein Internet-Artikel der New York Times vom vergangenen Dienstag.
    Emmet überflog den Artikel. Er handelte von einer Entführung, die sich am Montag auf offener Straße in der Bronx ereignet hatte. Vier Männer, dem Aussehen nach Araber, hatten einen Schwarzen über mehrere Häuserblocks hinweg verfolgt und ihn schließlich in ein Auto gezerrt. Von den Kidnappern fehlte jede Spur. Der Entführte hatte bislang noch nicht identifiziert werden können.
    Wieder gruben sich Sorgenfalten in Emmet Walshs Stirn, diesmal noch tiefer als zuvor. Es gab kaum einen Zweifel, dass es sich bei dem Entführten um Anthony Nangala handelte, der seit Montag wie vom Erdboden verschluckt war. Die E-Mail an Emmet mit der Bitte, sich bei ihm zu melden, war sein letztes Lebenszeichen gewesen. Auf Emmets Bandansage hatte er nicht reagiert.
    Wer hatte ihn gekidnappt? Was hatte er den Entfuhrern verraten? Lebte er noch, oder war er bereits umgebracht worden? Und hatte das Auto von vorhin etwas mit der

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