Der Zweite Messias
werde ich tun, was ich kann, um es für Sie herauszufinden.« Becket nahmJacks Hände in seine. »Ich werde dafür beten, dass Ihre Seele Frieden findet. Und auch dafür, dass Sie die Kraft haben, dem Täter zu vergeben, wenn Sie herausfinden, wer die Schriftrolle gestohlen und den Professor getötet hat.«
»Vergeben? Warum sollte ich?«
»Weil die Vergebung der erste Schritt ist, Erlösung zu finden.«
»Tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht versprechen.«
112.
Lela saß neben Ari auf der Rückbank des Taxis. Er hielt ein kleines Fernglas in der Hand und beobachtete das Kloster am Ende der Straße. »Hat Cane gesagt, wie lange sein Gespräch mit dem Papst dauern wird?«
»Nein. Du musst mir glauben, Ari. Cane hat Green nicht getötet. Er ist unschuldig.«
»Das muss Weiss entscheiden.« Ari zog seine Pistole aus der Tasche. »Ich habe den Auftrag, Cane nach Israel zu bringen. Daran wird sich nichts ändern. Wenn wir uns den Burschen schnappen, nehmen wir auf niemanden Rücksicht, verstanden? Deshalb will ich dir eine freundschaftliche Warnung zukommen lassen, Lela.«
»Und die wäre?«
»Halte dich aus der Sache raus und lass meine Männer ihren Job machen. Solltest du versuchen, Cane auf irgendeine Weise zu helfen, machen wir notfalls von der Schusswaffe Gebrauch.«Jack stieg die Stufen vom Kloster hinunter. Abt Fabrio schloss hinter ihm die Eichentür. Einer der bewaffneten Wachmänner öffnete das Tor, und Jack trat hinaus auf den sonnigen Bürgersteig.
Als er zu dem Café ging, in dem er sich von Lela verabschiedet hatte, klingelte sein Handy. Jack schaute aufs Display und sah eine ihm unbekannte Nummer. »Ja?«, meldete er sich.
»Mr. Cane«, sagte eine fremde Stimme.
»Wer spricht da?«
»Keine Fragen. Hören Sie nur zu und befolgen Sie die Befehle, die ich Ihnen erteile.«
»Was …«
»Sie sollten lieber zuhören, Mr. Cane.«
Es hörte sich an, als würde der Mann das Handy weitergeben; dann erklang Yasmins ängstliche Stimme. »Jack? Bist du es?«
»Yasmin!«
»Jack, diese Leute sagen, sie werden mich töten.«
»Welche Leute?«
»Sie wollen die Schriftrolle.« Yasmins Stimme war voller Panik. »Sie wollen …«
Der Mann unterbrach sie mitten im Satz. »Wo sind Sie, Mr. Cane?«
»In Trastevere.«
»Wissen Sie, wo der Trevi-Brunnen ist?«
»Ja.«
»Gehen Sie dorthin. Auf der anderen Seite des Platzes befindet sich die Via del Lavatore. Stellen Sie sich dort an die Ecke und warten Sie. Wenn Sie jemanden informieren, töten wir die Frau.«
»Hören Sie …«
»Sie haben zwanzig Minuten.«
»So schnell schaffe ich es nicht bis zum Trevi-Brunnen.«
»Zwanzig Minuten, sonst brauchen Sie gar nicht mehr zu kommen. Dann ist sie tot.«
Ari schaute durch das Fernglas auf den Eingang des Klosters. »Okay, Cane ist unterwegs.«
Lela sah, dass Jack das Tor passierte, nachdem der Wachmann es aufgeschlossen hatte. Er ging auf das Café zu, zog plötzlich sein Handy aus der Tasche und drückte es sich ans Ohr.
Ari ließ Jack nicht aus den Augen. »Er telefoniert.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Hirsh.
»Wir warten, bis er näher herangekommen ist. Dann schlagen wir zu.«
Lela beobachtete Jack, der nun sein Gespräch beendete. Er blieb kurz stehen, als müsste er eine Entscheidung treffen. Dann ging er weiter und verschwand hinter einem geparkten grünen Van aus ihrem Blickfeld.
Ein paar Sekunden vergingen, ohne dass er wieder auftauchte. Ari, der noch immer durch das Fernglas schaute, runzelte die Stirn. »Wo ist er abgeblieben?«
Weitere bange Sekunden verstrichen, doch von Jack war nichts zu sehen. Ari klopfte Hirsh auf die Schulter. »Fahren Sie näher an den Van heran. Cane ist aus irgendeinem Grund hinter dem Wagen verschwunden.«
»Oder er versteckt sich.«
»Das werden wir gleich herausfinden. Fahren Sie los, damit wir uns den Kerl endlich schnappen können.«
Ari zog einen schwarzen Schalldämpfer aus der Tasche und schraubte ihn auf den Lauf seiner Pistole, um nicht den Sicherheitsdienst des Vatikans zu alarmieren, falls er die Waffe benutzen musste.
»Ich habe ein seltsames Gefühl bei der Sache, Ari«, sagte Lela. »Ich erkenne dich kaum wieder.«
Ari gab ihr keine Antwort, sondern schraubte den Schalldämpfer auf den Lauf und lud die Waffe durch. »Wo steckt er, Mario? Verdammt, Hirsh, fahren Sie näher an den Van heran!«
Als sie neben dem grünen Van standen, sah Lela, dass sich dahinter eine kopfsteingepflasterte, menschenleere Gasse verbarg.
Ari ballte
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